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Politik: Porträt: Sir Edward Heath

Edward (Ted) Heath war nach den Maßstäben der britischen Nachkriegspolitik ein höchst unkonventioneller Politiker.

London (17.07.2005, 22:56 Uhr) - Konservativ und trotzdem pro-europäisch, führte der eingefleischte Junggeselle, Hobby-Segler, Dirigent und Organist Großbritannien mit Wirkung vom 1. Januar 1973 in die damalige Europäische Gemeinschaft. Dem historischen Schritt waren ein unüberhörbares «Non» des früheren französischen Präsidenten Charles de Gaulle sowie heftige Proteste und politische Anfeindungen in Großbritannien vorausgegangen.

Wie auch andere Politiker seiner Generation begründete Heath seine «politische Mission» im Streben für ein vereintes Europa mit seinen persönlichen Erfahrungen an der Front im Zweiten Weltkrieg. Bereits 1950 wurde Heath, Sohn eines Bauunternehmers, ins Unterhaus gewählt. Mehr als ein halbes Jahrhundert später - im Herbst 2001 - zog er sich als dienstältester Abgeordneter («Vater des Unterhauses») aus dem Parlament zurück. Schon 1992 hatte «Sir Edward» das Angebot, auf die vornehmen roten Lederbänke des House of Lords zu wechseln, mit der Begründung abgelehnt, das Oberhaus sei «nicht mehr zeitgemäß».

Seine Amtszeit als Premierminister von 1970 bis 1974 blieb - abgesehen von dem historischen Schritt nach Europa - eher glücklos. Innenpolitisch hatte Heath, der 1965 Parteivorsitzender der Konservativen geworden war, mit der Zuspitzung der Unruhen in Nordirland und mit wachsenden wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Vor dem Hintergrund der weltweiten Energiekrise führten Streiks der britischen Hafen- und Bergarbeiter fast zum totalen Zusammenbruch der Wirtschaft. In den Betrieben wurde die Drei-Tage-Arbeitswoche eingeführt, der Notstand wurde ausgerufen. Im Februar 1974 von Heath ausgerufene vorzeitige Neuwahlen endeten mit einem Patt. Sein Labour- Kontrahent Harold Wilson bildete Anfang März 1974 eine Minderheitsregierung.

Heath konnte es nie verwinden, dass er 1975 von Margaret Thatcher in einer Art Palastrevolte als Parteiführer der Konservativen abgesetzt wurde. Die beiden konservativen Politiker, die so völlig gegensätzliche Richtungen ihrer Partei vertraten, sprachen jahrzehntelang kein Wort miteinander. «Sie wird eine Fußnote der Geschichte bleiben», urteilte der liberal-konservative Heath einmal über seine innerparteiliche Rivalin.

1990 machte Heath noch einmal Schlagzeilen, als er nach Bagdad reiste, um dort bei Saddam Hussein - mit Erfolg - über die Freilassung westlicher Geiseln zu verhandeln. Zwei Jahrzehnte zuvor war Heath als einer der ersten westlichen Politiker zu einem Treffen mit Mao Tsetung nach China gereist.

Heath lebte nach seinem Rückzug aus der Politik in der Kathedralen-Stadt Salisbury (Wiltshire), wo er sich seinem größten Hobby - der klassischen Musik - widmete. Als Dirigent - und als Segler - wurde Heath weithin bekannt. 1971 führte er seine Yacht «Morning Cloud III» zum Sieg im «Admiral,s Cup.»

Vielfach wurde Heath in den letzten Jahren von Kommentatoren als ein Politiker skizziert, der «verbittert und isoliert» erschien. Das hinderte den «Tory-Veteranen» aber nicht daran, bis zuletzt immer wieder seine Stimme gegen einen britischen Rückzug aus der EU und für einen raschen Beitritt zur Währungsunion zu erheben. (Von Anna Tomforde, dpa)

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