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Obama

© dpa

Obama-Besuch: Schöne Termine, blumige Worte

Barack Obama hat den ersten Tag Berlin hinter sich gebracht - und das war anstrengend genug. Erst der Termin mit der Kanzlerin, dann mit Außenminister Steinmeier, bevor Klaus Wowereit ihm einen Prozellanbären schenkt. Bei der mit großer Spannung erwarteten Rede am Abend vor der Siegessäule zieht der Senator dennoch alle Register - und schafft es, Worte zu finden, mit denen irgendwie jeder irgendwas anfangen kann. Wir haben den Senator begleitet.

20:05 Uhr:

Obama bedankt sich beim US-Botschafter und macht sich von dannen. Seine Sicherheitsleute stehen nervös herum. Die Menge ist relativ ruhig, fast andächtig. Trotzdem: Den großen Messias hat der Senator heute nicht gespielt.

20:00 Uhr: Das Bad in der Menge neigt sich dem Ende zu. Immerhin zehn Minuten hat es gedauert. Es gibt keine Musik, keinen Glamour. Die Polizei meldet unterdessen 200.000 Besucher. Na also.

19:50 Uhr: Nach 20 Minuten ist der Gemischtwarenladen schon wieder geschlossen. Obama bedankt sich noch einmal bei Berlin und grüßt in die Abendsonne hinein. Jubel brandet auf. Ja, schöne Rede. Vielleicht etwas kurz. Aber mehr war auch nicht zu sagen.

19:45 Uhr: Zusammen den Planeten retten will Obama. Klar klingt das gut. Kohlenstoff reduzieren ebenfalls. Der Applaus wird lauter. Die "Plage AIDS" beseitigen, Menschenrechte, Darfur, Sudan, was soll man da noch sagen. Es ist ja für jeden etwas dabei.

19:40 Uhr: "Partnerschaft verlangt Opfer", sagt Obama jetzt, ohne zu erwähnen, worin denn die Opfer bestehen. Forderungen hat er bislang nicht formuliert. Es dauert aber nicht lange, bis das Wort "Afghanistan" fällt. Und Nato-Mission. Und, da spitzen die Fans die Ohren: "Amerika hat keinen besseren Partner als Europa."

19:38 Uhr: Auf einmal hat er die Kurve gekriegt zum Hier und Jetzt, zu Pakistan, Iran, Somalia, Nukleartourismus - die Gefahren, die heute lauern. Trotzdem: Vieles sei falsch gelaufen, sagt Obama. Amerikaner und Europäer müssten gemeinsam arbeiten, denn "Partnerschaft ist der einzige Weg", bekundet er. Das zieht, die Leute klatschen.

19:33 Uhr: Freiheit, Tyrannei, eingerissene Mauern, Völker der Welt: Ganz schön harter Tobak, den Obama hier bietet.

19:30 Uhr: Der Senator spricht vom Krieg. Klingt wie eine kleine Berliner Geschichtsstunde. "Hungrige Familien" seien nach 1945 auf der Straße gesessen, hätten aber nicht aufgegeben. Etwas kitschig für deutsche Ohren. Und dann: "Völker der Welt, schaut auf diese Stadt". Nunja...

19:23 Uhr: Obama bedankt sich erst einmal bei aller Welt. Bei Wowereit, der Kanzlerin, und natürlich den Fans. Er beteuert, er sei als Bürger nach Europa gekommen und nicht als Präsidentschaftskandidat. Sehr schön.

19:22 Uhr:
Und dann ist er plötzlich da. Als Obama am Fuße der Siegessäule auf die Bühne schreitet, wirkt er winzig. Das Volk jubelt. Der n-tv-Moderator spricht von Obamas weißen Zähnen.

19:20 Uhr:
Die Zuschauer werden langsam ungeduldig. An den Sperrgittern drängen sich noch immer die Menschen. Drinnen sieht es schon besser aus. Obama spricht am Fuße der Siegessäule derweil mit zwei Polizisten. Offenbar will er es noch einmal ein bisschen spannend machen.

