zum Hauptinhalt

Raucherschutz: Bilder von verfaulten Zähnen sollen Raucher abschrecken

Mit ihrer Klage gegen schriftliche Warnhinweise auf Zigarettenpackungen sind die deutschen Tabakkonzerne bereits auf die Nase gefallen. Nun könnte die Abschreckung noch weit drastischer werden.

Berlin - Mit ihrer Klage gegen schriftliche Warnhinweise auf Zigarettenpackungen sind die deutschen Tabakkonzerne bereits auf die Nase gefallen. Solche Warnungen gehörten zu den „legitimen Aufgaben des Staates“ zum Schutz der Bürger, urteilte das Bundesverfassungsgericht. Nun könnte die Abschreckung noch weit drastischer werden. Geht es nach der Drogenbeauftragten, werden die Raucher beim Griff zum Glimmstängel bald mit Fotos von Raucherlungen, Tumoren oder angefaulten Zähnen konfrontiert.

Zum Weltnichtrauchertag am Samstag machte sich Sabine Bätzing für solche Schockfotos auf Zigarettenpackungen stark. Abbildungen wirkten stärker als die bisher üblichen Textwarnungen, sagte die SPD-Politikerin. „Ich kann mir vorstellen, dass wir 2010 die ersten Bildhinweise auf den Packungen haben“. Gleichzeitig solle es aber auch mehr Angebote zur Raucherentwöhnung geben.

Aus der Union kam Zustimmung. „Jede Maßnahme, die hilft, die Menschen vor den Gefahren des Rauchens abzuhalten, muss genutzt werden“, sagte Maria Eichhorn (CSU) dem Tagesspiegel. Es sei erwiesen, dass Bilder eher „emotionale Spuren“ hinterließen als Texthinweise und dass insbesondere Jugendliche stärker darauf reagierten. Auch beim Deutschen Krebsforschungszentrum rennt Bätzing mit ihrem Vorstoß offene Türen ein. Schockfotos weckten Emotionen und erreichten auch „aufklärungsresistente“ Bevölkerungsgruppen, sagte die Leiterin der Krebsprävention, Martina Pötschke-Langer. Und sie seien sie die preiswerteste Gegenwerbung überhaupt. „Wer 20 Zigaretten am Tag raucht, sieht die Folgen 7000 Mal im Jahr.“ Bei jährlich mehr als 6,5 Milliarden verkauften Packungen ergäben sich mehr als 100 Milliarden „Kontakte“. Umfragen in Kanada und Australien hätten ergeben, dass die dort praktizierten Warnungen in Text und Bild hochwirksam seien. Als erstes EU-Land hat Belgien die Schockfotos 2006 eingeführt. Großbritannien will nachziehen, auch in skandinavischen Ländern wird dies erwogen.

Der Europaabgeordnete Karl-Heinz Florenz (CDU) wandte sich gegen Schockfotos. Abschreckung sei nicht beliebig steigerbar, stattdessen sei mehr Aufklärung nötig. Vor allem aber müssten die Hersteller Produktverantwortung übernehmen und für die unbestrittenen Folgeschäden des Rauchens geradestehen. Es sei „nicht einsehbar, dass die Allgemeinheit dafür bezahlen muss“, sagte Florenz dem Tagesspiegel. Die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Dagmar Schipanski, forderte ein Werbe- und Rauchverbot für Film und Fernsehen. Vor allem Jugendliche würden durch rauchende Schauspieler und Musiker beeinflusst. Auch müssten Zigarettenautomaten abgeschafft und die Tabaksteuer weiter erhöht werden. Rainer Woratschka

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false