zum Hauptinhalt

Konferenz: Zweiter Anlauf für Afghanistan

Die Internationale Konferenz in Den Haag bringt der US-Politik breite Zustimmung. Auch Iran nahm an der Konferenz teil - kritisiert aber die Aufstockung der US-Truppen in Afghanistan.

Den Haag/Berlin - Sieben Jahre nach dem Sturz der Taliban hat sich die internationale Gemeinschaft am Dienstag trotz aller Rückschläge in Afghanistan zur neuen US-Strategie bekannt. „Endlich sind wir auf dem Weg einer gemeinsamen Strategie, die uns auch gemeinsame Erfolge gewährleistet“, lobte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) auf einer von den USA angeregten UN-Konferenz für Afghanistan in Den Haag. Ähnlich äußerten sich Außenminister zahlreicher der mehr als 70 vertretenen Staaten. Am Rande der Konferenz kamen der US-Sondergesandte für Afghanistan, Richard Holbrooke, und der iranische Vize-Außenminister Mehdi Achundsadeh zu einem Gespräch zusammen. US-Außenministerin Hillary Clinton sprach von einem „kurzen und freundlichen“ Treffen. Es gilt als erster Schritt zu einer Wiederannäherung der beiden Staaten. Achundsadeh bekräftigte die Bereitschaft seines Landes, sich beim Wiederaufbau Afghanistans und der Bekämpfung des Drogenhandels zu beteiligen. Zwar nannte er die USA nicht direkt, kritisierte aber die Entscheidung, die Truppen im Lande zu verstärken. „Die Präsenz ausländischer Truppen hat die Dinge im Land nicht verbessert, und es sieht so aus, dass sich eine Anhebung der Zahl der ausländischen Truppen ebenfalls als ineffektiv erweisen wird.“

Clinton sprach sich für eine Aussöhnung mit sogenannten moderaten Taliban aus, die dem Extremismus abschwören. Afghanistans Präsident Hamid Karsai pochte auf die Federführung seiner Regierung bei einer Annäherung an die radikal-islamische Gruppierung.

Steinmeier kündigte an, Afghanistan bei der zivilen Überwachung seines Luftraums zu helfen. Derzeit liege die Luftraumsicherung in militärischer Hand, sagte Steinmeier. Als ersten Schritt will Berlin gemeinsam mit den Vereinigten Arabischen Emiraten den Ausbau des Flughafens Masar-i-Scharif zum zentralen Luftfahrt- und Handelsflughafen voranbringen. Dafür stehen derzeit 35 Millionen Euro bereit.

Der Leiter des „Afghan Information Center“ in Bonn, Yahya Wardak, ist skeptisch, ob die von Obama vorgenommene Kurskorrektur wirklich einen Strategiewechsel bedeutet. „Wir verstehen nicht, was die Aufstockung der Soldaten bedeutet“, meint Wardak im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Die Präsenz ausländischer Soldaten mache nur Sinn, wenn sie gezielt mit einer afghanischen Einheit zusammenarbeiteten und damit Armee und Sicherheitskräfte trainierten. „Ansonsten brauchen wir Isaf nicht“, meint Wardak im Hinblick auf die internationale Sicherheitstruppe, die seiner Ansicht nach den Terror nicht besiegen könne.

Wardak und seine Organisation, die Institutionen und Privatleute über Afghanistan informiert, fordern seit Jahren stärkere zivile Aufbauhilfe. Allerdings hält er die militärisch-zivile Kooperation auf diesem Gebiet für verhängnisvoll. „Wenn Schulen von Taliban wieder zerstört werden, liegt das auch daran, dass sie von ausländischen Soldaten aufgebaut wurden“, glaubt Wardak. Hier müsse eine strikte Trennung erfolgen. Den regionalen Ansatz der USA begrüßt Wardak. Allerdings hält er es für falsch, der pakistanischen Regierung Milliarden Dollar für den Kampf gegen den Terrorismus zu überlassen, ohne genau zu kontrollieren, ob das Geld zum Aufbau in den Grenzgebieten eingesetzt wird. dpa/AFP/an

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false