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Politik: Krise zwischen Israel und Ägypten

Kairo - Israels Minister für Infrastruktur, Benjamin Ben Elieser, hat einen für Donnerstag geplanten Ägyptenbesuch absagen müssen. Hintergrund ist die Aufregung, die ein israelischer Dokumentarfilm über den Umgang mit ägyptischen Kriegsgefangenen im Sechstagekrieg von 1967 ausgelöst hat.

Kairo - Israels Minister für Infrastruktur, Benjamin Ben Elieser, hat einen für Donnerstag geplanten Ägyptenbesuch absagen müssen. Hintergrund ist die Aufregung, die ein israelischer Dokumentarfilm über den Umgang mit ägyptischen Kriegsgefangenen im Sechstagekrieg von 1967 ausgelöst hat. In dem Fernsehbericht, der vor einer Woche im staatlichen israelischen Fernsehen ausgestrahlt worden war, wird behauptet, das damals von Ben Elieser befehligte Skaked-Kommando habe 250 ägyptische Kriegsgefangene auf dem Sinai erschossen.

Der ehemalige Verteidigungsminister Ben Elieser dementierte den Bericht am Sonntag. Doch die Anschuldigungen sind das beherrschende Thema der Zeitungen in Kairo; das staatliche Blatt „Al Ahram“ spricht beispielsweise von einem „Massaker“. Das ägyptische Außenministerium bestellte am Sonntag den israelischen Botschafter ein und forderte eine Untersuchung der Vorwürfe und die „Bestrafung der Schuldigen“.

Ben Elieser erklärte, die von ihm befehligte Einheit habe seinerzeit ausschließlich palästinensische Fedajin-Kämpfer getötet. Er betonte, dass die Fedajin „im Kampf“ gefallen seien. Der Minister glaubt an eine Verwechslung mit einem Zwischenfall, der sich zwei Tage vor diesem Gefecht ereignet hatte. Dabei soll seine Einheit einem ägyptischen Bataillon, das sich ergeben hatte, Wasser und Nahrung geliefert haben.

Die Vorwürfe gegen Ben Elieser sind nicht neu. Der israelische Militärwissenschaftler Arjeh Jitzchaki hatte bereits 1995 behauptet, Ben Eliesers Einheit habe bis zu 300 ägyptische und palästinensische Kriegsgefangene getötet. Dies hatte zu einer monatelangen diplomatischen Verstimmung zwischen beiden Ländern, jedoch nicht zur Aufklärung der Vorwürfe geführt. Der ägyptische Präsident Anwar al Sadat hatte zwar 1979 einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen, doch die Beziehungen bleiben angesichts des ungelösten Palästinakonfliktes fragil. Es ist vielfach die Rede von einem „kalten Frieden“, der bei einem Teil der ägyptischen Bevölkerung unpopulär ist. Daher lässt die Regierung unter Präsident Hosni Mubarak in den staatlichen Medien regelmäßig gegen Israel gerichteten Tiraden freien Lauf.

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