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Linke: "Völlig unfähig ohne Lafontaine"

Der frühere Linken-Europaabgeordnete André Brie sieht die weitere Entwicklung seiner Partei überaus skeptisch.

Der Machtkampf scheint entschieden. Wie geht es jetzt weiter bei den Linken?

Für mich ist uninteressant, ob es da einen persönlichen Machtkampf gegeben hat. Das Problem ist, dass die grundsätzlichen Widersprüche in der Partei seit Jahren nicht gelöst werden. Es findet weder eine Klärung unseres programmatischen und strategischen Profils statt noch eine wirkliche inhaltliche politische Auseinandersetzung. Da ist es nicht zufällig, dass immer wieder Dinge auf der persönlichen Ebene ausgetragen werden.

Es ist nicht sicher, ob Lafontaine im Mai noch einmal als Vorsitzender kandidiert. Welche Gefahren birgt das?

Diese Partei ist in extremer Weise von Oskar Lafontaine abhängig. Er ist der unbestrittene Kopf und Stratege. Die Linke ist gegenwärtig völlig unfähig, ohne ihn ihren aktuellen Platz im Parteiensystem zu behaupten. Damit sind nicht nur Gefahren programmiert, dass ohne Lafontaine diese Partei ihre aktuelle Bedeutung verlieren würde, sondern dass heftigste und unlösbare Auseinandersetzungen aufbrechen würden. Attraktives Personal, das nach Bisky, Gysi und Lafontaine die Partei führen und zusammenhalten kann, ist nicht aufgebaut worden.

Und wofür steht Dietmar Bartsch?

Ich glaube, dass es in der Auseinandersetzung um Dietmar Bartsch, die ja öffentlich nicht von Lafontaine selbst, sondern vor allem von West-Verbänden geführt worden ist, darum geht, einen Mann aus dem Kräftegleichgewicht in der Partei herauszukegeln, der vielleicht als letzter wirklich wirksam für einen realistischen und in die Gesellschaft gerichteten Kurs steht.

Andre Brie (59)

war bis 2009 Europaabgeordneter. Der

Politiker galt viele Jahre lang als einer der wichtigsten

Strategen der Linken. Das Gespräch führte Matthias Meisner.

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