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Putin Obama

© dpa

Obama trifft Putin: Balsam für die russische Seele

Nie zuvor wurde in Moskau so viel gelächelt, und nie zuvor ließ ein amtierender US-Präsident der russischen Seele so viel Streicheleinheiten zuteilwerden wie Barack Obama. Bei seinem Besuch in Moskau gewann er damit sogar Premier Putin.

Amerika wolle ein starkes, blühendes, selbstsicheres Russland, sagte der Barack Obama. Allein dieser Satz brachte die Augen seiner Zuhörer an der Russischen Wirtschaftsschule zum Glänzen. Die Herzen noch Zweifelnder gewann Obama, als er Russland dort zur Großmacht erklärte. Zu einer Großmacht, die allerdings noch lernen müsse, auch in diesen Kategorien zu denken und nicht versuchen dürfe, Stärke durch die Dämonisierung ihrer Konkurrenten zu demonstrieren.

Sogar für Stalin fand Obama ein lobendes Wort, als er den gemeinsamen Kampf bei der Zerschlagung des Hitlerfaschismus beschwor. Und bei demokratischen Veränderungen sieht Obama die russische Führung auf dem richtigen Weg. Die USA, ergänzte Obama, seien auch deshalb so erfolgreich, weil demokratische Grundwerte hochgehalten und entwickelt würden. Washington wolle diese Werte jedoch niemandem aufzwingen Das gelte auch für die Ukraine oder Georgien. Deren Nato-Beitritts-Ambitionen erwähnte er mit keiner Silbe. Auch verkniff er es sich, Russland wegen der Anerkennung Südossetiens und Abchasiens direkt anzuzählen, als er Georgiens Recht auf territoriale Integrität bestätigte. Ein von ihm angeregter Nukleargipfel in Russland und eine neue Nahostkonferenz in Moskau schmeichelten den Gastgebern zusätzlich.

Konkurrenz statt Gegnerschaft, Kooperation statt Konfrontation. Das ist die neue Formel im russisch-amerikanischen Verhältnis. Ein Quantensprung. Was die Moskauer Doppelspitze aus Präsident Dmitri Medwedew und Premier Wladimir Putin in weniger als zwei Tagen mit Obama aushandelte, reicht zwar nicht für den geplanten Neustart der Beziehung. Eine Erneuerung ist aber allemal.

Wichtig sind dabei nicht nur das Memorandum mit konkreten Zielvorgaben für einen neuen Vertrag zur Begrenzung strategischer Offensivwaffen, bei dem, wie von Moskau gewünscht, auch das Defensivpotenzial berücksichtigt wird, und das Transitabkommen für die Afghanistanoperation. Das Eis taut, Kompromisse und Ausgleich werden möglich. Als Gegenleistung für den Stopp der US-Expansion im südlichen Kaukasus können russische Experten sich härte Sanktionen Moskaus gegen Iran wegen dessen Atomprogramm vorstellen, zumal Obama dann auf den Raketenschild verzichten will.

Vor Obamas Charme streckte sogar Putin die Waffen. In der Geschichte der russisch-amerikanischen Beziehungen habe es stets Höhen und Tiefen gegeben. Mit Obama verbinde er jedoch Hoffnungen auf Weiterentwicklung, erklärte er zu Beginn eines gemeinsamen Frühstücks auf seinem Landsitz Nowoogarjowo bei Moskau, das volle zwei Stunden dauerte.

Ein Treffen mit der russischen Zivilgesellschaft, eine Begegnung mit Altpräsident Michail Gorbatschow und ein russisch-amerikanisches Wirtschaftsforum rundeten Obamas Besuchsprogramm ab. Am heutigen Mittwoch fliegt er gemeinsam mit seiner Familie weiter nach Italien zum G-8-Gipfel.

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