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Kardinäle vor Kameras: Der portugiesische Kardinal Jose Saraiva Martins am Montag in Rom auf dem Weg zum Treffen mit den Amtsbrüdern

© Guido Montani/dpa

Papstwahl: Die Vorgespräche zum Konklave haben begonnen

Die meisten Kardinäle haben sich bereits in Rom für die Vorgespräche zum Konklave eingefunden. Doch über die Skandale der letzten Jahre im Vatikan sollen sie nur unter der Hand informiert werden.

Die Vorbereitungen zur Papstwahl haben begonnen, „sehr entspannt, sehr konstruktiv und unter großem Willen aller, aktiv teilzunehmen“, so schilderte der Pressesprecher des Vatikans, Federico Lombardi, die ersten vorbereitenden Gespräche am Montag. Von den 117 zur Papstwahl berechtigten Kardinälen waren zu Gebet, Vereidigung und Kurzdiskussion bereits 103 anwesend. Dazu stießen 39 Würdenträger, die das 80. Lebensjahr überschritten haben und deswegen nur mehr zu den Beratungen, nicht aber zum Konklave zugelassen sind.

Ob bereits ein Termin für den Beginn der eigentlichen Papstwahl vorgeschlagen worden ist, dazu schwieg Lombardi unter Hinweis auf den von allen geleisteten Geheimhaltungseid. Anders als 2005 aber, als der damalige Dekan des Kardinalskollegiums, Joseph Ratzinger, eine Pressesperre schon über die Vordiskussionen verhängte, dürfen Kardinäle diesmal mit Medienvertretern reden.

Unter den Kardinälen, die am Montag noch fehlten, waren drei der sechs deutschen, Karl Lehmann (Mainz), Joachim Meisner (Köln) und Rainer Maria Woelki (Berlin), und der erste und bisher einzige Chinese im Konklave, Kardinal John Tong Hon (Hongkong). Zwei Kardinäle hingegen verzichten: der Erzbischof von Jakarta, Julius Riyadi Darmaatmadja, seiner Gesundheit wegen und Keith O’Brien (Edinburgh), dem bisher „unziemliche Annäherungen“ an junge Kleriker vorgehalten wurden, die sich vor Jahrzehnten abgespielt haben sollen.

Was O’Brien am Sonntag aber einräumte, ging darüber hinaus: „Es hat Momente gegeben, in denen mein Sexualverhalten unter die von mir selber als Priester, Erzbischof und Kardinal geforderten Standards gesunken ist.“ Demnach hat es bei O’Brien also auch Fehlverhalten aus weit jüngerer Zeit gegeben.

Ein anderer kritischer Punkt vor und im Konklave sind die Skandale an der römischen Kurie. Verschiedene Kardinäle aus der Weltkirche haben bereits erklärt, sie kennten die Vorwürfe lediglich aus der Zeitung und wollten in Rom vor der Wahl eines neuen Papstes nun umfassend informiert werden. Das geschieht nun offenbar unter der Hand. Der angeblich 300-seitige Skandalbericht, den eine Ermittlungskommission aus drei Kardinälen für Papst Benedikt XVI. persönlich erstellt hat, soll nach dessen Willen versiegelt an den Nachfolger übergeben werden. Pressesprecher Lombardi aber sagte, die drei Kardinäle „werden schon wissen, in welchem Umfang sie denjenigen Amtsbrüdern Informationen geben dürfen und müssen, die sie auf der Suche nach einem neuen Papst danach fragen“. Eine allgemeine Aufklärung, mit der selbst Kardinäle noch kurz vor den Generalversammlungen gerechnet hatten, scheint nicht mehr geplant zu sein. Gleiches gilt für die seit einigen Jahren ausgearbeiteten Pläne zur Kurienreform.

Unter den Vorstellungen der verschiedensten Kardinäle ragt nach einer ersten Übersicht über die Pressemeldungen aus aller Welt der Wunsch nach einem „führungsstarken“, „gesunden“, „mutigen“ Papst heraus. Ferner wird ein menschlich weiter Horizont verlangt, vor allem mehr Beachtung oder Repräsentanz Lateinamerikas. Darüber hinaus – immer nach einer statistischen Auswertung zahlreicher Interview-Äußerungen – macht sich der Wunsch nach einer weniger zentralistischen und verstärkt kollegialen Kirchenleitung breit.

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