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Japan hat Abwehrraketen in Stellung gebracht.

© AFP

Japan und Südkorea erhöhen Alarmzustand ihrer Armeen: Nordkorea soll kurz vor Raketenabschuss stehen

Experten rechnen mit baldigem Raketenabschuss in Nordkorea. Startet das Land eine Mittelstreckenrakete, wäre dies eine weitere Eskalation des Konflikts. Berlin jedoch hat den Abzug seiner Diplomaten abgelehnt.

Angesichts eines nach Ansicht von Experten unmittelbar bevorstehenden Raketenabschuss Nordkoreas haben sowohl Japan als auch Südkorea die Alarmbereitschaft ihrer Armee erhöht. Es gelte der absolute Alarmzustand, sagte am Mittwoch in Tokio Verteidigungsminister Itsunori Onodera. Regierungschef Shinzo Abe versprach seinen Landsleuten: „Wir unternehmen die größtmöglichen Anstrengungen, um das Leben unseres Volkes zu schützen und seine Sicherheit zu garantieren.“ Das gemeinsame US-südkoreanische Kommando in Südkorea rief derweil laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Yonhap eine „lebensbedrohliche Situation“ aus. Der Alarmzustand sei von Stufe drei auf Stufe zwei angehoben worden, berichtete Yonhap unter Berufung auf einen hochrangigen Militär. Dies ist die zweithöchste Alarmstufe, Stufe eins gilt den Angaben zufolge nur in Kriegszeiten.
Das kommunistische Nordkorea hat in den vergangenen Wochen immer wieder Angriffsdrohungen ausgesprochen. Zudem ließ die Regierung in Pjöngjang zwei Mittelstrecken-Raketen an die Ostküste des Landes verlegen und installierte sie auf mobilen Abschussrampen. Aus südkoreanischen Geheimdienstkreisen hieß es am Mittwoch, die nordkoreanischen Raketen seien „zum sofortigen Einsatz“ bereit.
Experten rechnen damit, dass Pjöngjang die Raketen noch in dieser Woche starten lässt.

Nach dem Abzug seiner Arbeiter aus dem Kaesong-Industriepark erhöht Nordkorea erneut den Druck auf Südkorea und dessen Verbündete. Nordkoreas Asien-Pazifik-Friedenskomitee veröffentlichte am Dienstag eine Erklärung, in der allen in Südkorea ansässigen Ausländern geraten wird, das Land zu verlassen. Ein Sprecher der südkoreanischen Präsidentin bezeichnete Nordkoreas Drohungen als Psychoterror und betonte, die 1,4 Millionen ausländischen Staatsbürger in Südkorea seien nicht in Gefahr.

Deutschland und andere EU-Staaten bekräftigten hingegen am Dienstag, dass sie weder ihre Botschaften in Süd- noch in Nordkorea schließen wollen. In den Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes für Südkorea heißt es: Eine konkrete Gefährdung deutscher Staatsangehöriger werde „bisher nicht gesehen“. Von Reisen nach Nordkorea wird dagegen abgeraten. Die Deutsche Welthungerhilfe, die in Nordkorea vor allem Landwirtschaftsprojekte unterstützt, will ihre vier internationalen Mitarbeiter ebenfalls nicht abziehen. „Im Land selbst laufen die Dinge sehr normal“, sagte Gerhard Uhrmacher, der Bonner Projektmanager für Nordkorea dem Tagesspiegel. Das Büro in Pjöngjang sei daher ganz normal geöffnet, nur von Projektbesuchen werde derzeit abgesehen.

Indessen wird spekuliert, ob Nordkorea wie angekündigt Mitte April eine Mittelstreckenrakete abfeuern wird oder einen weiteren Atomtest vorbereitet. Das ebenfalls von Nordkorea bedrohte Nachbarland Japan reagierte auf die Drohungen mit der Stationierung von Patriot-Abwehrraketen an Standorten in und außerhalb Tokios.

In Südkorea wird weiter über Deeskalationsstrategien diskutiert. Nachdem Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye die Ernennung eines Sondergesandten abgelehnt hatte, wurde die Option eines Vermittlers ins Gespräch gebracht. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet, Abgeordnete der Oppositionspartei DUP hätten vorgeschlagen, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon als Vermittler einzusetzen. Es wird kolportiert, dass Ban seine prinzipielle Bereitschaft signalisiert habe, nach Pjöngjang zu reisen.

In der Zwischenzeit bereitet sich Seoul auf den Besuch von US-Außenminister John Kerry vor, der am Freitag seinen südkoreanischen Amtskollegen Yun Byung Se zum zweiten Mal innerhalb von zehn Tagen zu Konsultationen treffen wird. Diese Woche wird auch Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Seoul erwartet. Im Vorfeld seiner Visite – der ersten eines Nato-Generalsekretärs in Südkorea – erklärte Rasmussen, das Bündnis habe keinerlei Absicht, in Ostasien einzugreifen, da Südkorea kein Nato-Mitglied sei. Traditionell ist Südkorea jedoch ein enger Kooperationspartner der Nato. So sind beispielsweise südkoreanische Truppen in Afghanistan stationiert. (mit AFP)

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