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Gorbatschow besucht den Checkpoint Charlie in Berlin 25 Jahre nach dem Mauerfall.

© imago/ZUMA Press

Update

Letzter Staatspräsident der Sowjetunion: Michail Gorbatschow ist mit 91 Jahren gestorben

Der letzte sowjetische Präsident Michail Gorbatschow ist am Dienstagabend nach langer Krankheit gestorben. Er wird in Moskau neben seiner Frau beerdigt werden.

Der letzte sowjetische Präsident Michail Gorbatschow ist gestorben, wie die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Central Clinical Hospital berichtet. Wie Tass am späten Dienstagabend aus Moskau meldet, starb Gorbatschow im Alter von 91 Jahren. Auch die Agenturen RIA Novosti und Interfax vermeldeten seinen Tod.

„Michail Sergejewitsch Gorbatschow ist heute Abend nach schwerer und langwieriger Krankheit gestorben“, teilte das Central Clinical Hospital der Agentur mit.

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Gorbatschow habe sich zwar während der Corona-Pandemie zur Beobachtung im Krankenhaus befunden, meldete Interfax. Er sei aber nicht an dem Coronavirus gestorben, sondern an den Folgen von Alter und Krankheit, hieß es.

Der weltweit geschätzte Politiker galt als einer der Väter der Deutschen Einheit und als Wegbereiter für das Ende des Kalten Krieges. Besonders die Ostdeutschen verehren „Gorbi“, wie sie ihn nennen, bis heute als Staatsmann, der ihnen vor mehr als drei Jahrzehnten die Freiheit brachte.

1971 wurde Gorbatschow zum Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion gewählt, 1985 wurde er Generalsekretär des Zentralkomitees. Als Regierungschef der Sowjetunion schlug Gorbatschow einen Liberalisierungskurs an, den er "Perestroika" nannte.

Michail Gorbatschow ist im Alter von 91 Jahren gestorben.
Michail Gorbatschow ist im Alter von 91 Jahren gestorben.

© imago images

Im Februar 1990 wurde Gorbatschow zum Präsidenten der UdSSR gewählt und war damit die erste und letzte Person in dieser Position. Im selben Jahr erhielt Gorbatschow für seine mutigen Reformen den Friedensnobelpreis. Der politische Prozess führte zu massiven Umbrüchen in allen Republiken des Sowjetstaates und letztlich zu einem Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums. Im Dezember 1991 trat Gorbatschow als Präsident zurück.

Bis zu seinem Tod hatte Gorbatschow sich um seine eigene politische Stiftung in Moskau verdient gemacht. Die Organisation setzt sich für demokratische Werte und eine Annäherung Russlands an den Westen ein.

Gorbatschow schrieb zahlreiche Bücher - zuletzt unter anderem auch über seine Enttäuschung von den Deutschen und dem Westen. Konkret beklagte er dabei, dass neue Feindbilder gegen Russland gezeichnet würden. Zu den Feiern zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Herbst 2019 war er aus Gesundheitsgründen nicht gereist. Er musste in den vergangenen Jahren immer wieder im Krankenhaus behandelt werden.

Der Politiker war Miteigentümer der kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“, die immer wieder Missstände in Russland aufdeckt. Gorbatschow hatte in den vergangenen Jahren Kremlchef Wladimir Putin mehrfach aufgefordert, die Freiheit der Medien und Wahlen nicht weiter einzuschränken.

Der Staatsmann wird in Moskau auf dem Neujungfrauenfriedhof für Prominente beerdigt - neben seiner Frau Raissa. (dpa, Tsp)

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