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Der Papst während einer Ansprache in der mittelitalienischen Region Molise am Wochenende

© epa-dpa

Italien: Mafiosi rebellieren gegen Bann des Papstes

Der Papst hat kürzlich öffentlich erklärt, dass Mafiosi exkommuniziert seien. Doch die eigene Kirchenbasis scheint damit ihre Schwierigkeiten zu haben.

Zwei Wochen nach der öffentlichen Exkommunikation der Mafia durch Papst Franziskus scheint die Botschaft an der Basis des Klerus Verwirrung zu erzeugen. Am Wochenende wurde bekannt, dass die wegen Mafia-Delikten einsitzenden Häftlinge im Gefängnis von Larino in der mittelitalienischen Provinz Molise in einen Gottesdienststreik eingetreten seien. Doch der Gefängnisseelsorger milderte die Bedeutung der Worte des Papstes.

"Der Papst will niemanden verjagen"

Bekannt geworden war die “Messe-Revolte”, wie sie in italienischen Medien heißt, durch den Bischof der Diözese Campobasso, Giancarlo Bregantini, in einer Sendung von Radio Vatikan. Er berichtete dort, dass die Gefangenen im Hochsicherheitstrakt von Larino, wo viele Mitglieder der kalabresischen ‚Ndrangheta einsitzen, erklärt hätten: “Wenn wir exkommuniziert sind, lohnt es sich auch nicht zur Messe zu gehen.” Der Gefängnisseelsorger Don Marco Colonna wehrte sich im Gespräch mit der römischen Zeitung La repubblica gegen das Wort “Revolte“, bestätigte aber, dass die Gefängnisgemeinde gegen die öffentliche Exkommunikation des Papstes protestiert habe. „Ich habe ihnen dann erklärt, dass der Papst niemanden verjagen will. Er hat nur den rechten Weg aufgezeigt. Er will ihre Erlösung, nicht ihre Vertreibung.“ Am vergangenen Sonntag seien viele zur Messe gekommen.

Bischofskonferenz verspricht Konsequenzen

Papst Franziskus allerdings hatte vor zwei Wochen deutlich gemacht, dass er einen klaren Bruch zwischen Kirche und Mafia will: „Diejenigen, die den falschen Weg wählen, wie auch die Mafiosi, sind nicht in der Kommunion mit Gott. Sie sind exkommuniziert“, sagte Franziskus während eines Besuchs in der süditalienischen Region Kalabrien, wo die ‚Ndrangheta zu Hause ist. Der Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz bestätigte später, dies werde Folgen für den Alltag haben, der Klerus müsse mehr Sensibilität entwickeln.

Früher traf es die Kommunisten und die Gründer Italiens

Exkommunikation ist nach katholischem Kirchenrecht nicht der völlige Ausschluss aus der Kirche. Wer exkommuniziert ist, darf aber keine Sakramente mehr empfangen und Dienst in der Kirche leisten. Frühere Päpste hatten den Bann über Italiens Kommunisten verhängt und noch früher über alle, die an der Gründung des Königsreichs Italien beteiligt waren, ja sich sogar an Wahlen beteiligten. Die praktischen Konsequenzen blieben allerdings meist aus. Auch Graf Camillo Cavour, die zentrale Figur der Einigung Italiens, hatte rechtzeitig Vorsorge getroffen und erhielt von einem loyalen Priester die Sterbesakramente.

Madonnenstatue grüßt den Boss

Wie schwierig der Bruch mit der Mafia wird, zeigte am Sonntag auch das Bekanntwerden eines Vorfalls im Örtchen Oppido Mamertina in Kalabrien. Während einer Prozession hatten die Träger der Madonnenstatue vor dem Haus eines 'Ndrangheta-Bosses Halt gemacht und die Figur der Muttergottes in einer Grußgeste gegen sein Haus geneigt. Während die ebenfalls teilnehmenden Carabinieri die Prozession unter Protest verließen, reagierten Kirchenleute die und Mitglieder des Stadtrats nach örtlichen Presseberichten nicht. Gegen den Pfarrer, der die Prozession anführte, hat sein Bischof jetzt eine Untersuchung eingeleitet. Der Bürgermeister verteidigte das Geschehen damit, der Stopp an jener Stelle sei jahrzehntealte Praxis und habe nichts mit der Mafia zu tun.

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