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Libyen: Paris will 50 libysche Ärzte ausbilden

Bulgarische Krankenschwester erhebt schwere Foltervorwürfe gegen Gaddafis Staat.

Libyen hat Einzelheiten zu den Verhandlungen um die Freilassung der im Aids-Prozess verurteilten bulgarischen Krankenschwestern und des palästinensischen Arztes bekanntgeben. Wie der Ministerpräsident Al Baghdadi Ali al Mahmudi mitteilte, zahlten unter anderem Tschechien, Qatar und Bulgarien in den Fonds ein, aus dem die Familien der HIV-infizierten Kinder eine finanzielle Unterstützung erhalten. Frankreich habe zudem zugesagt, dem Krankenhaus in Benghasi mit Ausrüstung zu helfen und etwa 50 libysche Ärzte auszubilden, sagte al Mahmudi weiter.

Der Fonds Benghasi International hat an die Familien betroffener Kinder insgesamt 460 Millionen Dollar Entschädigung gezahlt. Nach Angaben des Fonds wurde die Zahlung wiederum durch ein Darlehen finanziert. Dieses solle zurückgezahlt werden, sobald Geldgeber auf freiwilliger Basis ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt hätten. Insgesamt gibt es den Angaben zufolge Zusagen über 477 Millionen Dollar. Die Mittel würden aus 31 verschiedenen Quellen stammen, darunter Libyen.

Die bulgarischen Krankenschwestern und ein Arzt palästinensischer Herkunft waren in Libyen zum Tode verurteilt worden, weil sie Kinder vorsätzlich mit dem Aids-Virus infiziert haben sollen. Die inzwischen nach Bulgarien zurückgekehrten und dort begnadigten Mediziner bestreiten die Vorwürfe. Auch internationale Experten halten die libysche Darstellung für unglaubwürdig.

Die EU hat erklärt, Zahlungen ihrer Mitgliedsländer an den Fonds für die libyschen Kinder seien rein freiwillige Spenden. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zufolge hat die EU keinerlei Geld für die Freilassung der Krankenhausmitarbeiter gezahlt. Die EU vereinbarte jedoch im Gegenzug für die Freilassung engere Beziehungen zu Libyen.

Unterdessen hat nach dem palästinensisch-bulgarischen Arzt auch eine der fünf aus libyscher Haft freigekommenen bulgarischen Krankenschwestern schwere Foltervorwürfe erhoben. „Am schwersten waren die ersten drei Monate. Wir sind gefoltert worden“, sagte Sneschana Dimitrowa der „Berliner Zeitung“. „Wenn du an Füßen und Händen an einem Seil hängst, sie dir den Körper auseinanderreißen, dann ... manchmal dachte ich, dass es besser wäre, zu sterben. Damit das ein Ende hat.“

Mehrmals hätten ihre Peiniger versucht, Hunde der Polizeischule auf sie zu hetzen. Am stärksten sei der Arzt Aschraf Dschuma Hadschudsch gefoltert worden: „Aschraf war am schlimmsten dran“, sagte Dimitrowa der Zeitung, „den haben sie neun Monate gefoltert, auch mit Strom.“ Erst nach drei Monaten seien alle Beschuldigten aus der Isolationshaft in Tripolis in ein Gefängnis in Benghasi überstellt worden, sagte die Krankenschwester dem Blatt weiter.

Dort erst habe sie die anderen wiedergetroffen. Miteinander sprechen durften sie im ersten Jahr nach ihrer Festnahme 1999 allerdings ebenso wenig wie mit den Diplomaten, die sie besuchten. „Immer die Zähne zusammenbeißen, schweigen, alles hinnehmen“, sagte Dimitrowa. Anders als ihre Leidensgefährten legte sie unter der Folter kein Geständnis ab: „Lieber sterbe ich mit reinem Gewissen und Ehre vor meinen Kindern, als etwas zu gestehen, was ich nicht getan habe. Das bricht einem doch das Rückgrat.“ (mit AFP/dpa)

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