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Nach Drohvideo: Erhöhte Wachsamkeit im Land

Bundespolizisten patrouillieren auf Flughäfen und Bahnhöfen mit Maschinengewehr. Einrichtungen der USA oder Israels werden verstärkt bewacht. Nach den jüngsten Drohvideos gegen Deutschland aus dem Lager von Al Qaida haben die Innenbehörden die Sicherheitsmaßnahmen weiter verstärkt.

Berlin - Bundespolizisten patrouillieren auf Flughäfen und Bahnhöfen mit Maschinengewehr und schusssicherer Weste, Einrichtungen der USA, Israels oder etwa jüdischer Gemeinden werden verstärkt bewacht. Nach den jüngsten Drohvideos gegen Deutschland aus dem Lager von Al Qaida haben die Innenbehörden die Sicherheitsmaßnahmen noch weiter verstärkt. Man nehme die Drohungen sehr ernst, sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), erhöhte Wachsamkeit sei angezeigt. Schäuble warnte indes auch vor Panikmache, es gebe keine Informationen über konkrete Anschlagspläne.

Seit Monaten verdichten sich die Anzeichen, dass Al Qaida Anschläge gegen deutsche Ziele vorbereitet. Im Juli bereits saßen die Chefs der deutschen Sicherheitsbehörden mit den Staatssekretären der Innenministerien deshalb im Terrorabwehrzentrum in Berlin zusammen, um einen Maßnahmenkatalog zu beschließen. Einige der damals verabredeten Instrumente wie die verschärfte Kontrolle von Ein- und Ausreisen oder die verstärkte Telekommunikationskontrolle greifen bereits. Beschlossen wurden auch Hausbesuche bei den bekannten etwa 140 islamistischen Gefährdern und eine enge Beobachtung jener etwa 45 Rückkehrer aus Terrorcamps.

In den Drohungen des gebürtigen Marokkaners mit deutschem Pass, Bekkay Harrach, sehen Sicherheitsexperten angesichts seiner eher westlich-strukturierten Herangehensweise eine reale Gefahr. War bisher eher davon ausgegangen worden, dass die Terroristen auf deutsche Ziele im Ausland aus sind, erscheint jetzt aber auch ein Anschlag hier als ebenso reale Option. Harrach, ein Kind der westdeutschen Gesellschaft – noch im Kindesalter kam er nach Deutschland –, zeigt sich in seinen Botschaften nicht als wirrer Bergkämpfer. Er argumentiert in den politischen Denkmustern der westlichen Welt und hat genaue Kenntnisse der Situation in Deutschland. Zudem ist er nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden in jenen Führungszirkel von Al Qaida aufgerückt, der Terroranschläge im Ausland plant. Wie realistisch angesichts der Überwachung der Szene in Deutschland die Gefahr ist, vermag niemand zu sagen. Allerdings ist es nicht so, dass die Sicherheitsbehörden alle Terrorcamp- Rückkehrer unter engster Beobachtung hätten. Entsprechend halten die Experten – wenn denn hier ein Anschlag geplant würde – eine „zweite Sauerlandgruppe“ für am gefährlichsten: eine Gruppe ausgebildeter einheimischer Fanatiker, keine von außen einreisende Kommandogruppe.

Harrachs Video hat noch einen Subtext: Er tritt auf als Kopie von US-Präsident Obama bei dessen Friedensrede an die muslismische Welt im Juni in Kairo: dunkler Anzug, blauer Schlips vor rotem Vorhang. Barbara Junge

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