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Norbert Lammert bekleidete von 2005 bis 2017 als Bundestagspräsident das zweithöchste Amt der Bundesrepublik Deutschland. Mit dem Ende der 18. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages im Jahr 2017 schied er aus dem Bundestag aus.Seit dem 1. Januar 2018 ist Lammert Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung.

© Mike Wolff

Norbert Lammert im Interview: "Zunächst darf mal jeder so reden, wie ihm das Maul gewachsen ist"

Norbert Lammert ist ein Freund der freien Rede. Der Ex-Bundestagspräsident weist aber auch darauf hin, dass man es akzeptieren müsse, wenn die eigene Wortwahl auf Kritik stoße.

Von Robert Birnbaum

Der frühere Bundestagespräsident Norbert Lammert (CDU) hat davor gewarnt, im politischen Raum vorschnell Sprachverbote aufzustellen. "Zunächst darf mal jeder so reden, wie ihm das Maul gewachsen ist", sagte Lammert dem Tagesspiegel. Wenn Formulierungen von vornherein für unzulässig erklärt würden, lande man bei einer "virtuellen Sprachbehörde, die ich mir ungern vorstellen möchte". Allerdings müsse es umgekehrt jeder akzeptieren, wenn seine Wortwahl auf Kritik stoße. "Die gleichzeitige Erwartung, dass man sagen kann was man will, aber von Kritik nicht behelligt werden darf – diese Erwartung ist grotesk", sagte der CDU-Politiker, der heute die parteinahe Konrad-Adenauer-Stiftung leitet. Zudem müsse sich jeder Inhaber eines öffentlichen Amtes bewusst sein, dass es einen Unterschied bedeute, ob "am Stammtisch, auf der Baustelle oder im Freundeskreis" über ein Thema gesprochen werde oder aus einem Amt heraus.

Lammert gab zugleich der Öffentlichkeit und der veränderten Medienwelt eine Mitschuld an verbalen Entgleisungen in politischen Debatten. "Etwas schlicht Vernünftiges zu sagen ist beinahe eine Garantie dafür, nicht wahrgenommen zu werden", sagte der langjährige Parlamentspräsident. "Jedenfalls ist die Versuchung offenkundig übermächtig geworden, sich durch Zuspitzungen und Übertreibungen die Aufmerksamkeit zu erkaufen, die es für differenzierte Stellungnahmen in der Regel nicht mehr gibt." So entstünden auf der Suche nach prägnanten Formeln Worte wie "Asyltourismus". "Und mit oder ohne polemische Absichten verwendet man dann diesen neuen Begriff, der sich aber auf den zweiten Blick als einer erweist, der nicht nur das Problem gar nicht zutreffend beschreibt, sondern es sogar in einer unzulässigen Weise verzerrt." Immerhin hätten dann wenigstens einige Beteiligte eingesehen, dass "die mit dem Begriff verbundenen Nebenwirkungen die erhofften Vorzüge zunichte machen".

Das komplette Interview lesen Sie in der gedruckten Sonntagsausgabe des Tagesspiegels, im E-Paper oder über unsere Apps.

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