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Kommunalwahlen: Drei Polen für Vorpommern

Zum ersten Mal wollen in Mecklenburg-Vorpommern drei Polen in den Kommunalparlamenten mitmischen.

Schwerin - „Ich will Pasewalk attraktiver für andere Investoren machen“, sagt Jaroslaw Wieczorek, der in seinem Betrieb Spezialvorrichtungen für Automobilhersteller produziert. Wenn mehr Firmen in die strukturschwache Gegend kämen, würde sich die gesamte Infrastruktur verbessern – wovon auch Wieczoreks Unternehmen profitieren würde. Außerdem brauche die Kleinstadt laut Wieczorek mehr Kinos, mehr Kultur und mehr Cafés. Schließlich will der 42-Jährige nach drei Jahren seine Familie aus Polen herholen. Wieczorek tritt auf der Liste der einheimischen Wählergemeinschaft „Wir in Pasewalk“ an. „Ich will integrieren, nicht separieren“, sagt der Unternehmer.

Im grenznahen Uecker-Randow-Kreis, zu dem Pasewalk gehört, hängen an den Laternenpfählen der kleinen Städte und Dörfer vor allem Plakate der NPD. Bei den letzten Kommunalwahlen 2004 holten die Rechtsextremen landesweit gerade einmal zehn Mandate. Bei der Landtagswahl 2006 kamen sie im Osten des Landes vielerorts bereits auf zweistellige Ergebnisse. Die NPD schürt alte Ressentiments gegen die Polen und neue Ängste vor „Überfremdung“ und „Ausverkauf“ der deutschen Heimat. Wieczorek glaubt, ein gutes Gegenargument zu haben, schließlich schaffe er in seinem kleinen Unternehmen zwölf Jobs für Deutsche.

In dem dünn besiedelten Landstrich fallen die rund 1000 hier lebenden Polen durchaus ins Gewicht. Billige Wohnungen und so manche Subvention aus dem Schweriner Landeshaushalt haben sie meist aus dem teuren Speckgürtel der nahen polnischen Großstadt Stettin nach Vorpommern gelockt. Gut 200 davon leben allein in dem 3000-Einwohner-Städtchen Löcknitz. Zahlreiche meist kleine Geschäfte wecken bei Lokalpolitikern Hoffnung auf den Aufschwung.

An der Integration der neuen Mitbürger will auch die Erzieherin Dorota Siuda-Pankau mitwirken, die für die CDU kandidiert. Katarzyna Werth hingegen bewirbt sich als einzige Kandidatin des Vereins „Pomeraniak“ um einen Sitz im Stadtparlament. Die 29-jährige Betriebswirtin will den Polen in Löcknitz eine eigene Stimme geben, denn die haben durchaus ihre ganz speziellen Probleme. So wollen weder die deutschen noch die polnischen Behörden Kindergeld an die „Übersiedler“ zahlen. Ihre Freunde haben unterschiedlich auf ihre Kandidatur reagiert, berichtet Werth. „Viele fanden es toll. Aber einige fragen auch: Worauf lässt du dich da bloß ein?“

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