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Rufmord-Prozess in Frankreich: Kronzeuge gegen Ex-Kronprinz

Je länger der Prozess dauert, umso schlechter sieht es für Dominique de Villepin aus. Zum Auftakt des Verfahrens vor einem Pariser Strafgericht hatte der frühere Regierungschef in einem theatralischen Auftritt seine Unschuld beteuert und den Präsidenten der Rachsucht bezichtigt.

In dem Prozess geht es um eine Rufmordkampagne gegen den französischen Staatschef Nicolas Sarkozy in Verbindung mit angeblichen Geheimkonten bei einer Luxemburger Bank mit Namen Clearstream. Zu Beginn der zweiten Verhandlungswoche ist der hoch aufgeschossene Ex-Premier auf der Anklagebank sichtlich in sich zusammengesunken. Grund ist Philippe Rondot, ein ehemaliger Geheimdienstgeneral, der Villepins Aussagen Punkt für Punkt widerlegt.

„Ich bin kein Spion, noch weniger ein Meisterspion“, sagte der 73-jährige General, der vor mehr als fünfzehn Jahren, als er den Terroristen Carlos aus dem Sudan nach Frankreich entführte. Als Nachrichtenoffizier führte er über alle Begegnungen und Gespräche Tagebuch. Auch über seine Unterredungen mit Villepin machte er Aufzeichnungen. Sie wurden von der Justiz beschlagnahmt. Auf ihnen beruht die Anklage gegen Villepin.

Am 9. Januar 2004 war Rondot vom damaligen Außenminister Villepin zu einer Besprechung geladen worden, an der auch Jean-Louis Gergorin, seinerzeit Vizepräsident des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS und heute Hauptangeklagter im Clearstream-Prozess, teilnahm. Bei dieser Begegnung, in der es um Kontenlisten ging, sei der Name Sarkozy gefallen, bestätigte Rondo vor Gericht. Er sollte der Sache nachgehen. Dabei habe sich Villepin auf einen Auftrag des damaligen Staatspräsidenten Jacques Chirac berufen. Beides hatte Villepin vergangene Woche abgestritten. Um sicher zu sein, dass er sich nicht verhört habe, habe er – Rondo – wenige Tage später in einem Brief an Villepin den Auftrag Chiracs erwähnt. „Ich bekam keine Antwort“, sagte er, „hätte ich mich geirrt, hätte Villepin doch sofort reagiert.“ Peinlich für Villepin ist auch Rondos Aussage, dass er laut Villepin kein Wort über seinen Auftrag gegenüber seiner Vorgesetzten, der damaligen Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie, verlauten lassen sollte.

Der General bestätigt auch, dass er am 25. März 2004 von Villepin angehalten wurde, seinen Einfluss geltend zu machen, um den Informatiker Imad Lahoud nach seiner Festnahme in einer anderen Affäre aus dem Polizeigewahrsam zu befreien. Lahoud ist neben Gergorin der andere Hauptangeklagte. Er soll die Kontenlisten gefälscht haben. Auch das hatte Villepin bestritten. Rondo bestätigte übrigens auch eine weitsichtige Äußerung Villepins, die er festgehalten hatte. „Wenn mein Name und der des Präsidenten (Chirac) auftauchen, sind wir erledigt.“

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