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Polen: Kirche finanzierte Solidarnosc

Die polnische Gewerkschaft Solidarnosc, deren Gründung 1980 das Ende des kommunistischen Polen und schließlich der Blockkonfrontation und des Kalten Krieges einleitete, hat sich über die katholische Kirche und sehr wahrscheinlich den Vatikan finanziert.

Berlin -  Einem Bericht der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ zufolge hat der frühere Chef von Solidarnosc, Lech Walesa, dies im Gespräch mit einem italienischen Staatsanwalt erklärt. Er selbst und seine Mitstreiter hätten unter Überwachung des polnischen und des sowjetischen Geheimdienstes gestanden, sagte Walesa, und sich deshalb von allem fernhalten müssen, was die Dienste gegen sie hätten nutzen können. „Die gesamten karitativen Werke übernahm die Kirche, die nicht überwacht wurde“, zitiert die Zeitung Walesas Worte im Vernehmungsprotokoll. „Die Polizeikontrollen betrafen kirchliche Sendungen nicht und deshalb nehme ich an, dass die Finanzierung auf diesem Weg abgewickelt wurde.“

Staatsanwalt Luca Tescaroli hörte Walesa Ende Oktober 2008 in Danzig als Zeugen in einem neuen Verfahren um den Tod des Bankiers Roberto Calvi. Calvi wurde 1982 erhängt unter einer Londoner Brücke gefunden. Die Ambrosiano-Bank, die er leitete, hatte enge Verbindungen zum Vatikan und zu dessen später aufgelöster Bank IOR („Institut für religiöse Werke“). Nach Calvis gewaltsamen Tod fand man Briefe, in denen er schrieb, er habe mehr als eine Milliarde Dollar an Solidarnosc gegeben. Walesa dazu: „Die Kirche in Polen unterstützte uns und hatte möglicherweise den einen oder anderen Kontakt mit dem Bankier Calvi.“ Er selbst habe allerdings ebenso wie seine Mitstreiter vermieden, von Geld überhaupt nur zu erfahren: „Wenn ich von Geld reden hörte, habe ich mich zur andern Seite gedreht, weil ich wusste, dass ich beobachtet wurde und nicht an Finanztransaktionen teilhaben konnte.“ 

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