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Ärztestreik: Mediziner demonstrieren in Berlin

Mehrere tausend Klinikärzte aus dem gesamten Bundesgebiet haben am Mittwoch in Berlin für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter demonstriert. In Anlehnung an die Fußball-WM stand die Protestaktion unter dem Motto "Weltmeister-Medizin ohne Ärzte".

Berlin - Der Polizei zufolge nahmen rund 2000 Mediziner an der Aktion teil, nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund waren es rund 4000. Nach einem symbolisch gemeinten Elfmeterschießen gegen einen Torwart im Trikot der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) am Brandenburger Tor zogen die Demonstranten an Bundesrat und Bundesgesundheitsministerium vorbei durch den Bezirk Mitte. Die Ärzte trugen Transparente mit Aufschriften wie "Heute Streik, morgen weg" und "Arzt sucht Nebenjob".

"Wir sind auf der Flucht vor unseren Arbeitgebern", sagte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Frank Ulrich Montgomery, auf der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor. Die Zahl der deutschen Ärzte, die im Ausland arbeiteten, habe sich in den vergangenen Jahren konstant erhöht. Bei den Tarifen dürfe es keine Unterschiede im Osten und Westen und keine unbezahlten Überstunden mehr geben. Zudem solle das "Knebelinstrument" der auf kurze Zeit befristeten Arbeitsverträge abgeschafft werden.

Montgomery forderte die Vertreter der TdL auf, ein akzeptables Angebot vorzulegen. Andernfalls werde in knapp zwei Wochen mit ganzwöchigen Streiks an Universitätskliniken und Landeskrankenhäusern begonnen. Auch während der Fußball-Weltmeisterschaft werde es Aktionen geben.

"Wir wollen unseren Dienst während der WM tun, aber nicht unbezahlt", sagte Montgomery. Die vorläufige Tarifeinigung an der Berliner Charité sei für den Bund nicht richtungsweisend. Montgomery betonte: "Wir brauchen deutlich mehr."

Die bundesweiten Ärzte-Streiks an Universitätskliniken und psychiatrischen Landeskrankenhäusern wurden unterdessen ausgeweitet. Nach Angaben des Marburger Bundes legten in 28 Städten rund 6000 Klinikärzte ihre Arbeit nieder, unter anderem in Freiburg, München, Hannover, Dresden, Halle, Aachen, Düsseldorf und Mainz.

Die Verhandlungen zwischen dem Marburger Bund und der TdL dauern seit Oktober 2005 an. Niedersachsens Finanzminister und TdL-Chef Hartmut Möllring (CDU) äußerte sich am Mittwoch vorsichtig optimistisch, dass die Sondierungsgespräche am Freitag den Durchbruch bringen werden. Beide Seiten seien sehr weit aufeinander zugegangen.

In Hessen wurden die Tarifverhandlungen für die rund 2200 Universitätsmediziner des Landes fortgesetzt. Da Hessen ebenso wie Berlin aus der TdL ausgetreten ist, verhandelt der Marburger Bund direkt mit dem Land. Der Marburger Bund und der Vorstand des Berliner Klinikums Charité hatten sich Ende April auf den Abschluss eines Vorschalt-Tarifvertrages geeinigt. Damit konnte ein bereits anberaumter Ärzte-Streik abgewendet werden. (Von Judith Csaba, ddp)

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