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© AFP

Nahost: Gazas Regierungsgebäude unter Beschuss

Israel erhöht den Druck auf die radikal-islamische Hamas: Die Luftwaffe griff in der Nacht mehrere Regierungsgebäude im Gazastreifen an. Die Hamas antwortet mit Raketen. Ein Ende der Eskalation ist nicht in Sicht: Die israelischen Bodentruppen sind nach Angaben der Armee zum Einmarsch bereit.

Ganz gezielt nimmt die israelische Luftwaffe strategisch wichtige Ziele ins Visier: Mehrere Regierungsgebäude der Hamas im Gazastreifen liegen nach den nächtlichen Angriffen in Schutt und Asche. Das Außenministerium wurde völlig zerstört. Auch das Verteidigungs- und das Finanzministerium sowie der Sitz des Regierungschefs wurden angegriffen. Nach Angaben des Leiters der Rettungsdienste, Moawija Hassanein, starben seit Beginn der Offensive am Samstag 360 Menschen, 1690 wurden verletzt.

Die israelische Armee ist offenbar zum Einmarsch in den Gazastreifen bereit. Die Soldaten hätten ihre Stellungen bezogen, sagte eine Armeesprecherin. Die Möglichkeit einer Bodenoffensive bestehe. "Im Moment jedoch greifen wir ausschließlich aus der Luft oder vom Meer aus an", sagte die Sprecherin. Seit Beginn der Operation am Samstag hat die israelische Luftwaffe mehr als 300 Angriffe geflogen.

Ehud Barak hatte der radikalislamischen Hamas am Montag einen "Krieg bis zum bitteren Ende" angekündigt. Vize-Generalstabschef Dan Harel ergänzte: "Das Schlimmste ist noch nicht ausgestanden, es steht uns noch bevor." Barak sagte im Parlament, die bisherige Operation werde ausgedehnt, wenn dies notwendig sei. Die Armee erklärte das Gebiet um den Gazastreifen herum gleichzeitig zur militärischen Sperrzone. Dies wurde in israelischen Medien als Hinweis auf eine Bodenoffensive gesehen. Zuvor waren bereits Kriegsschiffe in die Militäroperation einbezogen worden.

Beide Seiten lehnen Waffenruhe ab

Ein Sprecher der Hamas lehnte derweil den Aufruf von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ab, in einen Dialog zu treten, um eine Lösung zu finden. Abbas wolle "den palästinensischen Widerstand bloß überzeugen, nicht mehr auf die Verbrechen der Zionisten gegen die standhaften Menschen im Gazastreifen zu antworten", sagte Hamas-Sprecher Fausi Barhum. Auch Israel lehnt eine Waffenruhe ab.

Militante Palästinenser sollen in der Nacht mehrere Raketen in das israelische Grenzgebiet gefeuert haben. Dabei wurde offenbar aber niemand verletzt. Am Montagabend waren bei den Raketenangriffen zwei Israelis getötet worden, in Aschdod eine Mutter von vier Kindern und in einer Militärstellung am Rande des Gazastreifens ein drusischer Soldat. Damit stieg die Zahl der israelischen Toten seit Beginn der Operation "Gegossenes Blei" auf vier. Israel will mit dem Einsatz den ständigen Raketenbeschuss israelischer Grenzorte unterbinden.

Ägypten öffnete den Grenzübergang Rafah für palästinensische Verletzte und Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Neun Verletzte aus dem Gazastreifen seien nach Ägypten gebracht worden, berichtete ein AFP-Reporter. Es war das erste Mal seit Beginn der israelischen Luftangriffe, dass verletzte Palästinenser über die Grenze nach Ägypten durften. Im Gegenzug setzten sich von Ägypten aus mehrere Lastwagen in Bewegung, die Medikamente und Hilfsgüter in den Gazastreifen brachten.

EU-Außenminister beraten in Paris über Nahost

Die EU-Außenminister sollten bei ihrem Sondertreffen in Paris "über den europäischen Beitrag zur Lösung der aktuellen Krise" beraten, teilte das französische Außenministerium am Montagabend mit. Frankreich hat noch bis Jahresende die EU-Ratspräsidentschaft inne. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) telefonierte mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Dabei waren sich beide nach Angaben des Auswärtigen Amtes einig, dass die gegenwärtigen Ereignisse nicht nur für die Menschen in Gaza eine Katastrophe seien, "sondern ein erhebliches Destabilisierungspotenzial für die gesamte Region hätten". Die Lage dürfe auf keinen Fall weiter eskalieren.

UN-Generalsekretär Ban Kii Moon forderte die arabische Welt zu entschlossenem Handeln auf. Er habe regionalen Führern in Gesprächen klar gemacht, dass sie "bisher nicht genug" getan hätten, sagte Ban in New York. Die arabischen Außenminister sollen am Mittwoch zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. (nis/dpa/AFP)

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