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Rosenblätter für Ahmadinedschad.

© dpa

Libanon: Für Ahmadinedschad regnet es Rosen

Irans Staatschef lässt sich im Libanon feiern – und macht dem Zedernstaat großzügige Angebote.

„Tod Amerika“ und „Tod Israel“ skandierte die aufgepeitschte Menge. „Präsident Ahmadinedschad hat Recht“, donnerte schließlich Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah per Videoverbindung aus den Lautsprechern. „Israel ist unrechtmäßig und sollte aufhören zu existieren.“ Zwei riesige Fotowände mit zerstörten israelischen Merkava-Panzern hatte er dazu als Kulisse im Rund des Al-Raya-Stadions aufstellen lassen.

Zehntausende Hisbollah-Anhänger sind am Mittwochabend zu dem Polit- Spektakel in der Arena im Süden Beiruts zusammengekommen, um ihren Besucher aus dem Iran zu feiern. Immer wieder winkte Ahmadinedschad in die Ränge, bevor er schließlich sichtlich zufrieden neben dem Vize-Chef der Hisbollah, Naim Qassem, Platz nahm. Während er tagsüber das zähe offizielle Protokoll seines Staatsbesuches absolvieren musste, war der Abend unter den Anhängern der Hisbollah für ihn nun ein entspanntes Heimspiel. Schon am frühen Morgen hatten diese den iranischen Präsidenten auf der Flughafenstraße von Beirut mit Rosenblüten, Reis und Süßigkeiten bejubelt. Wie ein Star fuhr er im Schiebedach seines schweren, schwarzen Wagens stehend durch die Menge – auf dem Weg zum Baabda-Palast des libanesischen Präsidenten Michel Sleiman.

Dort unterzeichnete er zunächst in Begleitung von Außenminister Manouchehr Mottaki und einer 50-köpfigen Wirtschaftsdelegation ein Dutzend Kooperationsverträge. Der Armee des Zedernstaates bot er an, jede gewünschte Ausrüstung zu liefern und ihre Offiziere im Iran trainieren zu lassen. „Wir unterstützen ohne Einschränkung den Widerstand des libanesischen Volkes gegen das zionistische Regime“, erklärte Ahmadinedschad auf der anschließenden Pressekonferenz mit seinem Amtskollegen Sleiman. „Wir wollen die komplette Befreiung aller besetzten Gebiete von Libanon, Syrien und Palästina.“ Solange Israel in der Region existiere, werde es keine Stabilität geben.

Beim Staatsbankett am Mittag waren dann auch keine westlichen Diplomaten zugegen. Das libanesische Protokoll fürchtete offenbar, diese könnten aus Protest den Saal verlassen, sollte der iranische Präsident zu einer seiner Tiraden gegen Israel ansetzen. Auch Libanons pro- westliche Regierungskoalition steht dem Besuch sehr distanziert gegenüber. So hatten tags zuvor 250 Politiker, Anwälte, Ärzte und Intellektuelle in einem offenen Brief Ahmadinedschad vorgeworfen, sich in die inneren Angelegenheiten ihres Landes einzumischen. „Ihr Aussagen, Sie wollten – angefangen mit dem Libanon – das Gesicht des Nahen Ostens verändern und Israel von der Landkarte ausradieren, vermitteln den Eindruck, dass Sie jetzt gekommen sind wie ein Oberbefehlshaber, der seine Front besucht.”

Denn am Donnerstag fährt Ahmadinedschad in den Süden – der heikelste Teil seiner Reise. Er will Dörfer direkt an der Grenze zu Israel besuchen, die nach dem Krieg 2006 mit iranischem Geld wieder aufgebaut worden sind. Das Außenministerium in Teheran widersprach allerdings Meldungen arabischer Zeitungen, Ahmadinedschad wolle am Fatimah-Tor, dem alten Grenzübergang beider Staaten, Steine auf israelische Soldaten werfen.

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