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Politik: Kroaten rechnen mit dem Wahlsieg eines Liberalen

Hohe Beteiligung bei Präsidentschaftswahlen - Eine Stichwahl im Februar ist wahrscheinlichBei der Wahl des zweiten Staatsoberhauptes seit der Unabhängigkeit Kroatiens hat sich am Montag eine hohe Wahlbeteiligung abgezeichnet. Bis zum späten Vormittag hatten knapp 23 Prozent der 4,2 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, teilte die Wahlkommission mit.

Hohe Beteiligung bei Präsidentschaftswahlen - Eine Stichwahl im Februar ist wahrscheinlich

Bei der Wahl des zweiten Staatsoberhauptes seit der Unabhängigkeit Kroatiens hat sich am Montag eine hohe Wahlbeteiligung abgezeichnet. Bis zum späten Vormittag hatten knapp 23 Prozent der 4,2 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, teilte die Wahlkommission mit. Sechs Wochen nach dem Tod von Präsident Franjo Tudjman bewarben sich neun Kandidaten um dessen Nachfolge. Beobachter rechneten nach neun Jahren unter autoritärer Herrschaft mit dem Sieg eines liberalen Politikers. Es wurde nicht erwartet, dass einer von ihnen im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erhält, so dass mit einer Stichwahl am 7. Februar gerechnet wurde.

Als aussichtsreichste Kandidaten galten der frühere Tudjman-Berater Stipe Mesic von der Volkspartei (HNS), der Sozialliberale Drazen Budisa und der amtierende Außenminister Mate Granic von der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ). In den letzten Umfragen erhielt Mesic, Kandidat von vier kleineren bisherigen Oppositionsparteien, den größten Zuspruch. Er gewann mit seinem als volksnah geltenden Wahlkampf unerwartet viele Sympathien. Mitte Januar sprachen sich 31 Prozent der Befragten für Mesic aus, auf Budisa entfielen 23 Prozent und auf Granic 14 Prozent.

Alle drei Politiker haben sich für die Überwindung der bisherigen außenpolitischen Isolation und für eine Mitgliedschaft Kroatiens in der Europäischen Union ausgesprochen. Der 65-jährige Jurist Mesic gilt als charismatisch und volksnah. Kritiker werfen ihm jedoch vor, ihm fehlten politische Visionen. Budisa, der Chef der Sozialliberalen Partei, könnte vom Sieg der Opposition bei den Parlamentswahlen Anfang des Monats profitieren. Die Partei des 51-Jährigen hatte zusammen mit den Sozialdemokraten die Hälfte der Stimmen gewonnen. Granic trat nach der verlorenen Wahl von allen Parteiämtern der noch regierenden Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ) zurück. Der 52-Jährige, der über gute Kontakte zum westlichen Ausland verfügt, sagte, interne Machtkämpfe in der Partei schadeten seiner Kandidatur. Für den Fall seines Wahlsieges hatte er sogar den Austritt aus der Partei angekündigt.

Kroatien winken Finanzhilfen

Bei den kroatischen Präsidentschaftswahlen standen den Wählern 6900 Wahllokale zur Stimmabgabe zur Verfügung. An der Abstimmung beteiligten sich aber auch Kroaten in 48 anderen Ländern. Von besonderem Interesse war das Verhalten der in Bosnien lebenden Kroaten, die dem von der HDZ vertretenen konservativen Lager zugerechnet werden. Im kroatischen Konsulat in Sarajevo zeichnete sich zunächst eine geringe Wahlbeteiligung ab, was mit dem erwarteten Erfolg eines liberalen Kandidaten begründet wurde. Im Falle eines Wahlsiegs von Mesic befürchten viele in Bosnien lebende Kroaten das Ende der finanziellen Unterstützung aus Zagreb. Es gab keine Berichte über Zwischenfälle. Auch in Bosnien, wo die kroatische Volksgruppe zur Wahl aufgerufen war, berichtete der Rundfunk über einen ruhigen Verlauf.

Die Kroaten hatten sich bereits bei der Parlamentswahl am 3. Januar für einen Wechsel entschieden. Die überwältigende Mehrheit votierte damals für die Oppositionsparteien, die wirtschaftliche und demokratische Reformen angekündigt hatten. Die Wahl beendete die neunjährige Herrschaft der von Tudjman gegründeten HDZ.

Nach der Präsidentenwahl 1997 hatten Beobachter die Abstimmung für verfälscht erklärt. Außerdem weigerte sich Kroatien, mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien zusammenzuarbeiten. Beides führte dazu, dass Kroatien von Mitteln der EU, dem Nato-Programm für den Frieden und von den Vorgesprächen über eine EU-Aufnahme ausgeschlossen wurde. Westliche Politiker haben Finanzhilfen in Aussicht gestellt, sollte sich Kroatiens neuer Präsident für eine Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal einsetzen. Zudem sollten kroatische Serben nach Kroatien zurückkehren dürfen.

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