zum Hauptinhalt
Bei israelischen Angriffen auf Gaza starben am Samstag zwei Teenager.

© AFP/Mahmud Hams

Naher Osten: Hamas verkündet Waffenruhe mit Israel im Gazastreifen

Militante Palästinenser feuern Dutzende Geschosse auf israelisches Gebiet. Es folgte der größte Tageslicht-Angriff der israelischen Armee in Gaza seit 2014. Jetzt gibt es eine Feuerpause.

Nach Israels schweren Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen hat die in dem Palästinensergebiet herrschende radikalislamische Hamas nach eigenen Angaben eine Feuerpause mit Israel vereinbart. Die Hamas habe ein entsprechendes Vermittlungsangebot von Ägypten angenommen, erklärte ihr Sprecher Fausi Barhum am Samstagabend. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte dazu lediglich, das weitere Vorgehen der Armee hänge von der Lage vor Ort ab.

Zuvor war der Konflikt zwischen Israel und der Hamas eskaliert. Bei massiven israelischen Luftangriffen im Gazastreifen wurden am Samstag nach palästinensischen Angaben zwei Jugendliche getötet. 14 weitere Menschen seien bei einem Angriff auf ein Gebäude der im Gazastreifen herrschenden Hamas verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit.

Israels Luftwaffe flog am Samstag Angriffe auf Dutzende Hamas-Ziele. Damit reagierte Israel auf Attacken militanter Palästinenser auf sein Grenzgebiet. Es handele sich um „den größten Tageslicht-Angriff“ im Gazastreifen seit dem Gaza-Krieg im Sommer 2014, sagte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus.

Militante Palästinenser feuerten Dutzende Mörsergranaten und Raketen auf israelisches Gebiet ab. Mindestens eine Rakete schlug nach Polizeiangaben am Samstag in der Grenzstadt Sderot ein.

Bereits am Freitag war bei gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee an der Gaza-Grenze ein palästinensischer Jugendlicher getötet worden. Ein 20-Jähriger erlag den Angaben zufolge am Samstag seinen Verletzungen.

Bei dem Luftangriff auf ein Hamas-Gebäude im Westen der Stadt Gaza wurden 15-Jähriger und ein 16-Jährige getötet. Sie seien von Granatsplittern tödlich verletzt worden, hieß es. Augenzeugen zufolge hielten sie sich in der Nähe des Gebäudes auf. Nach Angaben der israelischen Armee nutzte die Hamas das Hochhaus und einen Tunnel darunter zum Training für Häuserkampf. Bewohner seien vor dem Angriff gewarnt worden.

Armeesprecher spricht von Vergeltung

Hamas-Sprecher Fausi Barhum sagte, man wolle mit den Angriffen auf Israel eine „klare Botschaft senden“ und „den Feind dazu zwingen, die Eskalation zu stoppen“.

Israel hatte bereits in der Nacht Hamas-Ziele angegriffen, darunter zwei Angriffstunnel. Tagsüber sei das Hauptquartier eines Hamas-Bataillons in Beit Lahia im Norden des Gazastreifens komplett zerstört worden, ebenso wie ein logistisches Zentrum mit Helium-Vorräten, sagte Armeesprecher Conricus.

Er sprach von „Vergeltung der israelischen Armee gegen die Hamas“. Seit Monaten verübe die radikalislamische Palästinenserorganisation Terrorangriffe auf Israel. Der Armeesprecher nannte die Angriffe mit Brand-Drachen, Attacken am Grenzzaun sowie die Angriffe mit Raketen und Mörsergranaten. Zuletzt habe die Gewalt zugenommen, sagte Conricus.

Seit dem 30. März haben israelische Soldaten bei teils gewaltsamen Protesten an der Gaza-Grenze nach palästinensischen Angaben rund 140 Menschen getötet. Viele davon waren Hamas-Mitglieder. Die Palästinenser fordern ein Ende der vor mehr als zehn Jahren verhängten Gaza-Blockade und ein Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge in das israelische Staatsgebiet.

Netanjahu kündigt mögliche Verstärkung der Angriffe an

Ministerpräsident Netanjahuh sagte in einer Video-Erklärung, sein Land habe der Hamas den "härtesten Schlag" seit dem Konflikt 2014 versetzt. Israel werde "die Stärke unserer Angriffe wenn nötig erhöhen". Die Entscheidung für die entschiedenen Maßnahmen "gegen den Hamas-Terrorismus" sei in Abstimmung mit dem Verteidigungsminister, dem Generalstabschef der Armee und dem obersten Sicherheitskommando des Landes getroffen worden.

"Wir sprechen von den größten Offensivschlägen seit 'Protection Edge'", sagte Brigadegeneral Zvika Haimovic von der israelischen Luftwaffe vor Journalisten mit Blick auf den Gaza-Krieg 2014. Der "massive" Einsatz der Luftwaffe werde fortgesetzt. "Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet, die möglich sein könnten", fügte Haimovic hinzu.

Der Armeeeinsatz "Protective Edge" ("Schutzlinie") hatte im Juni 2014 begonnen und 50 Tage lang gedauert. Dabei wurden mehr als 2100 Palästinenser getötet, ein Großteil davon Zivilisten. Auch 74 Israelis starben, die meisten von ihnen waren Soldaten.(dpa)

Zur Startseite