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Robert Zollitsch

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Bischofskonferenz: Leise nach vorne

Robert Zollitsch wird neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz - er setzt auf Kontinuität.

Gefühlsausbrüche liegen ihm nicht. „Ich musste etwas nach Luft ringen, als das Wahlergebnis bekannt wurde“, gestand der 69-Jährige. Glücklich sei nicht das richtige Wort für seinen inneren Zustand. Doch er freue sich über das große Vertrauen, das ihm die Bischofskonferenz ausgesprochen habe.

Am Dienstag früh um neun Uhr hatten die 69 in Würzburg versammelten Oberhirten im Zisterzienserkloster Himmelspforten mit der Wahl ihres neuen Vorsitzenden begonnen. Drei Wahlgänge und zwei Stunden später stand das Ergebnis fest: Nachfolger von Kardinal Karl Lehmann wird der Freiburger Oberhirte Robert Zollitsch. Der neue Chef der Bischofskonferenz, dessen Amtszeit sechs Jahre beträgt, gilt als theologisch liberal und ökumenisch aufgeschlossen. Je enger die christlichen Konfessionen zusammenarbeiteten, desto glaubwürdiger seien die Christen in Deutschland, sagte der frisch Gekürte, dessen Wahl von katholischen Verbänden, der evangelischen Kirche und der Politik einhellig begrüßt wurde.

Er wolle in seinem neuen Amt dazu beitragen, dass die Kirche gesellschaftspolitisch präsent bleibe und in der Öffentlichkeit gehört werde, sagte Zollitsch. Der große Auftritt allerdings liegt ihm nicht, Aufheben um seine Person ist ihm unangenehm. Seine Stärke ist der direkte Kontakt. Er ist gewinnend im Gespräch und strahlt Vertrauen aus. Robert Zollitsch, der gerne wandert und zur Entspannung im Garten arbeitet, ist Donauschwabe und wurde am 9. August 1938 in Filipovo im ehemaligen Jugoslawien geboren. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie vertrieben, von kommunistischen Partisanen interniert, sein 16-jähriger Bruder erschossen. Über Ungarn flohen er und seine Eltern schließlich nach Deutschland, wo sie in Mannheim eine neue Heimat fanden. Von 1960 bis 1964 studierte Zollitsch katholische Theologie in Freiburg und München. 1965 wurde er im Freiburger Münster zum Priester geweiht, danach arbeitete er als Kaplan. 1974 wurde er Direktor des Freiburger Priesterseminars, 1983 Personalchef des zweitgrößten der 27 deutschen Bistümer. In dieser Funktion war er zwanzig Jahre lang für den pastoralen Einsatz der Priester, der Ständigen Diakone und der Laientheologen im Gemeindedienst verantwortlich. Aus dieser Zeit rührt auch seine Überzeugung, der von Rom vorgeschriebene Zölibat der Kleriker wäre besser freiwillige Lebensregel als striktes Gebot.

Im Juni 2003 ernannte Papst Johannes Paul II. Zollitsch zum Nachfolger von Erzbischof Oskar Saier. Die Wahl war eine Überraschung, weil allgemein mit der Erhebung des beim Kirchenvolk äußerst populären Weihbischofs Paul Wehrle gerechnet worden war – eine „nicht einfache“ Situation für die beiden Geistlichen.

Ähnliches wiederholte sich jetzt in Würzburg: Favorit war der neue Münchner Erzbischof Reinhard Marx, der in der Öffentlichkeit viel bekannter ist, zudem mediengewandt und volksnah. Doch am Ende setzte sich auch hier Zollitsch durch – wenn auch erst im dritten Wahlgang. Mit Marx habe er keine inhaltlichen Differenzen, bekräftigte er anschließend. Als sich bei der zweiten Abstimmung ein Sieg für Zollitsch abzeichnete, habe Sitznachbar Marx ihm die Hand gegeben und gesagt: „Ich helfe dir!“

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