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Polen: Wahlkampf beginnt mit Hohn, Spott und Rückzügen

Eines ist der polnische Wahlkampf sicherlich nicht: langweilig. Schon Wochen vor dem Wahltermin am 21. Oktober warten die Parteien jeden Tag mit neuen Überraschungen auf. Die befürchteten Schmutzkampagnen sind allerdings bislang ausgeblieben.

Warschau - Das hat einen einfachen Grund: Die Parteien sind zu sehr damit beschäftigt, die eigenen Reihen zu schließen.

So muss die oppositionelle Bürgerplattform derzeit die Tatsache verschmerzen, dass ihr populärer Vertreter Jan Rokita nicht zur Wahl antreten will. Seine Frau Nelly will künftig Präsident Lech Kaczynski von der gegnerischen Partei „Recht und Gerechtigkeit“ beraten. Das war zu viel für Jan Rokita, ihm blieb nur der Rückzug und der Spott der Gegner.

Tröstlich für Rokita könnte sein, dass er nicht das einzige prominente Opfer des beginnenden Wahlkampfes ist. Auch der frühere Ministerpräsident Leszek Miller hat seine politischen Ambitionen begraben müssen. Um die Wahlchancen zu verbessern, hatten sich die linken Parteien zu einem Bündnis namens „Linke und Demokraten“ (LiD) zusammengeschlossen. Deren Zugpferd ist der ehemalige Präsident Aleksander Kwasniewski. Kaum war der auf den Schild gehoben, begann er die Ex-Kommunisten zugunsten der Demokraten in den Hintergrund zu drängen. Miller war bereit zum Machtkampf – und unterlag. Am Wochenende kündigte er seinen Austritt aus der Linkspartei SLD an.

Aber auch Kwasniewski hat seine liebe Mühe. Er muss sich Anschuldigungen wegen eines Interviews gefallen lassen, das er der deutschen Ausgabe des Magazins „Vanity Fair“ gab. Darin hatte er angeregt, die Regierung in Berlin sollte ihren zurückhaltenden Ton überdenken, falls Regierungschef Jaroslaw Kaczynski die Wahlen gewinnen und seine Attacken gegen Deutschland fortsetzen sollte. Das formulierte er zwar in wohl abgewogenen Worten, trotzdem gilt er seither als Vaterlandsverräter. Da half es ihm auch nichts, dass er sich öffentlich entschuldigte. Knut Krohn

Knut Krohn

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