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Küste vor Somalia: Piraten lassen sich nicht abschrecken

Den Piraten vor der afrikanischen Küste ist offenbar nicht beizukommen. Am Wochenende haben sie nicht nur einen deutschen Frachter vor Somalia gekapert, sondern auch ein Kreuzfahrtschiff deutlich weiter im Süden angegriffen.

Berlin - Den Piraten vor der afrikanischen Küste ist offenbar nicht beizukommen. Am Wochenende haben sie nicht nur einen deutschen Frachter vor Somalia gekapert, sondern auch ein Kreuzfahrtschiff deutlich weiter im Süden angegriffen. Die Aktionen zeigen, dass die Piraten trotz einiger Festnahmen in den vergangenen Wochen keineswegs ans Aufgeben denken. Im Gegenteil: Der Vorfall am Samstagabend, als die rund 1000 Passagiere der „MSC Melody“ bei der abendlichen Show an Bord plötzlich Schüsse hörten, ist ein Alarmsignal. Während die EU mit ihrer Anti-Piraten-Operation „Atalanta“ die Küste vor Somalia überwacht, suchen sich die Piraten ihre Beute längst woanders – diesmal rund 300 Kilometer nördlich der Seychellen.

Dort hatte das Kreuzfahrtschiff der italienischen Reederei MSC Crociere auf dem Weg von Südafrika nach Jordanien Station gemacht. Auch 38 Deutsche machen auf dem Schiff Ferien. Angesichts der Gefahren im Golf von Aden hatte die Reederei vorsorglich bewaffnete Sicherheitskräfte angeheuert. Dass diese bereits so früh zum Einsatz kamen, war allerdings eine Überraschung. Schließlich lag das eigentliche Risikogebiet noch rund 1100 Kilometer entfernt.

Ein deutscher Passagier berichtete Spiegel-Online, die Gäste seien von der Brücke aus aufgefordert worden, in ihre Kabinen zu gehen und alle Lichter zu löschen. Dann sei das Schiff verdunkelt worden. Insgesamt 50 Schüsse will der Urlauber aus Baden-Württemberg gehört haben, andere hätten auf dem Wasser ein Schnellboot ausgemacht.

Der Kapitän berichtete der BBC, als die Piraten versucht hätten, mit Hilfe einer Leiter an Bord zu klettern, seien sie von den Sicherheitsleuten mit Feuerlöschern in die Flucht geschlagen worden. Laut italienischen Medienberichten folgten die Piraten der „MSC Melody“ danach noch 20 Minuten lang, dann war der Spuk für die insgesamt 1500 Menschen an Bord vorbei. Ein Militärschiff der EU-Mission „Atalanta“ soll sie nun sicher bis nach Akaba an der Küste Jordaniens begleiten.

Kreuzfahrtschiffe sind für Piraten kein leichtes Ziel. Denn anders als beladene Frachtschiffe ragen sie im Wasser hoch auf, sind also schwer einzunehmen. Dass sich die Piraten dennoch immer wieder an sie heranwagen, ist ein weiterer Beleg für das ungebrochene Selbstbewusstsein der Seeräuber. Im vergangenen halben Jahr kam es mehrfach zu Angriffen auf Kreuzfahrtschiffe. Ende November wurde das amerikanische Kreuzfahrtschiff „Nautica“ mit mehr als tausend Menschen an Bord beschossen. Im Dezember verfolgten zwei Schnellboote das deutsche Kreuzfahrtschiff „MS Astor“. Zu einer Konfrontation kam es jedoch nicht, denn die deutsche Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ bezog schützend Position vor dem Kreuzfahrtschiff und gab Warnschüsse ab. Die Hapag-Lloyd-Reederei hatte im vergangenen Dezember alle Passagiere des Kreuzfahrtschiffes „MS Columbus“ im jemenitischen Aden an Land bringen und nach Dubai fliegen lassen. Den Golf von Aden passierte das Schiff nur mit der Mannschaft an Bord.

Die Regierung der halbautonomen Region Puntland im Nordosten Somalias startete unterdessen eine Kampagne gegen Piraterie. Der Onlinedienst Garowe Online berichtete, bereits am Freitag hätten die Geistlichen in den Moscheen Puntlands während des Freitagsgebetes gegen die Seeräuberei gepredigt und betont, Piraterie sei unvereinbar mit dem Islam.

Noch zeigt das keine Wirkung. Der gekaperte deutsche Frachter „Patriot“, auf dem sich nach Aussage eines EU-Sprechers keine deutschen Staatsbürger befinden, ist nun auf dem Weg zur somalischen Küste. Jemenitische Sicherheitskräfte töteten am Sonntag zudem zwei Piraten, die versucht hatten, einen Öltanker in ihre Gewalt zu bringen. mit dpa

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