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Politik: Nach dem Amtsantritt: George W. Bush - Eine Frage des Glaubens

Jeder Amerikaner kann Präsident werden, aber kein Amerikaner wird es, der nicht an Gott glaubt. George W.

Jeder Amerikaner kann Präsident werden, aber kein Amerikaner wird es, der nicht an Gott glaubt. George W. Bush glaubt an Gott. Aller Welt führte er das bei seiner Amtseinführung vor Augen. Zwei Mal wurde auf der Plattform vor dem Kapitol gepredigt, zwei Mal schloss Bush dabei lange seine Augen. Einige Beobachter fanden diese Geste übertrieben. Sie werden sich noch wundern. Denn Bush meint es ernst mit dem Glauben. Während seiner Präsidentschaft werden die Religion und religiöse Werte eine völlig neue Bedeutung erlangen.

Bush ist so etwas wie ein wieder geborener Christ. Lange Zeit stand er der Religion indifferent gegenüber, feierte lieber und trank Alkohol. Doch vor 15 Jahren hörte er schlagartig auf damit, weil er zu Gott gefunden hatte. "Dabei half mir kein Regierungsprogramm", sagte er, "sondern ich hörte den Ruf des Herrn". Insofern kam seine Ankündigung vom Montag, er wolle mit Milliardenbeträgen die Sozialarbeit kirchlicher Organisationen unterstützen, nicht überraschend. Eingerahmt von fünf schwarzen Predigern, einem muslimischen Imam, einer katholischen Nonne und einem orthodoxen Juden unterzeichnete Bush im Weißen Haus zwei entsprechende Dekrete.

Unter anderem soll in drei Wochen im Weißen Haus ein eigenständiges Büro für religiöse Angelegenheiten mit zehn Mitarbeitern eingerichtet werden, das die Verteilung der Gelder koordiniert. "Wenn wir uns die sozialen Missstände in Amerika ansehen", sagte Bush, "dann wird meine Regierung künftig als Erstes fragen, welche religiösen und lokalen Programme es gibt, die wir in der Bekämpfung dieser Missstände unterstützen können". Von einem Großteil der Bevölkerung sowie vielen religiösen Repräsentanten dürfte dieser Schritt begrüßt werden. Heftig kritisiert wird die Initiative dagegen von liberalen Bürgerrechtlern. Sie sehen die in der US-Verfassung garantierte Trennung von Staat und Kirche in Gefahr und fragen, ob künftig nur noch solche Junkies von ihrer Sucht befreit werden, die täglich zwei Mal beten. Außerdem sei sowohl eine Diskriminierung der Religionen zu befürchten als auch ein Missbrauch staatlicher Gelder.

Die Scientologen etwa haben ein durchaus erfolgreiches Anti-Drogen-Programm. Sollen die künftig auch Steuergelder erhalten? Und was ist mit der "Nation of Islam"? Würden andererseits solche Organisationen ausgeschlossen, könnte die Regierung zu Recht der Diskriminierung bezichtigt werden. Selbst einige religiöse Organisationen wittern Ungemach. Wer Geld gibt, mischt sich auch ein, sagen sie und sehen deshalb ihre Unabhängigkeit bedroht.

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