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Karsai

© dpa

Krieg am Hindukusch: US-Geheimdienststudie: In Afghanistan herrscht Chaos

Im nahezu fertiggestellten Geheimdienstbericht zur Lage in Afghanistan ist offenbar nur wenig Gutes zu lesen. Demnach befindet sich das Land in einer "Abwärtsspirale", Al Qaida und die Taliban erstarken und Korruption und Opiumhandel blühen.

US-Geheimdienste haben nach Medienberichten in einer geheimen Studie ein äußerst düsteres Bild von der Lage in Afghanistan gezeichnet. Danach befindet sich das Land in einer "Abwärtsspirale" und es bestehen ernste Zweifel an der Fähigkeit der afghanischen Regierung, den wachsenden Einfluss der Taliban einzudämmen.

Den Zeitungen "New York Times" und "Washington Post" zufolge ist diese Einschätzung im nahezu fertiggestellten Entwurf für einen nationalen Geheimdienstbericht enthalten. Beide Zeitungen berufen sich dabei auf US-Regierungsbeamte. Demnach ist die Lage in Afghanistan durch die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Al-Qaida-Terroristen, Taliban und einem sich ausweitenden Netz von militanten Gruppen äußerst kompliziert geworden.

Opiumhandel destabilisiert Afghanistan

Die in der Regierung von Präsident Hamid Karsai wütende Korruption habe den Zusammenbruch zentraler Autorität ebenso beschleunigt wie die wachsende Gewalt durch Militante von Zufluchtsorten in Pakistan aus. Weiter werde in der Studie auf den destabilisierenden Effekt des blühenden Heroinhandels hingewiesen, der nach manchen Schätzungen 50 Prozent der afghanischen Wirtschaft ausmacht.

Nach Angaben der Zeitungen hat die US-Regierung die Arbeit an dieser umfangreichsten Grundeinschätzung der Lage in Afghanistan seit Jahren mit besonderer Dringlichkeit vorangetrieben, um auf dieser Basis die bisherige Afghanistan-Strategie überprüfen zu können.

Abweichende Opferzahlen

Das US-Verteidigungsministerium hat unterdessen nach Wochen bestätigt, dass bei einem Luftangriff in Afghanistan mehr Zivilisten ums Leben gekommen sind als ursprünglich angegeben. Dem neuen Pentagon-Bericht zufolge starben bei der Militäraktion gegen Rebellen im Dorf Asisabad in der westlichen Provinz Herat am 22. August 33 Zivilisten und 22 Rebellen. Afghanischen Angaben sowie einem UN-Report zufolge waren bei dem Vorfall 90 Zivilisten ums Leben gekommen, darunter 60 Kinder.

Das US-Militär hatte bislang von sieben getöteten Zivilisten sowie 30 bis 35 toten Rebellen gesprochen. Nach Angaben der "New York Times" basieren die neuen Zahlen den USA zufolge auf einer gründlichen Untersuchung des angegriffenen Ortes, auf Gesprächen mit Dorfbewohnern und neuem Beweismaterial, darunter mit Handys aufgenommene Videos. (jvo/dpa)

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