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Nahost: Raketenangriff auf Abbas' Büro in Gaza

Seit der Ankündigung von Palästinenserpräsident Abbas, vorgezogene Neuwahlen durchführen zu wollen, liefern sich Fatah und Hamas in Gaza erbitterte Gefechte. Unter Beschuss stand dabei auch das Präsidentengebäude.

Gaza/Jerusalem - Die Ankündigung von Palästinenserpäsident Mahmud Abbas zu vorgezogenen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen hat den Konflikt mit der regierenden Hamas weiter angeheizt. Der Machtkampf zwischen der Fatah und der radikalislamischen Hamas entlud sich am Wochenende in einer Welle von Gewalt mit Toten und Verletzten. Bei einem Granatenangriff auf den Gebäudekomplex der Präsidentschaft in Gaza gab es am Sonntag zwei Verletzte. Außenminister Mahmud Sahar wurde beim Verlassen seines Amtssitzes in seinem Wagen beschossen, blieb aber unverletzt. Israel, die USA und die EU sagten Abbas ihre Unterstützung für Neuwahlen zu. Hamas-Regierungschef Ismail Hanija lehnte das Ansinnen Abbas' als verfassungswidrig ab.

Sicherheitsdiensten zufolge wurden auf die Präsidentschaftsanlage in Gaza Panzerabwehrraketen und zwei Mörsergranaten abgefeuert. Die eine sei in der Nähe eines Sicherheitspostens eingeschlagen, die andere auf dem Landeplatz für Hubschrauber. Mitglieder der Präsidentengarde besetzten Gebäude der Ministerien für Landwirtschaft und für Kommunikation und lieferten sich Gefechte mit Hamas-Kämpfern. In der Nähe der Anlage und der Residenz des Präsidenten hatten zuvor Gefechte zwischen Gardisten und bewaffneten Hamas-Kämpfer begonnen. Dabei wurde nach Krankenhausangaben eine 19-jährige Palästinenserin getötet, mindestens vier Menschen wurden verletzt.

Französischer Korrespondent verletzt

Bei Schusswechseln zwischen der Präsidentengarde und Kämpfern des bewaffneten Hamas-Arms in der Nähe von Abbas' Residenz in Gaza wurde der Korrespondent der französischen Tageszeitung "Libération", Didier François, verletzt. Wie ein AFP-Reporter berichtete, wurde der Journalist, den eine Kugel im Bein traf, im Krankenhaus behandelt. Unter den Verletzten war auch ein zehnjähriges Mädchen

Im Flüchtlingslager Dschabalija wurden nach Angaben von Zeugen und Sanitätern sieben Abbas-Anhänger verletzt, die für den Palästinenserpräsidenten demonstrierten. Mitglieder einer dem Innenministerium unterstellten Sicherheitstruppe hätten das Feuer auf die Demonstration eröffnet, hieß es.

Tausende folgen Hamas-Aufruf und gehen auf die Straße

Bei einem Angriff auf ein Ausbildungslager der Präsidentengarde in Gaza wurde am frühen Morgen ein Fatah-Mitglied getötet. Die Garde machte den bewaffneten Hamas-Arm für den Anschlag verantwortlich. Die Essedin-el-Kassam-Brigaden wiesen die Vorwürfe zurück und sprachen von "internen Kämpfen" zwischen bewaffneten Gruppierungen und Fatah-treuen Sicherheitsorganen. Abbas verurteilte den Angriff auf das Lager und ordnete an, die Urheber zu finden und vor Gericht zu bringen.

Die Hamas hatte nach Abbas' Wahl-Ankündigung vom Samstag umgehend zu Protesten aufgerufen. Tausende Palästinenser folgten ihrem Aufruf. In Sprechchören warfen sie Abbas Kollaboration mit Israel vor. Bei Schusswechseln zwischen Hamas- und Fatah-Anhängern wurde am Samstagabend in Gaza ein 13-jähriger Junge getötet.

Neuwahlen binnen drei Monaten?

Abbas erörterte am Sonntag mit der zentralen Wahlkommission das weitere Vorgehen. Mit der Bekanntgabe eines Wahltermins wurde zunächst nicht gerechnet. Der Kommissionsvorsitzende Hassan Nasser sagte, das Gremium benötige 110 Tage zur Vorbereitung des Urnengangs ab dessen offizieller Bekanntgabe per Dekret. Abbas enger Vertrauter Jassir Abed Rabbo hatte zuvor gesagt, die Abstimmung solle binnen drei Monaten stattfinden.

Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert sprach sich nach Angaben eines ochrangigen Mitarbeiters dafür aus, in der Frage der Neuwahlen zurückhaltend zu sein. Israel dürfe nichts sagen, was die Lage zusätzlich komplizieren könne, zitierte der Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden wollte, den Regierungschef.

Ebenso wie Hanija bezeichnete auch der im tunesischen Exil lebende Faruk Kaddumi, Chef der politischen Abteilung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und Mitglied des Fatah-Zentralkomitees, die von Abbas ausgerufenen Neuwahlen als verfassungswidrig. (tso/AFP)

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