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Kirchen: Pius-Brüder reizen Bischof von Fulda

Neuer Ärger um die Pius-Brüder: Die Weihe einer Kapelle hat Fuldas Bischof Algermissen zu einer Beschwerde in Rom veranlasst. Und es droht noch härterer Streit.

Fuldas Bischof Heinz Josef Algermissen hatte die Weihe der Kapelle durch die Pius-Bruderschaft ausdrücklich untersagt, die Stadt Fulda eine Nutzungsgenehmigung zwar erteilt, aber auf drei Jahre beschränkt. Die Behörde verbot zudem, einen von den Pius-Brüdern geplanten Glockenturm zu errichten. Doch die Brüder zogen die Weihe gegen den Widerstand der Kirche durch und provozierten die Vertreter des katholischen Bistums aufs Äußerste.

In der Auseinandersetzung schaltete Algermissen nun den Vatikan ein. Die Weihe der Kapelle durch die Bruderschaft am Sonntag gegen den Willen des Bistums habe die Grenzen überschritten, sagte der Bistumschef der Fuldaer Zeitung. Deshalb habe er den apostolischen Nuntius, den Vertreter des Papstes in Deutschland, und den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz "per Brief ausführlich informiert". Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, warf der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft im Deutschlandfunk einen "Affront gegen die Einheit der Kirche" vor. Ihre Ankündigung, Ende des Monats drei Priester zu weihen, verstoße gegen das Kirchenrecht, sagte Zollitsch. Er hoffe auf eine klare Antwort des Vatikans.

Algermissen zufolge zeigen die Brüder zu wenig Entgegenkommen, nachdem Papst Benedikt XVI. in "seinem barmherzigen Akt" die Exkommunikation von vier verbotenerweise geweihten Bischöfen aufgehoben hatte. "Die notwendigen Gespräche mit der Bruderschaft muss jetzt der Vatikan führen", sagte Algermissen weiter.

Die Bruderschaft habe ihn im Juli 2008 um die Nutzung der 550 Jahre alten Severinkirche im Herzen Fuldas gebeten, was er abgelehnt habe. Doch dies ist nicht der einzige Kritikpunkt, den Algermissen gegen die Brüder vorbringt: Die Erwartung der Priesterbruderschaft, dass sich die katholische Kirche zu ihnen hin bekehren solle, sei "der Gipfel der Arroganz und der Ignoranz", sagte Algermissen und ergänzt: Die Existenz der Bruderschaft sei "eine tiefe Wunde im Leib der Kirche".

Nun dräut weiteres Ungemach: Ungeachtet der Kritik von Vertretern der Amtskirche will die Bruderschaft in ihrem Priesterseminar Zaitzkofen bei Regensburg am 27. Juni drei Diakone und drei Priester weihen. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hatte schon vor Monaten weitere Weihen in dem Priesterseminar der Bruderschaft verboten. Müller hat sich deswegen auch an den Vatikan gewandt. Bislang habe er keine Antwort aus Rom erhalten, sagte der Bischof dem Bayerischen Rundfunk. Wie das Bistum nun mit den angekündigten Priesterweihen weiter umgehen wird, ist unklar. Das Ordinariat war am Montag zu einer Stellungnahme nicht bereit.

Die strafrechtlichen Ermittlungen wegen Volksverhetzung gegen den Pius-Bischof Richard Williamson dauern an. In Zaitzkofen hatte der britische Bischof Williamson im vergangenen Jahr die Ermordung von sechs Millionen Juden in den Gaskammern bestritten und nur eine geringere Zahl von Opfern in den Konzentrationslagern der Nazis eingeräumt.

Wegen der Äußerungen, die er einem schwedischen Fernsehsender gesagt hatte, ermittelt die Staatsanwaltschaft. Seit mehreren Wochen läuft ein Rechtshilfeersuchen an Schweden, um den Journalisten dort als Zeugen zu vernehmen. Wann es eine Antwort aus Schweden gebe, sei noch unklar, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Günther Ruckdäschel.

Im Januar hatte der Papst die Exkommunikation von Williamson und drei anderen Bischöfen der umstrittenen Traditionalistenbruderschaft zurückgenommen. Dies hatte wegen der Holocaust-Leugnung des Bischofs, die dem Papst zu dem Zeitpunkt allerdings nicht bekannt gewesen sein soll, weltweite Empörung ausgelöst. Die Bruderschaft ist nach Auffassung der Deutschen Bischofskonferenz nach wie vor aus der katholischen Kirche ausgeschlossen.

ZEIT ONLINE, tst, dpa

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