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Horst Seehofer (CSU), Bundesinnenminister.

© Christophe Gateau/dpa

Leserbriefe: Reaktionen auf Seehofers Islam-Thesen

Leserzuschriften für den Tagesspiegel zum Thema "Seehofer und der Islam".

Ja, so kennen wir ihn, unseren Horschtl Seehofer. Immer für einen Gag gut. Kaum im neuen Amt, und schon wirft er mit dem Satz „Der Islam gehört nicht zu Deutschland!“ eine großkalibrige Patrone ins Feuer. Und reflexartig, wie die Pawlowschen Hunde, stürzen sich namhafte Vertreter des Koalitionspartners SPD und anderer Parteien empört und begierig auf diese Aussage.

Auch die Presse ist voll dabei. Und der besonnene Bürger, der auf Koalitionsfrieden und das auch von Horschtl versprochene temporeiche Durchstarten gehofft hat und der an gesellschaftlichem Frieden interessiert ist, verdreht genervt die Augen angesichts dieser Neuauflage einer unergiebigen Debatte. Warum unergiebig?

Unergiebig und nicht zielführend deshalb, weil niemand deutlich erklärt, was eigentlich unter dem Phänomen „Zu Deutschland gehören“ verstanden wird. Geht es um geographische, historische oder andere wissenschaftliche Fakten, geht es um gesetzliche Ge- oder Verbote oder stehen aktuelle gesellschaftliche Veränderungen im Mittelpunkt? Bilden möglicherweise eher individuelle Wertvorstellungen oder Wünsche oder gesellschaftliche Traditionen den Auslöser der Auseinandersetzung? Bevor die Begrifflichkeit nicht eindeutig vom jeweils Streitenden und Argumentierenden offengelegt wird, bleibt alles ein babylonisches Geplapper, das nicht auf sorgfältige Analyse und überzeugende Lösungen angelegt ist, sondern allenfalls zu überflüssigen Streitigkeiten, Missverständnissen und Zerwürfnissen führt.

Strikte Trennung zwischen Staat und Religion

Fakt ist, dass offene Grenzen, Globalisierung und Zuwanderung auch in Deutschland zu größerer religiöser Vielfalt geführt haben. Die Religionen sind da und dürfen nach unserer Verfassung ausgeübt werden. Insofern sind sie Teil unseres offenen, aufgeklärten und demokratischen Gemeinwesens. Allerdings sollte das Grundgesetz nach dem französischen Vorbild ohne formale und inhaltliche Rückgriffe auf bestimmte Religionen (auch nicht auf das Christentum und seine Symbole) streng zwischen Staat und Religion trennen und deutlich machen, dass religiöse Normen ausnahmslos Verfassungsnormen untergeordnet sind.

Daraus ergibt sich zwangsläufig die Notwendigkeit der Bekämpfung militanter, dogmatischer Religionsformen, und dazu zählt auch ein aggressiver, die Menschenrechte missachtender Islam.

Peter-J. Hallmann, Berlin-Schmargendorf

Jeder CDU-Wähler dürfte enttäuscht darüber sein, dass Bundeskanzlerin Merkel unserem Innenminister bezüglich seiner Aussage, dass zwar Muslime, die sich in unsere Gesellschaft integrieren, nicht aber der Islam zu Deutschland gehören, in die Parade gefahren ist, zumal Herr Seehofer Recht hat. Es werden nicht etwa Mitbürger islamischen Glaubens ausgegrenzt, wohl aber eine fundamentalistisch-religiöse Ideologie, die hierzulande und vor allem auch in muslimischen Ländern wie Türkei, Irak, Iran, Syrien etc. intolerant, indoktrinierend und brutal gegen Christen vorgeht. In diesen Ländern werden Christenverfolger nicht belangt und bestraft, im Gegenteil!

Hierzulande werden Aggressionen gegen Moscheen hingegen durch unser Rechtssystem verfolgt und bestraft. Muslime gehören zu Deutschland, wenn sie das denn wirklich wollen, der Islam aber keineswegs! Frau Dr. Merkel sollte ihre Haltung als Bundeskanzlerin in dieser Frage korrigieren, denn sie ist selbstverständlich auch die Kanzlerin für deutsche Muslime, nicht aber für die auch bei uns lebenden Vertreter der radikalen Ideologie des Islam. Der Islam insgesamt ist zu indifferent und nicht an menschlichen und demokratischen Werten orientiert und fühlt sich diesen nicht verpflichtet, weshalb er gar nicht zu Deutschland gehören darf.

Konrad Bütow, Dahlewitz

Der Islam kennt die Gleichstellung von Frau und Mann nicht an. Im Artikel 3 des Grundgesetzes ist aber die Gleichbehandlung in Deutschland festgeschrieben!

Islam kennt keine Gleichstellung von Mann und Frau

Solange der Islam das deutsche Grundgesetz (und damit die Gleichstellung von Mann und Frau) nicht anerkennt, kann der Islam auch nicht zu Deutschland gehören.

Oder wir ändern unser Grundgesetz und passen uns dem Islam an! Aber dies kann sich keiner ernsthaft wünschen - außer den Islamisten.

Dr. Andrea Weinstein-Kamphenkel, Berlin-Wilmersdorf

"Im Islam ist die Stellung der Frau aufgewertet"

Es besteht im Islam, im islamischen Glauben sehr wohl eine Gleichwertigkeit von Mann und Frau, d.h. keine Abwertung eines Geschlechtes, wenn sogar eher eine Aufwertung der Frau. In islamisch orientierten Ländern spiegelt sich das sicherlich nicht durchweg in der gesellschaftlichen Realität wider. Aber: die Gleichbehandlung oder Gleichwertigkeit der Geschlechter spiegelt sich auch nicht durchgängig in der hiesigen gesellschaftlichen Realität wider. Wichtig ist meiner Ansicht nach jedoch, dass der Islam eine Religion wie jede andere ist und es muss daher bei der Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört eindeutig mit "Ja" geantwortet werden. Denn es geht um Religionsfreiheit in einem freiheitlich demokratischen System. Somit gehört jede Weltreligion in dieses deutsche freiheitlich orientierte Land: Judentum, Christentum, Islam und andere Religionen oder Glaubensrichtungen. Ich verstehe nicht, wie ein gebildeter Mensch heute im 21. Jahrhundert dazu eine andere Haltung haben kann. Wenn wir soziale Realitäten anmahnen, dann müssen wir diese gemeinsam lösen, aber nicht eine Religion dafür verantwortlich machen oder vorverurteilen. 

Stefanie Hilke

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