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Straßenhändler stehen vor einem Gesundheitszentrum in Indien Schlange, um einen Corona-Test durchzuführen.

© Ajit Solanki/AP/dpa

Mehr als 34.000 Neuinfektionen an einem Tag: Südostasien wird zum Corona-Hotspot

Die WHO sieht die Länder Südostasiens „in die falsche Richtung“ laufen. Lokale Ausbrüche zwingen viele Staaten wieder in den Lockdown. Ein Überblick.

Mehrere asiatische Länder verschärfen angesichts wachsender Coronavirus-Infektionen die Maßnahmen gegen die Pandemie. Gerade im Südosten Asiens verbreitet sich das Virus wieder schneller, am Donnerstag liegt die Zahl der bestätigten Neuinfektionen bei mehr als 34.600. Die Zahl der Infizierten insgesamt liegt in Südostasien der Johns-Hopkins-Universität zufolge bei etwas über 1,2 Millionen.

Besonders in Indien, Indonesien, Bangladesch, die Philippinen, Nepal und Sri Lanka sind Hotspots der Pandemie in der Region.

Die WHO warnte, die Pandemie könne sich verschlimmern, falls die Staaten keine strikten Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. „Lassen Sie mich ganz offen sein, zu viele Länder marschieren in die falsche Richtung", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.

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Die Fallzahlen in Südostasien im Überblick

Mit rund 1,2 Millionen bestätigten Fällen macht Südostasien circa ein Zehntel der weltweiten Infektionen mit dem Coronavirus aus. Bisher sind dort 30.691 Menschen an oder im Zusammenhang mit dem Erreger Sars-Cov-2 gestorben, das sind rund 18 Prozent der weltweit registrierten Todesfälle.

  • Indien ist mit 936.181 bestätigten Fällen und 24.309 Toten in der Region weiterhin am stärksten von der Pandemie betroffen. Global gesehen liegt es gemessen an der Infektionszahl hinter den USA und Brasilien. Die Zahl der Neuinfektionen stieg Anfang Juli innerhalb von 14 Tage ungefähr genauso schnell wie innerhalb des gesamten Monats Juni, in dem 10.880 Neuinfektionen in Indien registriert wurden.
  • Bangladesch verzeichnet in der Region insgesamt die zweitmeisten bestätigten Fälle mit 193.590 Infizierten. Die Zahl der Toten liegt bei 2.457, die der Neuinfektionen lag am 14. Juli bei 3.163. Damit steigen die Neuansteckungen seit drei Tagen wieder an. Am 2. Juli erreichte die Pandemie mit 4.019 neuen Infektionen innerhalb eines Tages ihren Höhepunkt.
  • In Indonesien wurden bisher 80.094 bestätigte Infektionen mit Sars-Cov-2 gemeldet, 3.797 Menschen sind offiziellen Angaben zufolge an oder in Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Experten gehen jedoch davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Infizierten in der viertbevölkerungsreichsten Nation der Welt weitaus höher liegt. Die Neuansteckungen steigen momentan weiter an. Am 9. Juli verzeichnete Indonesien 2657 neue Ansteckungen an einem Tag – so viele, wie noch nie seit dem Ausbruch der Pandemie.
  • Die Philippinen sind in der Region am viertstärksten betroffen: 58.850 Corona-Fälle wurden bisher bestätigt, davon endeten 1.614 tödlich. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt aktuell wieder. Noch zu Beginn des Monats Juli hatten sich an vier Tagen mehr als 2.000 Menschen neu mit dem Coronavirus angesteckt – der Höhepunkt der Pandemie auf den Inseln.
  • Japan verzeichnet 22.849 Corona-Fälle und 984 Tote insgesamt. Derzeit gibt es noch 4.723 aktive Fälle. Die täglichen Fälle überstiegen in vier der vergangenen sechs Tage 200 Neuinfektionen und erreichten am vergangenen Freitag ein Allzeithoch von 243.
  • In Nepal wurden bisher 17.177 Infektionen und 30 Todesfälle registriert. Die Zahl der aktiven Fälle liegt aktuell bei 6.113, pro 100.000 Einwohnern stecken sich innerhalb einer Woche 58,9 Menschen an.
  • Auf Sri Lanka gab es insgesamt 2.665 Corona-Fälle, von denen 11 tödlich endeten. Pro 100.000 Einwohnern stecken sich pro Woche 12,5 Menschen an. Die Zahl der aktiven Fälle liegt aktuell bei 666.

