zum Hauptinhalt

Simbabwe: Oppositionsführer wieder frei

Die Polizei in Simbabwe hat Oppositionschef Morgan Tsvangirai offenbar wieder auf freien Fuß gesetzt. Indessen erklärte dessen Partei, dass in der vergangenen Nacht zehn weitere Personen "verschwunden" seien.

Harare/Johannesburg/Daressalam - Simbabwes Oppositionschef Morgan Tsvangirai und mehrere Mitglieder seiner Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) sind erneut festgenommen worden. Wenige Stunden vor dem Auftakt eines regionalen Krisengipfels in Daressalam (Tansania) zur Lage in Simbabwe und im Kongo sperrte Bereitschaftspolizei am Mittwoch die Parteizentrale und durchsuchte sie. Tsvangirai kam am Abend jedoch wieder frei.

"Er erzählte ihnen (den Polizisten), er müsse zum Arzt, und deswegen ließen sie ihn gehen", sagte MDC-Manager Eliphas Mukonoweshuro, und ergänzte: "Wir wissen aber nicht, ob sie ihn wieder festnehmen." Die Anwälte der MDC bereiteten Anträge vor, um die Freilassung der übrigen Festgenommenen vor Gericht zu sichern. In der Nacht zuvor seien zehn weitere Oppositionelle "verschwunden". Oppositionschef Tsvangirai und mehrere seiner Anhänger waren erst vor zwei Wochen festgenommen und in Polizeihaft schwer misshandelt worden. Das brutale Vorgehen hatte weltweit Proteste ausgelöst.

"Deine Zeit ist abgelaufen"

Die deutsche EU-Präsidentschaft äußerte sich besorgt und forderte die Regierung von Präsident Mugabe zur Einhaltung aller Regeln des Rechtsstaates auf. Die Führung des afrikanischen Landes werde für die körperliche Unversehrtheit von Tsvangirai und seiner Mitarbeiter verantwortlich gemacht. In Südafrika rief die Opposition in einer Sondersitzung im Parlament zu einer energischeren Haltung gegenüber Mugabe auf. Ein Sprecher der Inkatha Freedom Party erklärte: "Wir rufen heute dem tyrannischen Regime in Simbabwe zu: Die Zeit ist abgelaufen. In Gottes Namen: Geh!"

Die südafrikanische Regierung appellierte an Mugabe, ein geeignetes Umfeld für den Dialog zu schaffen. Sie sei enttäuscht über das Vorgehen der Sicherheitskräfte, wiederholte aber ihre Ansicht, dass nur die Simbabwer eine Lösung für ihre Probleme finden könnten. Diese Haltung wollte Präsident Thabo Mbeki auch am Abend in Daressalam betonen. Mehrere Staatschefs aus dem südlichen Afrika wollten auf dem Sondergipfeltreffen über die Lage in Simbabwe zu beraten. Mugabe flog am Nachmittag zu dem Treffen der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) ab.

Mugabe soll auf weitere Amtszeit verzichten

Nach Ansicht von Beobachtern wird es nicht zu einer öffentlichen Kritik an Mugabe kommen. Möglicherweise werde man ihm aber nahe legen, nicht wie angekündigt für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Die Amtszeit des 83-Jährigen läuft 2008 aus. Der tansanische Präsident Jakaya Kikwete war nach den jüngsten brutalen Ausschreitungen gegen Oppositionelle in Simbabwe bereits nach Harare geflogen, um zu vermitteln. Die Gipfelteilnehmer wollen zudem über die Lage im Kongo beraten, wo vergangene Woche bei Kämpfen nach EU-Schätzungen rund 600 Menschen ums Leben gekommen sein könnten. (tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false