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 Wahlparty für Alexander van der Bellen.

© Foto: IMAGO/Martin Juen

Update

Bundespräsidenten-Wahl in Österreich: Amtsinhaber Alexander Van der Bellen wiedergewählt

Laut vorläufigem Endergebnis ist der alte der neue Präsident: Van der Bellen kommt auf 54,6 Prozent der Stimmen.

Vor sechs Jahren war das Wahlergebnis noch „arschknapp“, wie Alexander Van der Bellen zu sagen pflegte. Diesmal hat es beim ersten Wahlgang geklappt: Der 78-Jährige hat nach Angaben des Innenministeriums 54,6 Prozent der Stimmen erreicht (ohne Briefwahlstimmen) und steht somit weitere sechs Jahre an der Spitze des Landes.

Auf Platz zwei landete der Kandidat der rechten FPÖ: Walter Rosenkranz. Er kommt auf 19,1 Prozent der Stimmen. Die anderen fünf Mitbewerber haben es derzeit nicht über den einstelligen Prozentbereich hinausgeschafft.

Diese Wahl „ist keine gmahde Wiesn“, so hatte der amtierende Bundespräsident den Wahlkampf um seine Wiederwahl von Beginn an gedämpft. Auch mit Blick auf 2016, als er in die Stichwahl musste. Damals war der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer mit mehr als 46 Prozent nur knapp Van der Bellen unterlegen. In Brüssel und vielen anderen EU-Ländern gab es Befürchtungen, dass mit Hofer erstmals ein Rechter und erklärter EU-Kritiker Staatschef eines EU-Landes wird.

In ersten Interviews am Sonntag zeigte sich der 78-Jährige erleichtert. Gegen sechs Kandidaten so viele Stimmen zu erreichen, sei das Ziel gewesen - „und das ist gelungen“, erklärte er im Studio der ZiB2. Später ließ er via Facebook wissen: „Packen wir’s gemeinsam an.“ Und: „Die Aufgaben, die vor uns liegen, sind groß und es braucht einen Schulterschluss, um sie zu lösen.“

Van der Bellen ist als unabhängiger Kandidat angetreten und galt laut Umfragen als klarer Favorit bei der Wahl des Staatsoberhaupts. Neben ihm haben sich sechs weitere Kandidaten für die Hofburg beworben: ein Rockmusiker, ein Schuhfabrikant, ein Rechtsanwalt und Impfgegner sowie ein Boulevard-Kolumnist und zwei Rechtspopulisten.

Ausnahme-Amtszeit

Mit Alexander Van der Bellen sitzt nun die nächsten sechs Jahre ein Mann in der Hofburg, dessen bisherige Amtszeit von zahlreichen Turbulenzen geprägt war: Zuerst erschütterte die Ibiza-Affäre das Land und zersprengte die Koalition zwischen der konservativen ÖVP und der rechten FPÖ. Erstmals entließ ein Bundespräsident nach einem Misstrauensvotum alle Regierungsmitglieder. Eine Reihe von Expertinnen und Experten wurde eingesetzt.

Danach gab’s Neuwahlen bei denen Van der Bellens frühere Partei, die Grünen, als neuer Partner in die Regierung eingestiegen sind. Schließlich trat Bundeskanzler Sebastian Kurz wegen einer Korruptionsaffäre zurück. Zwischendurch gab’s Rücktritte, Koalitionswechsel und Neuernennungen von Ministerinnen und Minister. Mehr als 60 sollen es gewesen sein.

Langweilig war mir nie

Alexander Van der Bellen über seine erste Amtszeit

Und Van der Bellen musste öfter vor die Kameras treten, als er sich je gedacht hätte. „Langweilig war mir nie“, sagt er einmal über seinen Ernennungsmarathon. Als Ruhepol, der das Land im Ausland nicht blamiert, so sehen ihn viele, die am Sonntag für ihn stimmen wollten.

Im Wahlkampf versuchte er genau damit zu punkten: „Vernunft und Stabilität in stürmischen Zeiten“ versprach er einem auf Plakaten. Genauso setzt sein Team wie schon 2016 auf das Thema Heimat, das man nicht den Rechen überlassen wollte. „Aus ganzem Herzen Österreich“, steht darauf und zeigt Van der Bellen vor der Bergkulisse des Tiroler Kaunertals, wo er aufgewachsen ist.  

Es ist allerdings ein anderer Slogan, den viele in Österreich mit ihm verbinden. „So sind wir nicht“, musste er nach der Ibiza-Affäre der Öffentlichkeit in einer Rede an die Nation versichern. Der Satz sollte seine erste Amtszeit prägen. Dass ihn in den nächsten sechs Jahren ein neuer ablösen könnte, ist nicht unwahrscheinlich.

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