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Kriminalitätsstatistik 2008: Weniger Straftaten, weniger Gewalt

Die Kriminalität in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit Beginn der gesamtdeutschen Straftatenerhebung im Jahr 1993 gesunken. Es gibt einen Rückgang in fast allen Kategorien, aber der Betrug mit gefälschten EC-Karten boomt.

Berlin - Auf gut 82 Millionen Deutsche kamen im Jahr 2008 6,1 Millionen Straftaten, wie aus der Kriminalitätsstatistik hervorgeht, die Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und der Vorsitzende der Innenministerkonferenz (IMK), Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) am Montag in Berlin präsentierten. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Gesamtzahl um 170 533 Taten. Das entspricht einem Rückgang um 2,7 Prozent.

Erstmals seit dem Jahr 1999 konnten die Statistiker der Polizei auch bei der Gewaltkriminalität niedrigere Fallzahlen verbuchen. Um 7038 Fälle oder 3,2 Prozent verringerte sich die Gewaltkriminalität insgesamt. Bei Jugendlichen registrierte die Polizei sogar einen Rückgang um 5,9 Prozent. Zwar bremste der IMK-Vorsitzende Mäurer hier den Optimismus und sagte, man könne noch nicht von einer Trendwende sprechen. Aber auch er sei froh, „dass es nicht weiter nach oben geht.“ Bundesinnenminister Schäuble dagegen zeigte sich weniger skeptisch. „Der Rückgang der Fallzahlen gibt Hoffnung auf eine Trendwende“, sagte er. Ebenso positiv bewertete Schäuble die generelle Straftatentwicklung. Die Zahlen bewiesen: „Deutschland ist ein sicheres Land.“

Eine ganz spezielle Straftatkategorie entwickelt sich allerdings entgegen den Gesamttrend: Der Betrug mit gefälschten Zahlkarten. Eine 105-prozentige Steigerung auf 10 124 Fälle verzeichnen die Experten beim sogenannten Skimming. Dabei werden Dublettenkarten zum Bezahlen eingesetzt, die mit ausgespähten oder abgefangenen Daten und PIN ausgestattet sind. Um die Daten abzufangen setzen Kriminelle technische Vorrichtungen direkt beim Abhebevorgang an Geldautomaten ein. Nach Erkenntnissen der Polizei sind hier organisierte Serientäter am Werk, was auch den sprunghaften Anstieg erkläre. Das Abfangen und Ausspähen entsprechender Daten beim Online-Banking und beim Interneteinkauf ist 2008 auf gleichem Niveau geblieben, hier verzeichneten die Statistiker nur einen minimalen Anstieg.

Unter anderem durch verstärkte Kontrolle von Ausweisen an Kassen, dank der Einrichtung einer zentralen Sperrdatei und auch durch die Einführung verbesserter PIN-Verfahren ist der Betrug mit gestohlenen Karten indes zurückgegangen.

Den allergrößten Teil der Straftaten machen nach wie vor Diebstähle aus. 40 Prozent aller Taten fallen unter diese Rubrik. Aber auch hier sind die Zahlen um 4,6 Prozent auf 2,44 Millionen Fälle gesunken. Das ist die niedrigste Zahl seit Beginn der gesamtdeutschen Erhebung 1993.

Die zweite große Kategorie der Straftaten ist nach den Diebstählen mit 24,4 Prozent die Straßenkriminalität. Die Tendenz ist hier schon seit dem Jahr 2002 rückläufig, 2008 sank die Zahl der Fälle von Straßenkriminalität weiter um fünf Prozent. Um bemerkenswerte 17 Prozent wurde in Fahrzeuge eingebrochen, auch wurden insgesamt weniger Kraftfahrzeuge gestohlen. Allerdings haben die Kriminalisten deutlich mehr Sachbeschädigungen auf den Straßen registriert.

Und obwohl ein Verbrechen wie der Amoklauf von Winnenden und die folgende Debatte einen anderen Eindruck vermitteln konnte: Bei Verwendung von Schusswaffen ist in der Statistik ein Rückgang um 11,2 Prozent festgehalten. Diesen rückläufigen Trend führt die Polizei auf das 2003 novellierte Waffenrecht zurück. Insgesamt gab es 6994 Drohungen, eine Schusswaffe einzusetzen, in 4371 Fällen wurde auch geschossen.

Die gefährlichste Stadt ist nach der Kriminalitätsstatistik Frankfurt am Main. Bezogen auf die Einwohnerzahl wurden hier am meisten Straftaten begangen. Die wenigsten Taten konnten in Münster aufgeklärt werden. Allerdings schlage in Münster zu Buche, heißt es, dass in der bekannten Fahrradstadt viele Räder entwendet werden. Und Fahrraddiebstähle enden traditionell mit geringen Aufklärungsquoten. Barbara Junge

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