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Libanon-Krieg: Libanon von Hilfe abgeschnitten

Israel hat den Libanon mit neuen schweren Luftangriffen weitgehend von Hilfslieferungen aus dem Ausland abgeschnitten. Kampfflugzeuge bombardierten vier Brücken an der Küstenstraße von Beirut nach Syrien.

Beirut - Die Straße ist laut Hilfsorganisationen die wichtigste Route für die Lieferung von Nothilfe und die Ausreise von Flüchtlingen. Bei Luftangriffen wurden im Libanon mindestens 29 Menschen getötet, 23 davon beim Bombardement eines Kühlhauses. Vier Israelis wurden von Hisbollah-Raketen in Nordisrael getötet. Der UN-Sicherheitsrat rang weiter um eine Resolution zum Libanon-Konflikt.

Mit ihren Bombardements der Brücken an der Küstenstraße nördlich von Beirut legte die israelische Luftwaffe die letzte verbliebene Verbindung vom Libanon nach Syrien lahm. Die Autobahn von Beirut in östlicher Richtung nach Damaskus war zuvor wegen der Angriffe bereits unterbrochen. Zwei der vier Brücken - eine am Hafen Fidar - wurden vollständig zerstört. Bei den Angriffen wurden mindestens fünf Menschen getötet. Die Grenze zu Libanons zweitem Nachbarland Israel ist bereits seit Jahrzehnten geschlossen.

Die Straße Richtung Norden sei die "wichtigste Verbindungsroute" für die Nothilfe gewesen, sagte eine Sprecherin des UN-Flüchtlingskommissariats UNHCR in Genf. Die Angriffe kämen einem Zerschneiden der "Nabelschnur" des Landes gleich. Auch ein Sprecher des UN-Welternährungsprogramms beklagte, wegen der "bedeutenden Schäden" an der Straße werde es nicht mehr möglich sein, von Syrien aus Hilfsmittel nach Beirut zu transportieren. Die EU forderte Israel auf, Hilfskorridore für die libanesische Zivilbevölkerung offenzulassen.

Mindestens 23 Tote bei schwerem Angriff an Grenzstation

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Gebäude an der libanesisch-syrischen Grenze wurden mindestens 23 Menschen getötet, 30 weitere wurden verletzt. Wie der libanesische Zivilschutz mitteilte, wurde ein Kühlraum neben dem Zollamt im Grenzort Kaa getroffen, das anschließend einstürzte. Das Gebäude sei getroffen worden, als Arbeiter in dem Kühlraum Obst und Gemüse sortierten.

Trotz der Drohung der Hisbollah-Miliz, im Gegenzug Tel Aviv mit Raketen zu beschießen, bombardierte Israels Luftwaffe erneut die Hauptstadt Beirut. Auch im Süden des Libanon flog die Luftwaffe dutzende Angriffe. Seit Beginn der Offensive starben nach libanesischen Regierungsangaben vom Freitag 955 Menschen im Libanon, unter ihnen 868 Zivilisten. Knapp 3300 Menschen wurden demnach verletzt.

Bei neuen schweren Gefechten zwischen israelischer Armee und Hisbollah starben drei Soldaten. Nach Angaben von UN-Beobachtern stößt die israelische Armee zurzeit an sieben Punkten in den Libanon vor. Die rund zehntausend Soldaten drangen in rund zwanzig Dörfer ein. Ihr Ziel ist nach israelischen Angaben, eine bis acht Kilometer breiten Sicherheitszone an der israelisch-libanesischen Grenze zu schaffen.

Vier Israelis wurden von Hisbollah-Raketen im Norden Israels getötet. Unter den Opfern war ein Einwohner des Dorfs Mghar. Außerdem starb ein Israeli in Madschd el Krum, ein weiterer im nahe gelegenen Dorf Buana. Damit wurden seit Beginn des Konflikts am 12. Juli 31 Israels durch Raketen der Hisbollah getötet.

Rice hofft auf rasche UN-Resolution

US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte im Fernsehsender CNN, sie hoffe, dass die Entschließung des UN-Sicherheitsrats in einigen Tagen ausgearbeitet sein werde. Sie wies Vorwürfe zurück, die USA hätten durch ihre Haltung ein Ende der Kämpfe in Nahost verhindert. Washington habe sich einem Waffenstillstand nie widersetzt, wolle aber keinen, "der im Moment des Inkrafttretens schon wieder gebrochen wird". Die USA verfolgten bisher erst eine politische Lösung und dann einen Waffenstillstand. Der von Frankreich vorgelegte Resolutionsentwurf sieht hingegen eine sofortige Waffenruhe vor.

Die UN-Hilfsorganisationen warnten davor, über die Krise im Libanon die Not der Menschen im Gazastreifen zu vergessen. Sie zeigten sich "höchst alarmiert wegen der anhaltenden Gewalt gegen Zivilisten und Infrastruktur im Gazastreifen". Im Gazastreifen wurden seit Beginn der israelischen Offensive am 28. Juni demnach 175 Palästinenser getötet, darunter 40 Kinder. Im gleichen Zeitraum seien elf Menschen durch vom Gazastreifen aus abgefeuerte Raketen verletzt worden. (tso/AFP)

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