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Politik: Papst: Nur Ex-Schwule dürfen Priester werden Vatikan verschärft Regeln für angehende Geistliche

Keuschheit allein reicht nicht mehr. Wer katholischer Priester oder Diakon werden will, muss allfällige homosexuelle Neigungen offen legen und „klar überwunden“ haben.

Keuschheit allein reicht nicht mehr. Wer katholischer Priester oder Diakon werden will, muss allfällige homosexuelle Neigungen offen legen und „klar überwunden“ haben. So ordnet es der Vatikan in einem neuen Papier an. Eine „aufgrund der aktuellen Lage dringende Frage“ will die Instruktion der vatikanischen Studienkongregation beantworten. Die offizielle Veröffentlichung wird für kommende Woche erwartet; bereits jetzt aber kursiert eine wohl authentische Version im Internet.

In dem von Papst Benedikt XVI. „gebilligten“ Text heißt es ganz klar: „Auch wenn die Kirche den fraglichen Personen tiefen Respekt erweist, so kann sie zu den Priesterseminaren und zu den heiligen Weihen dennoch jene nicht zulassen, die Homosexualität praktizieren, tief verwurzelte homosexuelle Tendenzen zeigen oder die so genannte Schwulenkultur unterstützen. Sollten die homosexuellen Tendenzen hingegen nur der Ausdruck eines Übergangsproblems (von Heranwachsenden) sein, beispielsweise einer noch nicht abgeschlossenen Jugendphase, so müssen sie auf jeden Fall mindestens drei Jahre vor der Diakonenweihe (der Vorstufe zur Priesterweihe – Anmerkung der Redaktion) klar überwunden sein.“

Zur Begründung sagt das vom polnischen Kurienkardinal Zenon Grocholewski erstellte Dokument, die fraglichen Personen könnten „aufgrund ihrer Situation keine korrekten Beziehungen zu Männern und Frauen aufbauen“. Ferner dürfe man „überhaupt nicht die negativen Folgen außer Acht lassen, die aus der Weihe von Menschen mit homosexuellen Tendenzen entstehen“. Das ist offenbar eine Anspielung auf den sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Priester. Nähere Hinweise indes vermeidet das Papier.

Grundsätzlich hält die katholische Kirche homosexuelle Betätigung für eine „schwere Sünde“ und homosexuelle Veranlagung für „wider die natürliche Ordnung“. Betroffene Männer und Frauen indes dürfen nach kirchlicher Lehre nicht diskriminiert werden; sie sollten – das ruft auch der neue Text in Erinnerung – ihr Los als „Prüfung“ auffassen und ihre Schwierigkeiten im Blick auf das „Kreuzesopfer des Herrn“ ertragen.

Während in der US-amerikanischen Kirche etwa 50 Prozent der Priesteramtskandidaten oder Priester als schwul gelten, sollen es in Deutschland zwischen 20 und 30 Prozent sein. Über die offenbar weit verbreitete Homosexualität in den zahlreichen internationalen Priesterseminaren um den Vatikan herum wird in Rom nicht öffentlich gesprochen. Auch fehlt in der neuen Vatikan-Instruktion jeder Hinweis auf Schwule, die bereits Priester sind. Zugelassen zur Weihe wurden Homosexuelle (zumindest in Deutschland) bisher grundsätzlich nach denselben Regeln wie die Heterosexuellen auch: menschliche Reife und Verpflichtung auf den Zölibat.

Die Aufsehen erregenden Missbrauchsfälle – vor allem, aber nicht nur in den USA – waren es wohl, die den Vatikan zu größerer Härte bewogen haben. Die meisten der von Klerikern missbrauchten Minderjährigen sind nämlich Jungen; das legt, auch wenn Psychologen das nicht ganz so eindeutig sehen, einen Zusammenhang mit Homosexualität nahe.

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