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Rechte und linke Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude - getrennt durch die Polizei.

© dpa

NSU-Prozess: Neonazis feiern mutmaßlichen Terrorhelfer

Erstmals seit Beginn des Prozesses vor dem Oberlandesgericht München demonstrieren Neonazis vor dem Gerichtsgebäude. Die Verhandlung fällt allerdings aus - die Angeklagte Beate Zschäpe ist krank.

Sie sitzen in der ersten und zweiten Reihe des Zuschauerbereichs im Saal A101 des Oberlandesgerichts München: drei Männer und eine Frau in blauen T-Shirts mit einer "40" vorne drauf. Die vier Neonazis wollen an diesem Tag dem angeklagten mutmaßlichen Helfer der NSU-Terroristen, Ralf Wohlleben, huldigen. Wohlleben sitzt wie Beate Zschäpe in Untersuchungshaft. Er ist wegen Beihilfe zum Mord angeklagt, weil er dem NSU-Trio die Waffe besorgt haben soll, mit der Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt neun Männer türkischer und griechischer Herkunft getötet haben. Am 27. Februar ist Wohlleben 40 Jahre alt geworden. Es ist die NSU-Hauptangeklagte Zschäpe, die verhindert, dass Wohlleben die Geburtstagsbotschaft seiner Gesinnungsgenossen sehen kann.

Der Beginn des 189. Verhandlungstages im NSU-Prozess verzögert sich immer weiter. Gegen 10.40 Uhr kommt die Durchsage: Zschäpe sei erkrankt, der Verhandlungstag entfällt. An diesem Mittwoch soll es dennoch weitergehen. Ursprünglich war Gordian Meyer-Plath, Präsident des sächsischen Verfassungsschutzes, für diesen Tag als Zeuge geladen. Am Nachmittag hieß es jedoch auf Nachfrage von der Pressestelle des Gerichts, dass Meyer-Plath am nächsten Tag nicht kommen werde. Gründe wurden nicht genannt. Meyer-Plath hätte schon vergangene Woche Dienstag aussagen soll. Doch schon jener Verhandlungstag ist wegen einer Erkrankung Zschäpes unterbrochen worden. Nach Darstellung ihrer Verteidiger soll Zschäpe die Haftsituation zunehmend zu schaffen machen.

Grüße an einen Gesinnungsgenossen: Vier Neonazis gratulieren dem Angeklagten Ralf Wohlleben auf ihre ganz eigene Art.
Grüße an einen Gesinnungsgenossen: Vier Neonazis gratulieren dem Angeklagten Ralf Wohlleben auf ihre ganz eigene Art.

© dpa

Begonnen hatte der Tag mit einem Häufchen Neonazis, die vor dem Gericht demonstrierten. Es war die erste derartige Demonstration, seit der Prozess im Mai 2013 begonnen hat. Die Botschaft des knappen Dutzends lässt sich mit "Alles Lüge" zusammenfassen. Ein Redner schwadroniert von "Lügenpropaganda", "Lügenpresse" und einer "Show", die Richter Manfred Götzl vor Gericht abziehe. Die Neonazis leugnen die Existenz des NSU und sehen allerlei andere Mächte am Werk. Sie verhöhnen die Opfer und sprechen von "Dönermorden". Rund 50 Gegendemonstranten verhindern mit Trillerpfeifen und Trommeln, dass ihre Verschwörungstheorien allzu viel Gehör finden.

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