zum Hauptinhalt

Politik: Mit Fleiß dabei

Der Vizepräsident des rheinland-pfälzischen Landtags arbeitet viel – für die Wirtschaft und die Politik

Wenn Jürgen Creutzmann ans Rednerpult tritt, ahnt mancher Abgeordnete schon die ersten Worte des Vizepräsidenten des rheinland-pfälzischen Landtages: „Ich als Mann der Wirtschaft …“ Nie hat der Freidemokrat einen Hehl daraus gemacht, dass er nicht nur als Politiker sein monatliches Gehalt verdient. Er steht auch bei BASF in leitender Funktion auf der Lohnliste.

Seit die Nebentätigkeiten der Abgeordneten ins Gerede gekommen sind, muss sich auch Creutzmann trotz seiner Offenheit erklären. Spätestens als der stellvertretende BASF-Vorstandschef Eggert Voscherau erklärte: „Wir haben einen vollamtlichen Mandatsträger, den stellvertretenden Parlamentspräsidenten von Rheinland-Pfalz, der von 210 Arbeitstagen im Jahr circa 50 für Politik aufwendet“, schrillten mancherorts die Alarmglocken. Nur 50 Tage für den Fulltimejob Landtag – das mochte kaum jemand glauben. „Also steht der Mann bei BASF nur pro forma auf der Gehaltsliste“, so die schnell herbeigeführte Schlussfolgerung.

Den FDP-Politiker lassen derartige Verdächtigungen nicht kalt. Doch aus der Ruhe bringen sie ihn nicht. „Herr Voscherau hat schon das Richtige gesagt“, meint er. Er sei tatsächlich 50 Arbeitstage nicht in Ludwigshafen, was sich entsprechend auf sein Gehalt und seine Pension auswirke. „Aber das heißt doch nicht, dass ich nur 50 Tage für mein Mandat aufbringe.“ Bei einem 14- bis 16-StundenTag habe er täglich noch mindestens drei Stunden Zeit, hinzu kämen Wochenenden und Feiertage. „Ich wende also etwa 180 Tage jährlich fürs Mandat auf.“

Seine Unabhängigkeit sieht der 59-Jährige nicht gefährdet. „Noch nie hat BASF versucht, Einfluss auf meine Entscheidungen zu nehmen. Bei Parlamentsdebatten, die die BASF betreffen, nehme ich keine Stellung“, betont er. „Wenn BASF etwas will, wenden die sich doch direkt ans Kabinett. Mich brauchen die nicht.“

Rückendeckung bekommt Creutzmann selbst von politischen Gegnern. „Er ist präsent, bienenfleißig und es gab noch nie Klagen über Defizite in seiner Arbeit“, heißt es bei der Opposition. Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU, Herbert Jullien, ist überzeugt, dass ein Abgeordneter auch andernorts tätig sein darf. Entscheidend sei aber, dass alles transparent werde.

Stephan Lüke[Mainz]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false