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Die Zustimmung zum Euro wächst wieder.

© dpa

Politbarometer: Mehrheit sieht Euro wieder positiv

Ist das eine Trendwende? Erstmals seit 2002 ist eine Mehrheit der Deutschen wieder "pro Euro". Fast zwei Drittel meinen sogar, er werde auf lange Sicht erfolgreich sein. Doch das aktuelle Politbarometer misst nicht nur Optimismus.

Die Deutschen gehen offenbar guter Dinge in die letzten Tage des Jahres. Das zeigt das aktuelle Politbarometer im Auftrag von ZDF und Tagesspiegel. Für 72 Prozent war 2013 ein gutes Jahr. Es herrscht Optimismus gleich in mehrfacher Hinsicht: bei der großen Koalition, beim SPD-Mitgliederentscheid, sogar beim Euro. Dieser wird erstmal seit Jahren wieder positiver wahrgenommen. Erstmals seit 2002, vermeldet die Forschungsgruppe Wahlen, habe im Dezember wieder eine Mehrheit der Deutschen eine positive Einstellung zur Gemeinschaftswährung. Nach jahrelangem Abwärtstrend seinen nun 55 Prozent für den Euro. 61 Prozent meinen sogar, er werde langfristig gesehen ein erfolgreiche Währung sein. Im Vorjahr waren es nur 49 Prozent. Der Anteil der Euro-Skeptiker fällt von 43 auf 30 Prozent.

Arbeitsmarkt gilt als Problem Nummer eins

Doch wenn man genauer hinschaut, ist das Jahresendbild weniger fröhlich bunt. Denn dass trotz relativ guter Arbeitslosenzahlen das Thema Arbeitslosigkeit mit 23 Prozent der Nennungen immer noch an erster Stelle steht bei der Frage, was die Befragten als das größte Problem empfinden - das deutet darauf hin, dass der Arbeitsmarkt in der Bevölkerung weniger rosig gesehen wird als in der Politik. Auch das am zweithäufigsten genannte Problem - Rente und Alterssicherung mit 17 Prozent - gehört zu den Anliegen, die derzeit für Verunsicherung sorgen. Eine große Mehrheit macht zudem eine gesellschaftliche Schieflage in Deutschland aus: Insgesamt 76 Prozent sehen in der Schere bei den Einkommens- und Vermögensunterschieden ein starkes oder sogar sehr starkes Konfliktpotenzial. 56 Prozent beobachten starke Konflikte zwischen Deutschen und Ausländern. 48 Prozent nehmen das Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern als belastet wahr. Einen Gegensatz zwischen Jung und Alt dagegen erkennen nur 30 Prozent, zwei Drittel machen hier keine Konflikte aus - trotz der laufenden Debatte um die künftige Rentenpolitik der möglichen großen Koalition.

Die große Mehrheit glaubt: Schwarz-Rot kommt

Dass Schwarz-Rot im Bund kommen wird, ist für die meisten Bürger ausgemacht: Laut Politbarometer Wahlen glauben nur neun Prozent, dass die SPD-Mitglieder mehrheitlich gegen das Bündnis mit CDSU und CSU stimmen werden. 83 Prozent dagegen erwarten einen positiven Ausgang, unter den SPD-Anhängern sind es sogar 92 Prozent. SPD-Chef Sigmar Gabriel wird freuen, dass drei Viertel der Anhänger seiner Partei und immerhin zwei Drittel der potenziellen Unions-Wähler ihm im Verlauf der Koalitionsverhandlungen einen guten Job attestieren. Bei den SPD-Anhängern ist allerdings die Zufriedenheit mit dem Koalitionsvertrag mit 58 Prozent deutlich geringer als unter den Unions-Anhängern - ein Zeichen dafür, dass die Kanzlerinnenpartei eher als Siegerin wahrgenommen wird als der kleinere Koalitionspartner. Wäre übrigens am kommenden Sonntag schon wieder Wahl, dann sähe der Bundestag nicht viel anders aus als jetzt. Die Union könnte mit 42 Prozent der Stimmen rechnen, die SPD mit 25 Prozent. Die Linken würden bei zehn Prozent landen, die Grünen kämen auf neun Prozent. Für den Fall, dass die große Koalition doch nicht zustande kommt, plädieren 54 Prozent der Befragten für Neuwahlen, ein knappes Viertel würden dann Schwarz-Grün vorziehen, 18 Prozent wären für eine Regierung von SPD, Linken und Grünen. FDP und Alternative für Deutschland wären wieder nicht im Parlament.

Ein Drittel bedauert Fehlen der FDP

Das Fehlen der FDP im Bundestag ist nur für ein knappes Drittel ein Problem, 40 Prozent hingegen finden es gut. Vor allem beiden Unions-Anhängern findet offenbar ein ABnabelungsprozr4ss statt: Kurz nach der Wahl trauerten noch 57 Prozent dieser Gruppe der FDP nach, jetzt finden nur noch 46 Prozent das Ausscheiden der Liberalen schlecht. Immerhin meint noch gut die Hälfte der Bürger, die FDP sei ein notwendiger Teil des Parteiensystems. 45 Prozent aller Deutschen halten nach der Umfrage den neuen Parteichef Christian Lindner für den richtigen Mann an der Spitze (doch was heißt das, wenn die Wähler der Partei mehrheitlich mit Skepsis oder gar Ablehnung begegnen?). Unter den FDP-Anhängern kommt Lindner immerhin auf 91 Prozent Zustimmung - freilich ist deren Zahl bei 1255 Befragten insgesamt natürlich nur sehr gering.

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