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Politik: Nahost: Zwölfjähriger starb im Kugelhagel der Israelis

Die israelische Armee hat zugegeben, am Samstag einen zwölfjährigen Palästinenser-Jungen im Gaza-Streifen erschossen zu haben. Sein Tod, der von einem französischen Kamerateam aufgezeichnet wurde, hatte weltweit für Entsetzen gesorgt.

Die israelische Armee hat zugegeben, am Samstag einen zwölfjährigen Palästinenser-Jungen im Gaza-Streifen erschossen zu haben. Sein Tod, der von einem französischen Kamerateam aufgezeichnet wurde, hatte weltweit für Entsetzen gesorgt. Die Bilder zeigten minutenlang das in Todesangst schreiende Kind, bis es - tödlich getroffen - verstummte. Der General Giora Eiland sagte am Dienstag im israelischen Rundfunk, die Analyse der Video-Aufzeichnung habe ergeben, dass das Kind durch Schüsse israelischer Soldaten aus einem geschlossenen Stützpunkt an der Nezarim-Kreuzung getötet wurde. "Dies ist ein schlimmer Zwischenfall, den wir alle bedauern", sagte Eiland.

Der Stützpunkt sei während der blutigen Unruhen von Demonstranten umzingelt und mit Steinen, Brandsätzen und Handgranaten beworfen worden. Der Junge, der nach Angaben der Armee in der Vergangenheit an Ausschreitungen beteiligt war, sei ins Kreuzfeuer geraten. Sein Vater habe die Gefahr erkannt und versucht, ihn zurückzuholen. Die Soldaten, die durch Scharten schossen, hätten nicht erkannt, dass hinter einem Fass in der Schusslinie Vater und Sohn kauerten. Eiland warf den Palästinensern vor, zynisch Kinder im Kampf gegen Israel einzusetzen.

Wenige Stunden nach dem Inkrafttreten einer Waffenruhe zwischen der israelischen Armee und der palästinensischen Autonomiebehörde wurden unterdessen am Dienstag neue Zusammenstöße aus dem Westjordanland gemeldet. Im Gaza-Streifen, wo Israel auch Kampfhubschrauber einsetzte, wurden zwei Palästinenser getötet. In Hebron warfen jugendliche Palästinenser Steine auf israelische Soldaten, die mit Gummimantel-Geschossen auf die Demonstranten feuerten. Dabei wurden fünf Menschen verletzt.

Auch aus anderen Zentren im Westjordanland aus dem überwiegend arabisch besiedelten Teil Nord-Israels wurden einzelne Zwischenfälle gemeldet. So beschossen Unbekannte bei Ramallah einen israelischen Jeep.

Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak sagte am Morgen, er hoffe, dass die Waffenruhe eingehalten werde. Es bestehe eine gute Chance für ein "Ende dieses schmerzlichen Kapitels". Israel hat in der Vereinbarung zugesagt, seine Soldaten aus den Brennpunkten der jüngsten Unruhen zurückzuziehen, wenn die Palästinenser dort künftig Ausschreitungen verhindern.

Bei den blutigen Unruhen sind nach palästinensischen Angaben seit vergangenem Freitag mindestens 45 Araber getötet worden. Mehr als 1400 Menschen wurden verletzt. Auf israelischer Seite kamen drei Soldaten und ein Zivilist ums Leben.

US-Außenministerin Madeleine Albright will sich in direkten Gesprächen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Barak und Palästinenser-Präsident Jassir Arafat um ein Ende der Gewalt im Nahen Osten bemühen. Sie erklärte am Dienstag in Paris, sie werde am Mittwoch in der französischen Hauptstadt mit den beiden Politikern zunächst zu getrennten Gesprächen zusammentreffen. Ziel sei es, einen Weg zur Beendigung der Gewalt zu finden. Es müsse sichergestellt werden, dass sich solch eine Eskalation nicht wiederhole. Die seit Donnerstag anhaltenden Unruhen sind die schwersten Auseinandersetzungen in den Palästinenser-Gebieten seit 1996.

Baraks Büro wies in einer Erklärung darauf hin, dass das Treffen in Paris auf Initiative der USA zu Stande gekommen sei. Albright hält sich gegenwärtig in Paris zu Gesprächen mit der französischen Regierung auf, die der krisenhaften Situation in Nahost und in Jugoslawien galten. Zuvor hatte bereits US-Präsident Bill Clinton die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt geäußert. Er sagte in Washington, er denke, dass die Lage im Nahen Osten sich bereits am Dienstag bessere.

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