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Vorstädte: Krawalle in Paris eskalieren

Die Krawalle in den Pariser Vorstädten haben mit Schüssen auf Polizisten und Feuerwehrleute einen neuen Höhepunkt erreicht. In drei Vorstädten sind Beamte mit scharfer Munition beschossen worden.

Paris - Verletzungen habe es in La Courneuve und zwei weiteren Vorstädten aber nur durch Steinwürfe gegeben, teilte die Polizei mit. Die Regierung berief eine Krisensitzung ein. Mehrere Randalierer im Alter zwischen 18 und 28 Jahren wurden in Schnellverfahren zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt.

In der siebten Nacht in Folge gingen wieder zahlreiche Fahrzeuge in Flammen auf. Ein Schwerpunkt war das Département Seine-Saint-Denis nordöstlich von Paris, wo es in 20 der 40 Gemeinden zu Ausschreitungen kam. Allein hier zählte die Polizei 177 ausgebrannte Autos. Vermummten Randalierer verwüsteten ein Einkaufszentrum sowie Geschäfte, Schulen und eine leere Polizeiwache. Auch eine Sporthalle wurde angezündet. Doch auch im westlichen Département Yvelines, zu dem auch Versailles gehört, wurden 25 Fahrzeuge abgebrannt.

Auslöser der Gewalt war vor einer Woche der Tod zweier Jugendlicher gewesen, die sich vor der Polizei in einem Transformatorhaus verstecken wollten und dort einen Stromschlag erlitten hatten. Die Staatsanwaltschaft eröffnete deswegen am Donnerstag ein Ermittlungsverfahren wegen unterlassener Hilfeleistung. Die Untersuchung habe ergeben, dass die Jugendlichen nicht von der Polizei verfolgt worden seien, hieß es.

Die Unruhen lösten eine heftige Debatte über die Verantwortung der Regierung und die Einwanderung aus. Der Führer der rechtsradikalen Nationalen Front, Jean-Marie Le Pen, erklärte, Frankreich werde «von ausländischen Horden attackiert», die man per Gesetz nicht mehr als Ausländer bezeichnen dürfe. Die Regierung sei machtlos gegen diese «Erhebung in rechtsfreien Zonen». Der neogaullistische Bürgermeister von Aulnay-sous-Bois rief dagegen die Bürger zu einem Schweigemarsch gegen die Gewalt auf. Polizeigewerkschaften kritisierten die «politische Instrumentalisierung» der Gewalt durch die Parteien.

Islamische Würdenträger riefen die Jugendlichen zur Mäßigung auf. «Die islamische Gemeinschaft muss geachtet werden, weil sie selbst die anderen achtet», erklärte der Rektor der Pariser Moschee, Dalil Boubakeur. Die Einwanderer müssten menschenwürdig untergebracht und behandelt werden. Präsident Jacques Chirac sei «ein Freund der Muslime», versicherte Boubakeur. (tso/dpa)

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