19:00 Uhr: Obama ist endlich unterwegs - aber nicht auf direktem Weg, denn der führt durchs Brandenburger Tor. Stattdessen besteigt der Senator wieder seinen weißen Jeep, um die knapp zwei Kilometer zur Siegessäule zurückzulegen. Seine Fahrzeugkolonne erreicht unter "Obama"-Rufen die Treppen der Siegessäule. Das Sicherheitspersonal rückt noch einmal den Teleprompter zurecht. Nun gibt es auch keinen Softrock mehr.

18:55 Uhr: Alles ist gespannt, Obama noch nicht da. Gott sei Dank regnet es wenigstens nicht. Unser Kamerateam ist inzwischen wieder aus dem Sicherheitskreis geworfen worden. "Zehntausende" Menschen stehen jetzt um die Siegessäule - mal sehen, ob die Zahl doch noch etwas nach oben korrigiert wird. Werden es nicht mehr als 100.000 Menschen, wäre das schon enttäuschend.

18:40 Uhr: Nette Worte für Angela Merkel findet unterdessen Obamas Pressestab, der erklärt, das Gespräch mit der Kanzlerin sei "warm und ergiebig" gewesen. Mit Blick auf seine Nahostreise habe Obama betont, dass das iranische Atomprogramm gestoppt werden müsse - mit einer Mischung aus hartnäckiger Diplomatie und schärferen multilateralen Sanktionen. Er sei zudem besorgt, dass sich die Spannungen zwischen Russland und Georgien noch verschärfen könnten.

18:30 Uhr: Die Besucher mit Plakaten werden schon weit vor der Siegessäule abgedrängt; auf vielen sind Protestnoten gegen den Afghanistan-Krieg zu sehen. In Buden am 17. Juni werden Bier und Würstchen verkauft. Es herrscht Volksfeststimmung. Aus den Lautsprechern am Rand ertönt "Blur".

18:10 Uhr: Obama ist durch den Hintereingang ins Adlon zurückgekehrt, wo er bis zu seinem Redetermin um 19 Uhr bleiben will. Von einem Bad in der Menge habe ihm die Berliner Polizei abgeraten, heißt es bei n-tv. An der Siegessäule wird es zunehmend eng; vor den Sicherheitskontrollen stehen noch einmal tausende Menschen.

17:40 Uhr: Der Platz vor der Siegessäule füllt sich langsam mit Menschen. Langsam auch deshalb, weil die Fans erst einmal Sicherheitsschleusen wie am Flughafen passieren müssen. Phoenix schläfert die Zuschauer noch immer mit einem Bericht über die Eröffnung der US-Botschaft ein.

17:20 Uhr: Wowereit erfreut unterdessen die Berliner, als er erzählt, Obama wolle wieder in die deutsche Hauptstadt kommen. Ah ja. Der Bürgermeister erscheint geradezu begeistert: "Er ist ein sehr charmanter und zielstrebiger Mann, der eine Vision für Amerika und die ganze Welt hat." Außerdem habe Obama "Ich liebe Berlin" gesagt. Allerdings schon zuvor gegenüber Steinmeier.

17:10 Uhr: Und dann die Sensation: Obama bleibt zwei Stunden länger in Berlin. Etwa, weil es ihm hier so gut gefällt? Um kurz nach zwölf soll er am Freitag abfliegen, in Richtung Paris. Dort wird er um 17 Uhr erwartet. Bleibt eine kleine Zeitdifferenz. "Was der demokratische Senator aus Illinois zuvor noch unternehmen wird, war zunächst noch unklar", formuliert es die dpa.

17:05 Uhr: Plötzlich überschlagen sich die Agenturen. AFP wartet mit zwei Absätzen zu Obama-Fanartikeln auf, die bei den Verkaufszahlen weit vor denen McCains lägen. Außerdem weiß die Agentur, dass Obama gerne Gewichte stemmt. ddp versorgt Deutschland mit einem "Infokasten" über das Goldene Buch der Stadt Berlin. Da steht nämlich zum Beispiel auch Bill Gates drin. Und Barbra Streisand. Schön.

