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Umweltminister Peter Altmaier fährt gern Fahrrad und isst gerne - Fleisch aber auch Vegetarisches. Bei den Grünen diskutierte der CDU-Politiker mit Fraktionschefin Renate Künast über die Frage: Wie politisch ist der Kochtopf?

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Ortstermin: Vegetarisch in Kreuzberg

Wie Peter Altmaier (CDU) die Grünen in einer Markthalle besuchte, und warum die Pizza-Connection in Bonn irgendwie entspannter war.

Diese Pizza-Connection ist vegetarisch. Am Mittwochabend lassen die Grünen und Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) ihre alte Verbindung aus Bonner Zeiten wieder aufleben. Doch so entspannt wie die legendären Pizzeriabesuche der jungen Wilden von der CDU und einiger grüner Bundestagsabgeordneter geht es in der Markthalle in Berlin-Kreuzberg nicht zu.

Die Grünen hatten eine „lange Nacht der nachhaltigen Ernährung“ angekündigt – und das wurde sie auch. Acht Diskussionspaare debattierten über Massentierhaltung, Vegetariertum und die globalen Folgen des Fleischkonsums.

Ganz am Ende haben dann Peter Altmaier und die Fraktionschefin der Grünen, Renate Künast, über die Frage gestritten, ob Essen wirklich Privatsache ist. Für Künast eher nicht, für Altmaier vielleicht schon. „Ich bin gegen eine Essenspolizei“, sagte er. Die will Künast zwar auch nicht, aber sie plädiert schon dafür, es der Massentierhaltung in Deutschland schwerer zu machen. Dass Ställe privilegiert gebaut werden dürfen und es dabei nur in Ausnahmefällen eine Bürgerbeteiligung gibt, findet Künast jedenfalls falsch. Auf eine Debatte, durch den deutschen Fleischkonsum auch international Verantwortung zu tragen, ließ sich Altmaier nicht ein.

Aber zwei Botschaften hatte der Bundesumweltminister für die etwa 250 Sympathisanten der Grünen in der Markthalle mit der schlechten Akustik: Er kündigte eine Schutzverordnung an, um die hohen Nitratwerte im Grundwasser zu bekämpfen. Und er versprach, dass es noch vor der Bundestagswahl 2013 ein Verbot geben werde, Erdgas mit der sogenannten Fracking-Technik in Wasserschutzgebieten zu fördern. Beim Fracking werden große Mengen Wasser, versetzt mit einer Vielzahl von Chemikalien, ins Gestein gepresst, um im Fels eingeschlossenes Erdgas freizusprengen und fördern zu können.

Renate Künast isst nach eigener Auskunft "immer weniger Fleisch, aber wenn dann gut". Sie gab Peter Altmaier den Rat auf den Weg, er sollte den Bau von Tierfabriken - also Großställen - doch bitte erschweren.
Renate Künast isst nach eigener Auskunft "immer weniger Fleisch, aber wenn dann gut". Sie gab Peter Altmaier den Rat auf den Weg, er sollte den Bau von Tierfabriken - also Großställen - doch bitte erschweren.

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Abgesehen vom Nitrat wollte sich Altmaier aber aus der Landwirtschaftspolitik heraushalten, mit einer Ausnahme. Er bestätigte, dass die Bundesregierung weiterhin das Ziel verfolge, 20 Prozent der Landwirtschaft auf Biolandbau umzustellen. Aktuell sind es noch keine fünf Prozent, und in der Diskussion um die Nachhaltigkeitsstrategie im vergangenen Jahr wollte die Regierung das Ziel eigentlich fallen lassen. Aber dafür sei Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) zuständig. Er habe sich gefragt, „wie Renate Künast es gefunden hätte, als sie Agrarministerin war, wenn ihr Umweltminister Jürgen Trittin ihr ständig rein geredet hätte“. Darauf fiel Künast etwas später dann doch noch ein, dass ihre Füße „unversehrt“ seien, Trittin sei ihr damals nicht auf selbige getreten.

Richtig hitzig wurde die Debatte, als es um Biogasanlagen ging. Aus dem Publikum kamen fast nur Fragen zum Mais, den hohen Vergütungssätzen für Biogas und den Folgen für die Böden. Ein Biolandbauer sagte: „Uns gehen die guten Böden für den Biolandbau verloren.“ Doch an diesem Punkt konnte Altmaier keine schnelle Abhilfe versprechen. Schließlich sei der Maisanteil in Biogasanlagen gerade erst beschränkt worden.

Nach getaner Arbeit durfte Altmaier dann auch die Linsenbuletten auf Kartoffelsalat mit einer Rote-Beete-Garnitur probieren, die zuvor schon den Gästen gereicht worden war. Und zum Abschied gab es ein Geschenk von der grünen Verbraucherpolitikerin Nicole Maisch: ein Kochbuch zur kulinarischen Weltverbesserung. Da lachte Altmaier dann doch wieder gut gelaunt, obwohl er einen sichtlich langen Tag hinter sich hatte.

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