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Ein Blick auf das Flussbett des Po an der Becca-Brücke am 25. Juni 2022.

© Luca Bruno/AP/dpa

Heftige Trockenheit vor allem im Norden: Italiens Regierung will Dürre-Notstand beschließen

Gewässer wie der Fluss Po führen deutlich weniger Wasser als zu dieser Jahreszeit üblich. Daher soll in bestimmten Gebieten der Notstand ausgerufen werden.

Italiens Regierung will wegen der gravierenden Trockenheit in Teilen des Landes den Notstand beschließen. Am Montagabend sei dazu ein Treffen des Ministerrates geplant, teilte der Amtssitz von Ministerpräsident Mario Draghi mit. Die Regierung will demnach den Notstand für die Gegenden ausrufen, die am stärksten von der Dürre betroffen sind.

Vor allem Norditalien erlebt derzeit heftige Trockenheit. Große Seen wie etwa der Gardasee führen deutlich weniger Wasser als normalerweise zu dieser Jahreszeit.

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Der Wasserstand im Fluss Po – der längste Strom Italiens – ging so weit zurück, dass an der Meermündung Salzwasser kilometerweit in das Flussbett drang. Der Pegel ist an manchen Stellen so niedrig wie seit 70 Jahren nicht mehr.

Städte wie Pisa und Verona schränkten unlängst die Wassernutzung ein. Venedig und Mailand drehten einen Teil der Brunnen ab.

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Die Schwere und Wahrscheinlichkeit von Dürren haben durch den Klimawandel mit hoher Gewissheit im Mittelmeerraum und auch in anderen Weltregionen zugenommen.

Hitzewellen, die dann die Folgen von Dürren noch verstärken, sind durch den Klimawandel ein vielfaches häufiger geworden. „Bei den Hitzewellen ist der Zusammenhang eindeutig. Hier ist der Klimawandel ein absoluter Gamechanger, Hitzewellen werden dadurch hundert, ja sogar tausend Mal wahrscheinlicher“, sagte die Klimawissenschaftlerin Friederike Otto vor einiger Zeit im Tagesspiegel Interview.

Spanien und Portugal waren seit tausend Jahren noch nie so trocken

Auch Teile von Spanien und Portugal sind so trocken wie seit mehr als tausend Jahren nicht mehr. Grund dafür ist eine durch den Klimawandel ausgelöste Veränderung des Azoren-Hochdruckgebiets, wie es in einer am Montag in der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ veröffentlichten Studie heißt, die vor schwerwiegenden Folgen für die Wein- und Olivenproduktion warnt.

Das Azorenhoch, ein Hochdruckgebiet im Atlantik, hat großen Einfluss auf das Wetter und langfristige Klimatrends in Westeuropa. Im Sommer schickt das Azorenhoch heiße, trockene Luft nach Portugal, Spanien und Frankreich. Im Winter sorgt es für Feuchtigkeit und Niederschläge. Die winterlichen Niederschläge sind laut den Autoren der Studie „lebenswichtig“ für die ökologische und ökonomische Gesundheit der Iberischen Halbinsel.

Zusammenhang mit dem Klimawandel nachgewiesen

Anhand von Klima-Modellierungen der vergangenen 1200 Jahre haben US-Forscher nun herausgefunden, dass sich das Hochdrucksystem im vergangenen Jahrhundert „dramatisch verändert hat“ und „dass diese Veränderungen des nordatlantischen Klimas innerhalb des letzten Jahrtausends beispiellos sind“.

Demnach begann das Hochdrucksystem vor etwa 200 Jahren, als die Treibhausgase zunahmen, sich auf eine größere Fläche auszudehnen. Im 20. Jahrhundert dehnte es sich durch die globale Erwärmung noch stärker aus. Die Niederschlagsmengen hingegen gingen zurück - die Winter im westlichen Mittelmeerraum sind trockener geworden. Frühere Studien hatten nicht zeigen können, ob der menschengemachte Klimawandel für die Veränderungen des Klimas im Nordatlantik verantwortlich ist - nun haben die Autoren nach eigenen Angaben den Zusammenhang festgestellt.

Das Azorenhoch wird sich im 21. Jahrhundert durch den Klimawandel noch weiter ausbreiten. Bis Ende des Jahrhunderts werden die Niederschläge in der Region voraussichtlich um weitere zehn bis 20 Prozent sinken, was verheerende Folgen für die Landwirtschaft haben könnte.

Die Weinbaugebiete auf der Iberischen Halbinsel könnten bis 2050 um mindestens ein Viertel schrumpfen. Die Olivenernte in Südspanien könnte früheren Studien zufolge bis 2100 um 30 Prozent zurückgehen. (dpa/AFP/Tsp)

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