16:50 Uhr: ddp plaudert inzwischen aus, was Obama ins Goldene Buch der Stadt geschrieben hat: "Herzlichen Dank an den Bürgermeister dieser großartigen Stadt und an alle Mitarbeiter für diesen offenherzigen Empfang. Berlin ist ein Symbol für den Sieg der Hoffnung über die Angst und dafür, dass es unmöglich ist, Menschen in ihrem Streben nach Freiheit zu trennen. Lassen sie uns gemeinsam auf dieser bemerkenswerten Geschichte aufbauen."

16:30 Uhr: Aufregung: Es heißt Obama will joggen, durch den Tiergarten. Eine Viertelstunde später: Obama ist beim Fitness-Training - nicht im Adlon, sondern im Ritz Carlton am Potsdamer Platz. Sein Stammhotel am Pariser Platz hatte er wieder durch den Hinterausgang verlassen, in langer Hose und mit grauem T-Shirt. Vor dem Ritz steigt er dynamisch aus seinem weißen Jeep, winkt einmal in Richtung einiger Passanten und verschwindet wieder. n-tv und N24 haben sich inzwischen völlig aus der Berichterstattung verabschiedet. Phoenix überträgt eine langatmige Rede von George Bush Senior bei der Eröffnung der neuen US-Botschaft, die schräg gegenüber des Adlon liegt.

16:20 Uhr: Auf der Fanmeile hat Obamas Stab ein Verbot für Plakate und Transparente ausgesprochen. Vor dem Eingang haben sich Mitarbeiter des World Wildlife Funds aufgestellt und verteilen T-Shirts mit einem Eisbären, der in Uncle-Sam-Manier auf den Betrachter weist, dazu steht der Spruch: "Yes, I want you to take climate change".

Auf dem Pariser Platz steht inzwischen Klaus Wowereit, der erklärt, er habe mit Obama über den amerikanischen Wahlkampf und Berlin gesprochen. Schön.

16:00 Uhr: Obama hat bei seiner Rückkehr ins Adlon den Hintereingang genommen - und enttäuscht damit die Schaulustigen auf dem Pariser Platz. Als Wowereit vorfährt, tritt der Hoteldirektor vor die Tür und begrüßt den Bürgermeister. Vom US-Heilsbringer keine Spur.

15:50 Uhr: Ein paar kleine Wellen in Washington scheint der Obama-Besuch dann doch zu schlagen. So berichtet die Huffington Post, die Regierung Bush habe ihre Mitarbeiter angewiesen, der Rede Obamas am Abend keine Beachtung zu schenken. Mitarbeiter der US-Botschaft in Deutschland sollten nach Möglichkeit zu Hause bleiben.

15:30 Uhr: Nächster Progammpunkt: Im Hotel Adlon wartet Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit auf Obama, der sich dort ins Goldene Buch der Stadt eintragen soll. Unklar bleibt, ob beide danach durchs Brandenburger Tor schlendern werden... Bei n-tv hat man sich inzwischen die Umfrage "Ist Ihnen der Medienrummel zu viel?" ausgedacht. Unsere Prognose: 80 Prozent der Zuseher stimmen mit "Ja", schauen aber trotzdem.

15:04 Uhr: Nach nur 40 Minuten Aufenthalt bei Steinmeier verlässt Obama das Auswärtige Amt wieder; einen zweiten Fototermin mit dem Außenminister gibt es nun doch nicht. Kein Posieren mit Merkel, keine weiteren Bilder mit Steinmeier - Obama scheint heute jeder Kamera davonzulaufen. Ob das mit Bürgermeister Wowereit genauso ist? n-tv besticht inzwischen wieder mit gestochen scharfen Google-Earth-Einblendungen. N24 hat immerhin eine Live-Schaltung zu Stephan Strothe nach Washington, der behauptet, in Amerika wecke Obamas Europa-Besuch weniger Interesse als hierzulande. Wer hätte das gedacht...