Lockdown für 150 Millionen Menschen in Indien

Eine Barrikade aus Schubkarren, die das Quarantäne-Gebiet in Bangalore abgrenzen soll.
Eine Barrikade aus Schubkarren, die das Quarantäne-Gebiet in Bangalore abgrenzen soll.

© Manjunath Kiran / AFP

In Indien wurden Ausgangssperren für fast 150 Millionen Menschen beschlossen. Nach den Behörden der südindischen Tech-Metropole Bangalore mit ihren 13 Millionen Einwohnern ordnete am Dienstag auch die Regierung des nordostindischen Bundesstaates Bihar eine Ausgangssperre für ihre rund 125 Millionen Einwohner an.

Sie soll am Donnerstag beginnen und bis zum Monatsende dauern. Zuvor war nach Lockerungen der Einschränkungen die Zahl der positiven Fälle wieder angestiegen.

Die genauen Bedingungen der gut zweiwöchigen Ausgangssperre würden noch ausgearbeitet, teilte Bihars Vize-Regierungschef Sushil Kumar Modi über Twitter mit. Er forderte die Bürger auf, Mund und Nase mit „Masken, Taschentüchern oder Handtüchern" zu bedecken, da es „keine Medizin oder Impfung gegen Corona" gebe.

Schließung von Schulen und Kirchen in Hongkong

Das geschlossene Hong Kong Disneyland Resort.
Das geschlossene Hong Kong Disneyland Resort.

© REUTERS/Lam Yik

In Hongkong breitet sich derzeit eine dritte Corona-Welle aus. Als Reaktion auf die erneute Ausbreitung des Virus verfügte der apostolische Administrator des Bistums Hongkong die sofortige Schließung der Kirchen. Gottesdienst werden bis zum 28. Juli nicht stattfinden. Auch die Schließung eines Vergnügungsparks von Disney wurde vorbereitet, eine für diese Woche geplante Buchmesse wurde verschoben.

Außerdem hatte die Regierung kürzlich erst die Abstandsregeln wieder verschärft. Am vergangenen Freitag wurden erneut alle Schulen geschlossen, der Beginn der Sommerferien wurde damit vorgezogen.

Bars und Kinos sind seit Mai wieder geöffnet. Letzte Woche kündigten die Hongkonger Behörden aber die Wiedereinführung von Obergrenzen von Gästen pro Tisch an. Maximal acht Menschen dürfen demnach in Restaurants zusammensitzen, in Bars und Nachtclubs sind nur vier Gäste pro Tisch erlaubt.

Japan: Höchste Alarmstufe wegen Ansteckungen in Rotlichtvierteln

Ein junger Mann mit Maske läuft an einer Bar im Ausgehviertel Kabukicho in Tokio vorbei.
Ein junger Mann mit Maske läuft an einer Bar im Ausgehviertel Kabukicho in Tokio vorbei.

© REUTERS/Kim Kyung-Hoon

In Japan ordneten die Behörden eine stärkere Überwachung des Infektionsgeschehens an. In Tokio wird einem Medienbericht zufolge die höchste von vier Alarmstufen im Zusammenhang mit Coronaviren ausgerufen. Hintergrund sind steigende Fallzahlen vor allem bei jungen Arbeitern in den Zwanzigern und Dreißigern in den Rotlichtvierteln der Metropole.

Die höchste Stufe deute darauf hin, dass sich „Coronavirus-Infektionen sehr wahrscheinlich ausbreiten", schreibt die Zeitung „Asahi".

Außerdem wurden rund 800 Zuschauer einer Theateraufführung gesucht, nachdem unter Publikum und Schauspielern insgesamt 20 Ansteckungen festgestellt wurden.

Überlastete Krankenhäuser auf den Philippinen

Ein Patient in der Corona-Notaufnahme im East Avenue Medical Center in Manila.
Ein Patient in der Corona-Notaufnahme im East Avenue Medical Center in Manila.

© REUTERS

Auf den Philippinen wurde Anfang Juli der stärkste Anstieg von Neuinfektionen seit Ausbruch der Pandemie registriert. Ein Teil der Hauptstadt Manila wurde unter Lockdown gesetzt. Die privaten Krankenhäuser auf den Philippinen sind komplett überlastet, fast alle seien wegen der großen Zahlen von Corona-Patienten voll belegt, so der Vorsitzende des Verbands der privaten Krankenhäuser Jimenez.

