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Politik: Piraten terrorisieren die Küste vor Somalia

Berlin - Fast vier Monate nach ihrer Entführung vor der somalischen Küste ist die MV Semlow am Sonntagmorgen im Hafen von Mombasa eingelaufen. Das Welternährungsprogramm (WFP) hatte das kenianische Schiff gechartert, um 850 Tonnen Reis zu den Tsunami-Opfern im nördlichen Somalia zu liefern.

Berlin - Fast vier Monate nach ihrer Entführung vor der somalischen Küste ist die MV Semlow am Sonntagmorgen im Hafen von Mombasa eingelaufen. Das Welternährungsprogramm (WFP) hatte das kenianische Schiff gechartert, um 850 Tonnen Reis zu den Tsunami-Opfern im nördlichen Somalia zu liefern. Am 25. Juni wurde das Schiff entführt und erst vor wenigen Tagen freigelassen. Die acht kenianischen Seeleute und ihr Kapitän aus Sri Lanka mussten mitansehen, dass die Piraten ihr Schiff dazu benutzten, ein weiteres Schiff zu kapern. Die beiden Schiffe, die der MV Semlow hätten Treibstoff und Lebensmittel liefern sollen, wurden ebenfalls entführt. Eines der Schiffe ist noch immer in der Gewalt somalischer Seeräuber.

Die Internationale Seebehörde (IMB), die wöchentliche Piraterie-Berichte erstellt, hält die Küste vor Somalia derzeit für die „gefährlichste der Welt“. Nach IMB-Angaben wurden seit dem 15. März 23 Schiffe vor der südlichen und östlichen Küste Somalias angegriffen oder entführt. Dabei überwacht die internationale Koalition gegen den Terror die Küste rund ums Horn von Afrika seit 2001. Nach Ansicht der IMB-Experten könnten diese Kriegsschiffe „eine wichtige Rolle spielen“. Der WFP-Direktor für Somalia, Leo van der Velden, sagte der kenianischen Zeitung „East African Standard“, Koalitionstruppen müssten auch die somalische Küste überwachen, sonst „ist es dem WFP nicht mehr möglich, das Leben von hungernden Menschen in einem vom Krieg zerrissenen Land zu retten“. Müsste die Nahrungsmittelhilfe über Land transportiert werden, käme das bedeutend teurer – und es wäre auch nicht gesagt, ob die Hilfe die Bedürftigen erreicht. Denn auch an Land sind Überfälle keine Seltenheit.

Etwas besser ist die Sicherheitslage an der nördlichen Küste. In Somaliland, das sich 1991 einseitig losgesagt und einen eigenen, bisher von niemandem anerkannten Staat gegründet hat, gibt es eine funktionierende Marine-Polizei. In Somaliland haben Ende September zudem die ersten nahezu demokratischen Wahlen stattgefunden, aus der die regierende Vereinigte Demokratische Partei mit 33 von 82 Parlamentssitzen als Siegerin hervorging. Dagegen bat die im Oktober 2004 im Nachbarland Kenia gewählte somalische Übergangsregierung in dieser Woche um Hilfe bei der Bekämpfung der Piraterie vor der Küste. Tatsächlich haben in Somalia noch immer die bewaffneten Clans das Sagen. Die Übergangsregierung hatte sich noch nicht einmal auf einen gemeinsamen Regierungssitz einigen können. Eine Gruppe um den Präsidenten Yussuf Ahmed residiert in Jowhar, etwa 100 Abgeordnete sitzen in der Hauptstadt Mogadischu – Einfluss im Land hat keine der beiden Gruppen.

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