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Politik: Kopftuchstreit: Islamist schießt fünf türkische Richter nieder

Ein islamischer Extremist hat in Ankara fünf Richter niedergeschossen, weil sie mit einem Urteil das Kopftuchverbot in der Türkei verschärft hatten. Ein Opfer starb, vier weitere wurden verletzt.

Ein islamischer Extremist hat in Ankara fünf Richter niedergeschossen, weil sie mit einem Urteil das Kopftuchverbot in der Türkei verschärft hatten. Ein Opfer starb, vier weitere wurden verletzt. „Wir sind die Soldaten Allahs“ rief der 29-jährige Istanbuler Anwalt Alparslan Arslan während der Tat, wie die Behörden mitteilten. „Möge der Zorn Allahs über euch kommen.“ Arslans Opfer waren die Richter der Zweiten Kammer des Obersten Verwaltungsgerichts des Landes. Sie hatten sich im Februar mit ihrem Urteil den Zorn sowohl des religiösen Lagers als auch der islamisch geprägten Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zugezogen.

Der Kammervorsitzende Mustafa Birden erlitt einen Bauchschuss, sein Kollege Mustafa Yücel Özbilgin wurde am Kopf getroffen und starb am Nachmittag im Krankenhaus. Ein weiterer Richter und zwei Richterinnen wurden ebenfalls verletzt. Der Täter wurde festgenommen.

Die Richter hatten den Rauswurf einer Lehrerin bestätigt, die zwar nicht in der Schule, aber auf dem Weg zur Arbeit das islamische Kopftuch anlegte. Lehrer seien auch außerhalb der Schule Vertreter der laizistischen Republik, urteilten sie. Eine islamistische Zeitung veröffentlichte daraufhin die Fotos der Richter – ein unausgesprochener Gewaltaufruf, sagt die Staatsanwaltschaft, die deshalb gegen die Zeitung ermittelt.

Der Streit zwischen dem religiösen Lager und den anti-islamischen Kräften in der Türkei schlägt immer häufiger in Gewalt um. Vergangene Woche wurde das Redaktionsgebäude der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“ innerhalb weniger Tage dreimal mit Handgranaten angegriffen; auch dabei riefen die unbekannten Täter „Gott ist groß.“

Erdogan und andere Regierungspolitiker verurteilten die Gewalttat vom Mittwoch. Die Opposition sieht dagegen eine Mitschuld bei Erdogans Kabinett, weil die Regierung radikale Gegner des Kopftuchverbots ermuntere.

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