In Manila hatten in dieser Woche eine Reihe großer privater Kliniken die Aufnahme von Covid-19-Patienten gestoppt. Auch das staatliche Philippine General Hospital teilte mit, die Kapazitätsgrenze für die Aufnahme von Corona-Patienten sei erreicht. Eines der größten Probleme sei der Mangel an medizinischem Personal, weil Tausende Ärzte und Pflegekräfte selbst mit dem Virus infiziert seien, sagte Jimenez.

Trotz steigender Neuinfektionen: Indonesien lockert Tourismus

Indonesien, Bali: Touristen mit Mundschutz tragen ihre Surfbretter am Strand von Kuta.
Indonesien, Bali: Touristen mit Mundschutz tragen ihre Surfbretter am Strand von Kuta.

© Firdia Lisnawati/AP/dpa

Das indonesische Urlaubsparadies Bali hebt die Einreisesperre für internationale Touristen ab September auf. Auch die derzeit wegen der Corona-Pandemie noch geschlossenen Strände und Tempel auf der Insel können dann wieder betreten werden, kündigte der Gouverneur Wayan Koster am Sonntag an. Für inländische Touristen sollen die Corona-Beschränkungen auf der Insel bereits Ende Juli wegfallen. Ab dem 11. September dürfen laut dem Gouverneur dann auch ausländische Touristen die Insel wieder betreten.

„Wir müssen uns bestmöglich um die Pandemie kümmern und gleichzeitig zum Wohle der Gemeinschaft beitragen", sagte Koster. Unklar blieb jedoch, ob es im September noch Restriktionen für bestimmte Länder geben wird oder ob Touristen von überall einreisen dürfen.

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Indonesien entschied im März seine Grenzen für Ausländer zu schließen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen.

Das Auswärtige Amt warnt jedoch weiterhin vor Reisen nach Indonesien, da es noch erhebliche Beschränkungen im inländischen Reiseverkehr gebe und Quarantänebestimmungen sowie Maßnahmen zum Infektionsschutz in Provinzen, Städten und Bezirken sehr unterschiedlich gehandhabt werden.

Maskenpflicht in Nepal

Nepal, Kathmandu: Ein Mitarbeiter desinfiziert die Sitze eines kürzlich wieder in Betrieb genommenen öffentlichen Busses.
Nepal, Kathmandu: Ein Mitarbeiter desinfiziert die Sitze eines kürzlich wieder in Betrieb genommenen öffentlichen Busses.

© Skanda Gautam/ZUMA Wire/dpa

In Nepal ist seit Anfang Juli das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes an öffentlichen Orten Pflicht. Wer sich nicht daran hält, kann mit einer Geldstrafe von umgerechnet rund 70 Cent (das ist etwa der Betrag einer Mahlzeit für eine vierköpfige Familie mit Reis und Linsen) oder bis zu einem Monat Gefängnis bestraft werden.
„Wir hatten gehofft, dass die Leute einfach zu ihrem eigenen Schutz und zur Sicherheit ihrer Familien und der Gesellschaft Masken tragen würden“, sagte ein Ministeriumssprecher. „Aber das taten sie nicht.“

In Nepal wird der Lockdown allmählich gelockert. Das gilt nicht für den öffentlichen Verkehr. Internationale Grenzen, Schulen und Bars bleiben weiter geschlossen.

Ausländer bringen Virus nach Thailand

Thailands Ministerpräsident Prayut Chan-O-Cha.
Thailands Ministerpräsident Prayut Chan-O-Cha.

© AFP

Thailands Regierung verschärft die Einreisebestimmungen für Ausländer nach neuen Coronavirus-Fällen. In dem Land gab es seit 50 Tagen keine bestätigte lokale Übertragung des Virus. Zwei Infektionen unter Ausländern in dieser Woche haben aber zur Isolation von mehr als 400 Menschen geführt. Die Regierung erklärt nun, dass die Einreisebestimmungen zu lasch waren. 

„Das sollte nicht passieren, es tut mir wirklich leid, dass es passiert ist, und ich möchte mich bei der Öffentlichkeit entschuldigen", sagt Thailands Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha. Was konkret geplant ist, war zunächst nicht klar. (mit Reuters, AFP, KNA, dpa)

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