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Gedenken an Boris Nemzow nach dessen Ermordung im Frühjahr 2015

© dpa/EPA/Sergei Ilnitsky

Prozess in Russland: Alle Angeklagten im Mordfall Nemzow schuldig gesprochen

Im Februar 2015 wurde der russische Oppositionelle Boris Nemzow erschossen. Fünf Tschetschenen wurden nun schuldig befunden. Die Drahtzieher sind nicht gefasst.

Zweieinhalb Jahre nach dem Mord an dem russischen Oppositionspolitiker Boris Nemzow hat ein Moskauer Militärgericht die fünf Angeklagten am Donnerstag schuldig gesprochen, das Strafmaß wird am 4. Juli verkündet. Als Mordschützen bezeichnete das Gericht den Tschetschenen Saur Dadajew, auch die anderen Verurteilten stammen aus der Kaukasus-Republik.

Wadim Prochorow, der Anwalt der Angehörigen Nemzows, kritisierte die russische Justiz scharf: „Die Staatsmacht zeigte zwei Jahre lang keinen Willen, die Auftraggeber und Organisatoren zu ermitteln“, sagte er.

Organisator auf freiem Fuß

Der Mord an Nemzow steht in einer Reihe politischer Morde wie dem an der Journalistin Anna Politkowskaja – und er war dennoch besonders. Nemzow war ein Gegner von Präsident Wladimir Putin, gehörte jedoch als früherer Vize-Premier nach ungeschriebenen Regeln zur sogenannten Nomenklatura. Nemzow war am späten Abend des 27. Februar 2015 auf einer Moskwa-Brücke im Zentrum der russischen Hauptstadt vor den Augen der Sicherungskräfte des Kremls erschossen worden. Selbst Putin schien von der Dreistigkeit der Täter überrascht und sprach von einer „außergewöhnlichen Provokation“.

Schon nach einer Woche waren die mutmaßlichen Täter gefasst. Der als Organisator der Tat geltende Ruslan Muchudinow ist jedoch bis heute auf freiem Fuß. Er ist ein früherer Polizeioffizier aus dem unmittelbaren Umfeld des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow. Der habe mit dem Auftragsmord eine Grenze überschritten, spekulierten die Medien seinerzeit. Doch Kadyrow rettete seinen Kopf mit Loyalitätserklärungen an die Adresse Putins.

Von Frank Herold

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