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Olaf Scholz (SPD), Bundesfinanzminister und Mann mit Eigenschaften. Ob die für eine ernstzunehmende Kanzlerkandidatur reichen?

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Olaf Scholz: Ein Mann will Kanzler

Scholz kann regieren, ja. Aber daraus folgt nicht zwingend eine Kandidatur. Schon gar nicht mit der SPD, die ihn nicht mag. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Führen muss man wollen – und am Wollen fehlt es Olaf Scholz nicht. Der Vizekanzler und SPD-Vize hat erstmals in dieser Deutlichkeit öffentlich seine Ambition klargemacht, eines Tages Bundeskanzler zu sein. Was für ihn logisch ist, aus seiner Position heraus; und was sich aus seiner Persönlichkeit erschließt. An einem Mangel an Selbstbewusstsein leidet Scholz nicht. Bleiben diese Fragen: Wann wird der Tag sein? Wird er je kommen?

Vor die Kanzlerschaft hat das demokratische Prinzip erst einmal Wahlen gestellt. Da muss die Partei so stark in den Bundestag gelangen, dass aus ihren Reihen der Kanzler – oder die Kanzlerin, nicht zu vergessen – gewählt werden kann. Und der oder die muss vorher noch von der Partei zum Spitzenkandidaten gewählt werden. Das sind alles Hürden. Insbesondere für den Sozialdemokraten Scholz.

Der ist alles andere als ein Volkstribun, ist kein Meister der Rede, ziemlich unbeliebt in der SPD außerdem. Regelmäßig wird er auf Parteitagen mit äußerst mäßigen Ergebnissen heimgeschickt. Andere hätten vor dem Hintergrund ihre Ambitionen längst überdacht, manche sie sogar aufgegeben.

Die SPD ist bei 14 bis 16 Prozent. Da reicht alles Wollen nicht

Nicht so Scholz. Einmal, weil er zur Zeit beweist und vorher schon bewiesen hat, dass er regieren kann: im Bund als Minister und im Bundesland als Regierungschef. Finanzminister, Arbeitsminister, Hamburgs Erster Bürgermeister – Scholz steht für mehr als solide Arbeit. Selbst der furchtbare G-20-Gipfel in der Hansestadt hat sein Selbstbild und das öffentliche nicht sehr angekratzt.

Scholz ist tariffähig, wie sein alter Förderer Gerhard Schröder immer gesagt hat. Daraus folgt eine Chance, aber nicht zwingend eine Kandidatur. Denn mag er in der Bevölkerung als Macher angesehen sein – das Herz der SPD schlägt links und weniger für coolen Pragmatismus. Das hat selbst Helmut Schmidt erlebt. Und Scholz ist nicht Schmidt.

Bei 14 bis 16 Prozent für die SPD reicht darum alles Wollen nicht. Ohne seine Partei kann Scholz nicht gewinnen, gegen sie erst recht nicht. Also muss er zunächst sie gewinnen. Das wäre für ihn schon ein Sieg.

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