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Politik: Petra-Kelly-Preis: Zwei Schwestern kämpfen für Mutter Erde

"Ich komme von weit her, und ich habe viel gelitten. Ich möchte nicht, dass man mir mein Land nimmt.

"Ich komme von weit her, und ich habe viel gelitten. Ich möchte nicht, dass man mir mein Land nimmt." Berta Quintreman Calpan rückt ihr buntes Kopftuch zurecht und reckt beide Arme in die Höhe. "Ich trete für mein Recht ein, dort zu bleiben, wo ich lebe. Wir, das Volk der Mapuche, haben dort unsere Wurzeln." Die Indianerin aus Chile und ihre Schwester Nikolasa wurden für ihren Kampf gegen den Bau eines Staudamms in ihrer Heimat mit dem Petra-Kelly-Preis ausgezeichnet.

Die beiden 62 und 63 Jahre alten Mapuche-Pehuenche-Indianerinnen, die keine Schulbildung haben, leben als Kleinbäuerinnen in einer der ärmsten Regionen des Landes. In Chile sind die beiden Schwestern zum Symbol des Widerstands gegen den Staudamm geworden. Seit 1992 setzen sie sich für die Rechte der indigenen Völker und den Schutz ihrer Umwelt ein. Sie organisierten Demonstrationen und Protestmärsche und gingen vor Gericht, um die Anerkennung ihrer Rechte zu erreichen. Für den Bau des Ralco-Staudammes im Tal des Biobío-Flusses müssten die Mapuche-Indianer umgesiedelt werden, ihr Land würde überflutet. Die Region sei das reichhaltigste Ökosystem des Landes, berichtete der chilenische Ökologe Juan Pablo Orego. Die Folgen des Staudamm-Baus für die Umwelt wären verheerend.

Auch in Brasilien sehen sich die Ureinwohner durch den Bau von Großstaudämmen in ihrer Existenz bedroht. "Wir verlieren unser Land durch diese Projekte, und die Flüsse werden getötet", sagte der Apinaje-Indianer José Ribeiro, der mit seinem eindrucksvollen Kopfschmuck aus Federn an die Traditionen der Ureinwohner erinnerte. "Unsere Kultur wird immer weiter zurückgedrängt, weil die Weißen kommen und mit ihrer Kultur eindringen. Dabei waren wir einmal die Herren des Landes, das heute Brasilien heißt."

Die von den Staudamm-Projekten in Brasilien Betroffenen haben sich organisiert, um für ihre Rechte zu kämpfen. Diese Gruppe war auch im Forum der Weltkommission für Staudämme (WCD) vertreten. In diesem unabhängigen internationalen Gremium hatten sich erstmals Betroffene, Umweltschutzgruppen, Regierungen und Unternehmen an einen Tisch gesetzt, um die Folgen von Großstaudämmen zu untersuchen. Der vor zwei Wochen vorgelegte Bericht verweist zwar darauf, dass Staudämme einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung leisteten, gibt aber zu bedenken, dass dafür in zu vielen Fällen von Mensch und Umwelt ein "unzumutbarer und oft unnötiger Preis" bezahlt wurde. Die Kommission fordert daher verbindliche Kriterien und Richtlinien für Staudamm-Projekte. So sollen beispielsweise im Vorfeld Alternativen geprüft werden. Vor allem aber müßten die Betroffenen in den Entscheidungsprozess einbezogen werden.

Ohne den Einsatz der Betroffenen und Umweltgruppen wäre der Bericht erst gar nicht zustande gekommen, bilanzierte die Heinrich-Böll-Stiftung. Die Schwestern Quintreman seien mit ihrem Widerstand anderen ein Vorbild, betonten die Grünen-Vorstandssprecherin Renate Künast und die grüne Abgeordnete Claudia Roth bei der Preisverleihung. Nikolasa Quintreman Calpán: "Wir werden bis zum Schluss kämpfen, denn wir glauben an das, was wir tun. Es ist doch unsere Mutter Erde, um die es uns geht. Wir werden sie nicht im Stich lassen."

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