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Nahost: Kämpfe im Gazastreifen eskalieren

Die Kämpfe zwischen den rivalisierenden Palästinensergruppen Hamas und Fatah weiten sich aus. Unterdessen flog Israel erstmals seit November wieder Luftangriffe gegen militante Palästinenser.

Gaza/Jerusalem - Kurz nach der Verkündung eines Waffenstillstands durch die radikalislamische Hamas und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas von der Fatah erschossen bewaffnete Männer im Flüchtlingslager Dschabalija im nördlichen Gazastreifen nach Angaben von Ärzten einen Fatah-Aktivisten. Ein weiterer wurde in Rafah erschossen. Außerdem wurden in der Nähe von Dschabalija sieben Mitglieder eines Fatah-nahen Sicherheitsdienstes verletzt. Wie palästinensische Funktionäre mitteilten, wurden sie Opfer von Mörsergranaten, die Mitglieder des bewaffneten Arms der Hamas abfeuerten.

In der Stadt Gaza dauerten die Schießereien an, ohne dass zunächst klar war, von wem sie ausgingen. Der vierte Waffenstillstand seit Sonntag erwies sich damit als ebenso brüchig wie die anderen vor ihm.

Nach der Eskalation der Gewalt im Gazastreifen flog Israel erstmals seit Ausrufung der Waffenruhe im November wieder mehrere Luftangriffe gegen militante Palästinenser. Dabei wurden am Mittwoch sechs Hamas-Mitglieder getötet. Bei den bislang blutigsten Kämpfen zwischen Hamas und Fatah kamen mindestens 17 Menschen ums Leben. Seit dem Wiederaufflammen der Kämpfe am Sonntag starben damit 44 Menschen bei innerpalästinensischen Auseinandersetzungen.

Olmert erlaubt Wiederaufnahme gezielter Tötungen

Angesichts des Blutvergießens erwägt Palästinenserpräsident Abbas die Verhängung des Ausnahmezustands im Gazastreifen, um ein Ende der Kämpfe zu erreichen. Abbas wolle am Donnerstag mit Ministerpräsident Ismail Hanija (Hamas) darüber sprechen, verlautete aus seinem Büro. Ministerpräsident Ehud Olmert erlaubte der israelischen Armee Medienberichten zufolge eine Wiederaufnahme der gezielten Tötung militanter Palästinenser.

Die Hamas hatte die Kämpfe am Mittwochmorgen mit einem Angriff auf das Haus eines Sicherheitschefs der gegnerischen Fatah in Gaza fortgesetzt. Allein dabei wurden vier Wachleute getötet. In mehreren Vierteln der Stadt tobten Gefechte, bei denen mehrere Männer getötet wurden. Dabei wurde auch das Büro von Palästinenserpräsident Abbas beschossen, mehrere Menschen wurden verletzt. Fünf festgenommene Hamas-Anhänger kamen in Gaza in einem Polizeiauto ums Leben, als dieses von ihren eigenen Leute überfallen wurde. Die Angreifer hatten nach Polizeiangaben angenommen, dass Fatah-Mitglieder im Wagen saßen.

Medienmitarbeiter unter Beschuss

Auch palästinensische Mitarbeiter ausländischer Medien gerieten im Gazastreifen unter Beschuss. Hamas-Kämpfer feuerten nach Zeugenangaben auf einen Gebäudekomplex, in dem sich die Büros zahlreicher Fernsehsender wie CNN, BBC und NBC sowie Nachrichtenagenturen befinden.

Die Hamas hatte für den Abend eine einseitige Waffenruhe angekündigt. Auch die Fatah wollte sich dem anschließen. Dennoch ging die Gewalt weiter.

Sderot soll teilweise evakuiert werden

Israelische Kampfhubschrauber griffen zuvor ein Trainingslager der Hamas in Rafah im südlichen Gazastreifen an und tötete mindestens fünf Menschen. Ein weiteres Hamas-Mitglied wurde später bei einem Luftangriff auf ein Auto im Norden des Gazastreifens getötet. Die Luftwaffe reagierte damit auf den erneuten Raketen-Beschuss auf das israelische Grenzgebiet durch militante Palästinenser. Dabei wurden am Mittwoch mindestens 21 Israelis verletzt, 14 weitere wurden wegen Schocks behandelt. Hunderte von Israelis begannen die Grenzstadt Sderot zu verlassen, die teilweise evakuiert werden soll.

Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft rief alle beteiligten Seiten zum "sofortigen Gewaltverzicht, zur Wiederherstellung der Waffenruhe und zur Rückkehr zum Dialog" auf. Zugleich verurteilte die Präsidentschaft aufs Schärfste die Raketenangriffe auf israelisches Hoheitsgebiet aus dem Gazastreifen. (tso/AFP/dpa)

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