15:00 Uhr: dpa sticht mit der Meldung hervor, Steinmeier habe Obama mit den Worten "Wie geht's" begrüßt. Die Süddeutsche weiß mehr - demnach habe Obama einfach "Hallo" gesagt. Gelächelt hat er jedenfalls...

14:45 Uhr: Im Foyer des Auswärtigen Amtes wird eifrig diskutiert, was Obama am Abend an der Siegessäule wohl sagen wird. Und noch bedeutsamer: Spricht er in Richtung des Brandenburger Tors oder wird er es im Rücken haben?

14:15 Uhr: Inzwischen sickert durch, dass Obama seinen morgigen Besuch in Rheinland-Pfalz abgesagt hat. Dort hätte er eigentlich das US-Militärkrankenhaus in Landstuhl besichtigen sollen. Da stellt sich natürlich die Frage, wie Obama den Tag dann verbringen will. Weintrinken mit Kurt Beck an der Mosel? Ausflug mit Merkel nach Ueckermünde?

In diesem Moment fährt die Wagenkolonne in den Hof des Auswärtigen Amtes; Obama sitzt wieder im weißen Jeep. Steinmeier wartet schon auf der Treppe und legt Obama lächelnd die Hand auf die Schulter - etwas unsicher sieht er trotzdem aus. Gerade einmal 30 Sekunden dauert der Fototermin, dann verschwinden die beiden im Amt.

14:10 Uhr: Obama ist noch immer im Adlon, obwohl der um 14 Uhr einen Termin mit Steinmeier hat. Der Hubschrauber kreist auch schon über dem Gebäude. n-tv empfiehlt in der unerwarteten Pause, keine großen Taschen am Abend zur Obama-Rede mitzunehmen.

14:00 Uhr: Die Reporter vor dem Auswärtigen Amts scharren mit den Hufen, aber Obama ist noch nicht da.

13:50 Uhr: n-tv hat wohl einen Exklusivvertrag mit Google Earth - ansonsten wäre das Programm heute garantiert nicht voll geworden. Inzwischen füllt sich der Pariser Platz vor dem Adlon.

13:40 Uhr: An der Siegessäule ist noch gar nichts los. Vor den Absperrungen warten aber der Polizei zufolge schon hunderte Menschen. Inzwischen ist immerhin der Inhalt des "Pakets" geklärt: Laut ddp habe ein Fan dem Hotel-Pagen einen Umschlag mit einem Buch für Obama in die Hand gedrückt, damit der eine persönliche Widmung hineinschreibe.

13:30 Uhr: n-tv ist da offenbar informierter. Demnach handelt es sich bei dem "Paket" um einen "weißen DIN-A-5-Umschlag". Die Aufregung sei aber schon ausgestanden, heißt es dort. Obama sei ohnehin hinter Panzerglas untergebracht.

13:19 Uhr: Auf die Meldung hat die Pressemeute gewartet: "Ein Teil" des Berliner Hotels Adlon wird wegen eines verdächtigen Pakets gesperrt. Mit "ein Teil" ist immerhin der "Außenbereich des Hotelcafés" gemeint, weiß ddp.

13:00 Uhr: Bei Steinmeier soll es gleich zwei Fototermine geben - einen vor dem Gespräch mit dem Außenminister, einen danach. Das ist deshalb bemerkenswert, weil Obama im Kanzleramt die Flucht ergriff, sobald die Fotografen Stellung bezogen. Unter Buhrufen war er dann doch noch einmal zur Umkehr zu bewegen. Falls Obama also wirklich nur wegen der Bilder nach Berlin gekommen ist, dann nicht wegen der Aufnahmen mit der Kanzlerin.

12:30 Uhr: Nach seinem Besuch im Kanzleramt kehrt Obama ins Adlon zurück. Von dort aus kann er das Brandenburger Tor immerhin sehen - wenn er dort schon nicht sprechen darf. Als nächstes steht ein Treffen mit Außenminister Steinmeier im Auswärtigen Amt auf dem Programm.

Jörg Vogler

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