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Frankreich: Krawalle heizen Wahlkampf an

Nach den Ausschreitungen im Pariser Gare du Nord hat die Sozialistin Ségolène Royal Konkurrent Nicolas Sarkozy als Schuldigen ausgemacht. Die Randalierer denken da ähnlich. Sarkozy seinerseits beschuldigt Royal, sich mit den Unruhestiftern zu solidarisieren.

Paris - In Frankreichs Präsidentschaftswahlkampf haben die Krawalle in einem Pariser Bahnhof die Debatte um die innere Sicherheit wieder angeheizt. Die Sozialisten warfen dem konservativen Ex-Innenminister und Präsidentschaftskandidaten Nicolas Sarkozy vor, durch seine harte Linie ein "Klima der Spannungen" geschaffen zu haben. Eineinhalb Jahre nach den Vorstadt-Krawallen beschuldigte der Nationalist Philippe de Villiers Sarkozy dagegen der "Laxheit". Am Dienstagabend hatte im Bahnhof Gare du Nord die Festnahme eines Schwarzfahrers zu stundenlangen gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen über hundert Jugendlichen und der Polizei geführt; acht Bahnangestellte und ein Polizist wurden leicht verletzt.

Die Zusammenstöße hatten begonnen, als Gendarmen einen 33-jährigen Schwarzfahrer festnahmen, der zwei Kontrolleure der Pariser Verkehrsbetriebe geschlagen haben soll. Mehrere dutzend Jugendliche, die den Vorfall beobachteten, folgten den Polizisten mit ihrem Gefangenen, der laut Regierung keine Aufenthaltsgenehmigung besitzt. Mit der anrückenden Verstärkung der Polizei lud sich die Stimmung auf, bis erste Gegenstände, meist Wasser- und Saftflaschen, in Richtung der Polizisten flogen.

Parolen gegen Sarkozy

Sieben Stunden lang lieferten sich die Jugendlichen - darunter auch mehrere junge Frauen - in dem weit verzweigten Bahnhof ein Katz- und Mausspiel mit der Polizei, zerschlugen Scheiben von Schaufenstern und Werbetafeln und setzten Mülleimer in Brand. Dabei riefen sie immer wieder Parolen gegen den erst am Montag als Innenminister aus dem Amt geschiedenen Sarkozy. Andere schrien "Polizei überall, Gerechtigkeit nirgends" oder "Nieder mit dem Staat, den Bullen und den Chefs". Erst nach Mitternacht gelang es der Polizei, das Untergeschoss des Bahnhofs und die angrenzende Metro-Station unter Einsatz von Tränengas zu räumen. 13 Menschen wurden festgenommen, darunter fünf Minderjährige.

Der liberale Präsidentschaftsanwärter François Bayrou sagte, Sarkozy habe aus der Polizei "eine Repressionstruppe" gemacht. "Deshalb sind wir heute an diesem Punkt angelangt." Die Sozialistin Ségolène Royal erklärte, Sarkozy sei als Innenminister "auf der ganzen Linie gescheitert". Die Tatsache, dass "eine einfache Kontrolle zu einer solchen Konfrontation ausarten kann, zeigt, dass etwas nicht mehr funktioniert."

Sarkozy: Auf der Seite der Opfer

Sarkozy beschuldigte Royal seinerseits bei einem Besuch im Gare du Nord, "sich auf Seiten derer zu stellen, die ihre Zugfahrkarte nicht bezahlen". Die Krawalle seien nicht hinnehmbar. Er verurteilte, dass sich offenbar Unbeteiligte mit dem Schwarzfahrer solidarisiert und die Polizei angegriffen hätten. "Ich stehe nicht auf der Seite der Schwarzfahrer, Betrüger und Unehrlichen", sagte Sarkozy. "Ich stehe auf der Seite der Opfer." (tso/AFP)

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